Bald weniger und teurere Produkte im Supermarktregal?
Zunächst war es der Chipmangel in der Autoindustrie, der zum Produktionsstopp in nicht wenigen großen deutschen Werken und zu Lieferverzögerungen geführt hat.
Mittlerweile greift das Lieferkettenchaos aus Asien bei vielen Vor- und Endprodukten aber auch auf den Einzelhandel über. Für die Konsumenten in Europa und Österreich wird das je nach Branche verschiedenste Auswirkungen haben: Weniger Artikel in den Regalen, längere Wartezeiten bei einzelnen Produkten oder schlicht höhere Preise.
Beim Möbel- und Dekoanbieter Butlers zeichnet sich aktuell ab, dass Artikel „zeitweise ausverkauft sein werden“, sagte Geschäftsführer Wilhelm Josten der deutschen Wirtschaftswoche. Das trifft auch auf Österreich zu, bestätigte eine Sprecherin dem KURIER, ohne auf Details einzugehen.
Weniger im Sortiment
Um solch einer Liefer-„Falle“ zu entgehen, reduziert Möbelriese Ikea für das kommende Geschäftsjahr von vornherein sein Angebot und konzentriert sich auf die wichtigsten Sortimentsbereiche und Produkte. Um lieferfähig zu bleiben, fährt Ikea in Europa sein Sortiment um rund fünf Prozent herunter. Bei durchschnittlich 12.000 Produkten in einem Ikea-Einrichtungshaus wären das 600 Artikel, die man 2022 vergeblich suchen wird.
Aus dem Unternehmen hieß es dazu: „Welche Produkte betroffen sein könnten, lässt sich noch nicht sagen, das wird evaluiert. Aber Kunden werden sicher nicht vor leeren Regalen stehen. Eher werden vergriffene Produkte zeitweise aus dem Sortiment genommen.“
Hafen-Stau in Südchina
Hintergrund ist: Wegen Corona gab es schon im Vorjahr unzählige Produktions- und Lieferunterbrechungen in Asien, speziell auch in China. Dann kam Ende März die Havarie des Frachters „Ever Given“ im Suezkanal dazu. Und vor kurzem der gigantische Stau im südchinesischen Containerhafen Yantian, der in der Schifffahrtsbranche als noch schwerwiegender als die Suez-Verzögerungen eingestuft wird. Auslöser in Yantian waren neue Corona-Fälle unter Hafenarbeitern.
Auch Reinigungsspezialist Kärcher hat mit corona-bedingten Verwerfungen zu kämpfen. Neben Schutzmaßnahmen in den Fabriken und den gestiegenen Frachtkosten wirkt sich vor allem der hohe Stahlpreis auf die Produktionskosten aus. Ab dem kommenden Jahr müssen Konsumenten deswegen mit einer Preiserhöhung um etwa fünf Prozent rechnen, kündigte Kärcher-Chef Hartmut Jenner an.
Bei Elektronikgeräten könnte den Konsumenten sogar ein Preisanstieg von bis zu 20 Prozent blühen, schätzt der designierte WIFO-Chef Gabriel Felbermayr.
Viele Betroffene
Nicht viel anders bei den Baumärkten. Auch Hornbach spürt die angespannte Logistiksituation. Oder Schuhhändler Deichmann, berichtet wiederum die Wirtschaftswoche. Die Liste ließe sich wohl lange fortsetzen. Und – erstaunlich genug – selbst im heimischen Lebensmitteleinzelhandel ist die Lieferkrise bereits angekommen.
So antwortet Diskonter Hofer auf KURIER-Anfrage nach möglichen Verzögerungen bei Aktionsartikeln wie in Deutschland bei Aldi Süd: „Mit unserem engmaschigen Lieferantennetzwerk und durch möglichst effiziente Transportwege bemühen wir uns, unsere Produkte stets pünktlich in all unseren Filialen anbieten zu können. Auf Grund nach wie vor anhaltender logistischer Herausforderungen hinsichtlich grenzüberschreitender Lieferungen kann es aktuell zu einigen zeitlichen Verzögerungen kommen.“
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