EU erwartet 2021 BIP-Wachstum in Österreich von 3,8 Prozent

BIP-Zuwachs von Juli bis September annualisiert um 3,4 Prozent
Leichte Erholung in EU und Eurozone. Österreich 2021 weiter unter EU-Durchschnitt.

Die Aussichten für die heimische Wirtschaft haben sich wegen der Coronavirus-Impffortschritte und positiven Signale aus dem Welthandel laut EU-Kommission wieder leicht gebessert. Sie hat ihre Prognose für 2021 erneut angehoben. Heuer rechnet die EU-Behörde mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,8 Prozent. In ihrer Frühlingsprognose war sie von einem Plus von 3,4 Prozent ausgegangen. Dennoch liegt Österreich zumindest heuer unter dem EU-Durchschnitt.

Im kommenden Jahr dürfte für Österreich der Aufschwung andauern: Für 2022 geht die EU-Kommission von 4,5 Prozent Wachstum aus, wie in der von der EU-Behörde am Mittwoch in Brüssel vorgestellten Sommerprognose festgehalten. Das ist mit einem Plus von 0,2 Prozentpunkten geringfügig mehr als noch im Frühling erwartet. Mit einem 4,5-Prozent-Wachstum liegt Österreich 2022 im EU- und Eurozonen-Durchschnitt.

4,5 Prozent Plus in der Eurozone

Die Wirtschaft in der Eurozone dürfte der Brüsseler Prognose zufolge heuer um 4,8 Prozent und 2022 um 4,5 Prozent wachsen. Auch in der gesamten EU wird demnach das BIP schätzungsweise heuer um 4,8 Prozent ansteigen, im kommenden Jahr um 4,5 Prozent. "Das reale BIP wird voraussichtlich im letzten Quartal 2021 sowohl in der EU als auch im Euroraum sein Vorkrisenniveau erreichen", heißt es in der Vorausschau.

Noch Mitte Mai setzte die EU-Kommission schwächere Werte an. Damals hieß es, die Wirtschaftsleistung in der Eurozone werde dieses Jahr um 4,3 Prozent steigen und in der EU 4,2 Prozent. Für 2022 wurden 4,4 Prozent Wachstum für die EU und Eurozone prognostiziert.

Plus bei Verbraucherpreisen

"Die Unsicherheiten und Risiken bezüglich der Wachstumsaussichten sind hoch, bleiben aber insgesamt ausgewogen", heißt es in einer Aussendung. Das Ausbreiten der Delta-Variante zeige, wie wichtig die Beschleunigung der Impfkampagnen sei.

Unter anderem wegen steigender Ölpreise kommt es in Österreich bei den nach der europäischen Methode ermittelten Verbraucherpreisen (HVPI) 2021 zu einem starken Anstieg. Nachdem die Inflation im Jahr 2020 1,4 Prozent erreichte, werde es heuer zu einem Höchststand von 2,1 Prozent kommen, bevor sie 2022 auf 1,9 Prozent sinke, so die EU-Kommission. Der Grund für den Rückgang liege daran, dass die "Produktionsengpässe beseitigt werden und sich Angebot und Nachfrage angleichen".

Österreich liegt hier im Eurozonen- und EU-Durchschnitt. In der Eurozone wird laut EU-Behörde die Inflation heuer 1,9 Prozent und im kommenden Jahr 1,4 Prozent liegen. In der EU erreiche sie im Jahr 2021 2,2 Prozent, im Jahr 2022 dann 1,6 Prozent.

IWF rechnet mit starker Erholung

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa rechnet ebenfalls unverändert mit einer starken Erholung der Weltwirtschaft von der Coronavirus-Krise, allerdings nicht in den ärmeren Ländern. Es gebe eine gefährliche Spaltung, viele ärmere Staaten würden abgehängt, sagte die Bulgarin am Mittwoch. Das liege vor allem daran, dass Corona-Impfstoffe nicht überall zur Verfügung stünden und sich die Infektionszahlen entsprechend unterschiedlich entwickelten.

"Es ist ein kritischer Moment." Georgiewa forderte die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) auf, bei ihrem Finanzministertreffen am Freitag und Samstag in Venedig zu handeln.

Mindestens 40 Prozent Geimpfte als Ziel

Ein schnellerer Zugang zu Impfstoffen könne in den nächsten sechs Monaten mehr als eine halbe Million Menschenleben retten, ergänzte Georgiewa. Es müsse das Ziel sein, bis zum Jahresende in jedem Land mindestens 40 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben und mindestens 60 Prozent bis Mitte 2022. Davon sind die meisten Länder der Welt aber noch weit entfernt.

Die konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft liege im Rahmen der IWF-Erwartungen aus dem April, als sechs Prozent Wachstum in Aussicht gestellt worden waren. Nach einer nie da gewesenen Krise gebe es eine beispiellose Erholung in einigen Staaten. Für die USA prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) beispielsweise ein Wachstum von sieben Prozent in diesem Jahr, so viel wie seit 1984 nicht mehr.

"Prüfen Wege"

Um noch effektiver gegen die Pandemie und ihre Folgen ankämpfen zu können, sollen die Reserven des IWF um 650 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Das wäre die stärkste Erhöhung der sogenannten Sonderziehungsrechte - einer künstlichen Währung des IWF - in der Geschichte des Fonds. Georgiewa rechnet damit, dass dies bis Ende August umgesetzt sein wird. Mindestens 100 Milliarden Dollar (85 Mrd. Euro) der neuen Mittel sollen auf freiwilliger Basis an die ärmsten und schwächsten Länder der Welt fließen.

"Wir prüfen mit unseren Mitgliedern Wege, um dies hinzukriegen." Dies könne über das IWF-Hilfsprogramm PRGT laufen oder einen neuen Fonds für mehr Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit (RST). Die G20-Länder könnten Pläne dafür jetzt vorantreiben. Besonders arme Länder würden dann Hilfen bei Strukturveränderungen bekommen, etwa Herausforderungen, die durch den Klimawandel entstehen.

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