Ökonom Felbermayr: Größtes Vorhaben in der Geschichte der EU

Ökonom Felbermayr: Größtes Vorhaben in der Geschichte der EU
Der designierte Wifo-Chef sieht bei dem Programm Fit for 55 noch einige Herausforderungen.

Für den designierten WIFO-Chef Gabriel Felbermayr ist das europäische Programm Fit for 55 "vermutlich das größte Vorhaben, das die Europäische Union in ihrer Geschichte jemals angegangen ist“. Das sei aber auch notwendig, wenn das Ziel, die europäische Wirtschaft innerhalb von 30 Jahren zu Dekarbonisieren, erreicht werden soll, erklärte er im Ö1 Journal um acht.

Auf Wirtschaft und Konsumenten werden dabei jedenfalls Änderungen zukommen. „Es muss uns auch klar sein, dass wir in Zukunft sehr viel höherere CO2-Preise haben werden“, so Felbermayr.

Kritik übte er am festgeschriebenen Aus für Autos mit Verbrennungsmotor 2035. Dieses sei „eigentlich redundant, wenn wir wirklich in eine umfassende CO2-Bepreisung einsteigen“, die auch den Verkehr betreffe. Denn es sei nicht gesagt, dass dort am meisten Treibhausgase einzusparen sind. Fraglich ist, argumentiert Felbermayr, ob nicht mit kleineren volkswirtschaftlichen Kosten mehr Wirkung erzielt werden könnte. Umgesetzt werden sollte das über den Markt, das bedeutet über den CO2-Preis.

Ausreichend Ökostrom

Um den Umstieg auf E-Mobilität zu ermöglichen, müsse jedenfalls in Ladeinfrastruktur investiert werden, so Felbermayr. Für zentral hält Felbermayr den Ausbau erneuerbarer Energien. Denn wenn Ökostrom als zentraler Energieträger Gas, Öl und Kohle ersetzten soll, muss dieser „in enormen Mengen“ verfügbar sein.

Es sei im Interesse „nicht nur für die Industrie, sondern auch für die Verbraucher“, dass die Strompreise günstig bleiben. Wenn das nicht gelingt, befürchtet Felbermayr Wohlstandsverluste, Probleme bei der sozialen Verträglichkeit und bei der Wettbewerbsfähigkeit.

Ein weitere Herausforderung sieht der designierte WIFO-Chef im EU-Außenhandel. Zwar könnten bei Importen Klimazölle eingehoben werden, um gleiche Bedingungen für europäische und -nach niedrigeren Klimaschutzstandards produzierte- Importwaren zu erreichen.

Für die Exporte gibt es allerdings noch keine Lösung. So könnte zum Beispiel in Europa produzierter Stahl international „deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verlieren“.

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