Green Jobs: Regierung startet neue Arbeitsstiftungen gegen Fachkräftemangel

Green Jobs: Regierung startet neue Arbeitsstiftungen gegen Fachkräftemangel
Für Aus- und Weiterbildung im Umweltbereich werden 17 Millionen, für den Verkehrsbereich 10 Millionen Euro investiert.

Beim heutigen Ministerrat hat die türkis-grüne Regierung die Einrichtung von zwei neuen Arbeitsstiftungen beschlossen: Eine widmet sich dem Umwelt-, die andere dem Verkehrsbereich. 

Ziel dieser Arbeitsstiftungen sei es, so Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), dem Fachkräftemangel in diesen Bereichen entgegenzuwirken. Die Corona-Joboffensive (mehr dazu hier), die bereits mehr als 113.000 Menschen in Anspruch genommen haben, das Fachkräftestipendium und die "Aktion Sprungbrett" laufen parallel. 

Zu den beiden Stiftungen: 

Für Aus- und Weiterbildungen im Umweltbereich werden in Summe 17 Millionen Euro investiert. Davon kommen rund 6,5 Millionen direkt von Unternehmen, in denen die Teilnehmer 18 bis 24 Monate lang aus- bzw. weitergebildet werden sollen. Es handelt sich dabei ausschließlich um so genannte "Green Jobs". 10,5 Millionen steuert das Arbeitsministerium bei - allerdings nicht, wie Minister Kocher betont, aus dem laufenden Budget. Es sei zusätzliches Geld.

Für Jobs im Verkehrsbereich investiert die Regierung ebenfalls 10 Millionen Euro - auch dieses Geld kommt zusätzlich zum Regelbudget des Ressorts dazu. Einen Fachkräftemangel gebe es laut Kocher vor allem im öffentlichen Verkehr. Europaweit werden Lokführer gesucht - auch in Österreich steht der Job auf der Mangelberufsliste. Es bestehe großes Umschulungspotenzial: Derzeit gebe es rund 4.000 arbeitslose Kraftfahrer. 

Die Maßnahmen unterstützen die Strategie der Bundesregierung, für die Zukunft mehr und bessere Jobs zu schaffen, sagt Kocher. Das Angebot richte sich an Arbeitslose bzw. an Menschen, die arbeitslos werden und sich weiterbilden wollen. Der Start ist Anfang 2022. 

"Viele Betriebe wollen Weg mit uns gehen"

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) betont, dass man diese Jobs gerade jetzt, zur Bewältigung der Corona-Krise, gut gebrauchen könne. Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wird heute im Nationalrat beschlossen (mehr dazu hier) und schaffe enormen Bedarf an Fachkräften. "Wir brauchen die Installateurinnen und Installateure, die die alten Heizkessel herausnehmen und die neuen Systeme installieren", erklärt Gewessler. 

Gewessler spricht von rund 1.000 Ausbildungsplätzen, die durch die neuen Stiftungen geschaffen werden können. Das Interesse sei groß, "viele Betriebe wollen diesen Weg mit uns gehen" und die Bandbreite an Jobs sei groß. 

Auch im Mobilitätsbereich gebe es einen Rekord-Ausbau, und auch das generiere einen Bedarf an Jobs bzw. Umschulungen, etwa "vom Flugbegleiter zum Zugbegleiter", sagt Gewessler. 

Regierung beschließt Umweltstiftung für "klimafitte Zukunftsjobs"

Positive Reaktionen

Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) zeigt sich erfreut: "Wir freuen uns, dass wir uns mit unserer Forderung nach Arbeitsstiftungen jetzt durchgesetzt haben", so ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian in einer Aussendung. Arbeitsstiftungen seien ein sehr wirksames Instrument, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren - genau das brauche es jetzt.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bekämen dadurch Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung und beim Finden der passenden Ausbildungen, die ihnen echte Zukunftsperspektiven bieten. Da das AMS einen Teil der Lebenserhaltungskosten übernehme, seien die Teilnehmenden besser abgesichert. Der ÖGB fordere auch eine Pflegestiftung.

Auch die Verkehrsgewerkschaft vida begrüßt das Stiftungsmodell zur Deckung des Fachkräftebedarfs im Öffentlichen Verkehr. "Wir nehmen den Ball der Regierung, dass gemeinsam mit den Sozialpartnern ein Stiftungsmodell erarbeitet werden soll, gerne auf und werden dafür sorgen, dass die Stiftung mit Leben erfüllt wird", sagt vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit.

Der vida sei bei ihrer Forderung nach einer Stiftung von Anfang an wichtig gewesen, dass die Verkehrsbeschäftigten weder die Corona- noch die Klimakrise mit Arbeitslosigkeit und drastischen Einkommensverlusten bezahlen müssen. Die Erfahrungen durch die Insolvenz der Fluglinie Level aber auch der Personalabbau bei der Westbahn hätten gezeigt, dass Corona massive Auswirkungen auf die Beschäftigten und ihre Arbeitsplätze haben kann.

Auch der Kampf gegen die Klimakrise mit der Reduktion von CO-Emissionen könne sich auf die Arbeitsplatzsituation wie etwa in der Luftfahrt auswirken. Wichtig sei die finanzielle Absicherung der Betroffenen.

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) ist ebenfalls zufrieden, dass die Regierung ihre Vorschläge aufgegriffen habe. Arbeitsstiftungen seien ein wirksames Instrument gegen den Fachkräftemangel, kommentierte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf den Ministerratsbeschluss zu Arbeitsstiftungen im Umwelt- und Verkehrsbereich.

Bei der Umsetzung der Arbeitsstiftungen sei wichtig, dass die Aus-und Weiterbildung so betriebsnah wie möglich erfolge. "Die WKÖ unterstützt sehr gerne bei der Errichtung der beiden Stiftungen. Es geht darum, genau dorthin zu qualifizieren, wo es Bedarf gibt. Daher ist jede Maßnahme zu begrüßen, die Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt besser zusammenführt", so Kopf.

Nächster Ministerrat Ende Juli

Die heutige Regierungssitzung war übrigens die letzte vor der Sommerpause. Entsprechend gelöst war die Stimmung zwischen türkisen und grünen Regierungsmitgliedern, die am Mittwoch wieder enger zusammenrückten und erstmals seit mehreren Monaten Coronakrise wieder am traditionellen Grünen Tisch Platz nahmen.

Ganz frei von Ministerräten sind die kommenden Wochen freilich nicht: Für 28. Juli ist ein Sommer-Ministerrat angesetzt.

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