Industrie ruft Ende der Wirtschaftskrise aus

Die österreichischen Industriebetriebe blicken zuversichtlich voran. Zwei von fünf wollen neue Mitarbeiter einstellen.
Die Corona-Pandemie ist zwar nicht vorbei, die Wirtschaft hat sich laut Industriellenvereinigung aber bereits davon erholt.

Geht es nach der Industriellenvereinigung (IV), ist die Corona-Krise vorbei. Zwar nicht aus epidemiologischer Perspektive, „ökonomisch gesehen aber sehr wohl“, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

Laut Prognose der IV wird die österreichische Wirtschaftsleistung das Vorkrisenniveau im laufenden dritten Quartal wieder überschritten. Die Industrie habe diesen Punkt bereits im Frühling erreicht. Das Bruttoinlandsprodukt soll nach Schätzung der IV heuer um 3,5 bis 4 Prozent wachsen.

Globaler Aufschwung

IV-Chefökonom Christian Helmenstein sieht einen „sich voll entfaltenden globalen Aufschwung“. Weltweit wuchs die Wirtschaft heuer bereits um sechs Prozent, und somit so stark wie zuletzt 1973. Getragen wird diese Entwicklung vor allem von den zwei größten Volkswirtschaften, China und den USA. Während auf diese beiden etwa die Hälfte des Zuwachses entfällt, steuert die Europäische Union nur etwa 14 Prozent von den gesamten sechs Prozent bei. Laut Helmenstein wird die Dynamik im Sommer ihren Plafond erreichen, aber auch danach soll die Wirtschaft weiter wachsen.

Industrie ruft Ende der Wirtschaftskrise aus

Das IV-Konjunkturbarometer, für das 394 österreichische Unternehmen mit insgesamt 277.700 Beschäftigten befragt wurden, zeigt für die Industrie derzeit hohe Auftragsbestände. Erfreulich sei dabei, dass auch die Summe der Auslandsaufträge hoch sei, obwohl viele Auslandsmärkte durch Reisebeschränkungen nur schlecht erreichbar sein.

Rohstoffmangel

Die Industrie war in den letzten Monaten mit „extrem gestiegenen Vorproduktpreisen“ konfrontiert, so Helmenstein. Diese konnten aber an die Kunden weitergegeben werden. Helmenstein rechnet damit, dass sich insbesondere die Preise für Rohstoffe bald wieder normalisieren.

Das dauere länger, je höher der Verarbeitungsgrad eines Gutes ist. Bei Holz normalisiere sich die Situation beispielsweise bereits wieder und auch bei Kupfer wurde „der obere Wendepunkt erreicht“, so Helmenstein. Eine Ausnahme sieht der Ökonom beim globalen Halbleitermangel, der sich noch bis 2023 oder sogar 2024 auswirken dürfte.

Lieferketten

Die aktuellen Probleme im internationalen Güterverkehr dürften nicht von Dauer sein, schätzt Helmenstein. Ungleichgewichte in der Verfügbarkeit von Schiffscontainern gebe es in Folge von Wirtschaftskrisen immer, sie dürften aber „nicht zu wesentlichen Disruptionen unserer Lieferketten“ führen.

Auch in den letzten Verwerfungen an den amerikanischen Börsen sieht Helmenstein im Gespräch mit dem KURIER keine Gefahr für die Entwicklung der Konjunktur. Es handle sich um Korrekturen in einem üblichen Ausmaß.

Beschäftigung

Gute Aussichten gibt es nach Einschätzung der IV auch für den Arbeitsmarkt. 40 Prozent der Befragten Industrieunternehmen beabsichtigen, neue Mitarbeiter einzustellen. Ob das umgesetzt werden kann, hängt von der Verfügbarkeit von Fachkräften ab.

Hier müsse ein Umgang mit der paradoxen Situation von Kurzarbeit und Unterbeschäftigung in manchen Brachen bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel in anderen Bereichen gefunden werden. Helmeinstein plädiert für Maßnahmen, um die Mobilität zwischen verschiedenen Branchen zu verbessern. Statt strengeren Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose befürwortet er ein Modell von Incentives.

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