Ökonom Felbermayr: "Die USA wachsen Europa geradezu davon"

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Die Weltwirtschaft erholt sich stark, nur Europa nicht. Der zukünftige Wifo-Chef Gabriel Felbermayr weiß, warum.

Wo steht Österreichs Wirtschaft im Ausklang der Corona-Pandemie und wie wird es weitergehen, fragte sich Moderatorin Corinna Milborn im Verbund-Energiefrühstück am Dienstagmorgen.

Große Ungleichheit

„Die Wirtschaft brummt überraschend stark, aber es gibt eine große Heterogenität in der EU und im transatlantischen Vergleich“, sagt Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel und zukünftiger Chef des Wifo.

Im Vergleich zu den USA weise Europa eine relativ schwache Dynamik auf, die USA „wachsen uns geradezu davon“, so Felbermayr. Ein Grund dafür sei, dass US-Präsident Joe Biden mit einem riesigen Investitionsprogramm die US-Wirtschaft ankurble und dafür eine Neuverschuldung in Höhe von 30 Prozent des BIP in Kauf nehme. Europa sei hier viel konservativer unterwegs.

Es gebe aber auch strukturelle Probleme, wie eine hohe Heterogenität innerhalb der EU. „Der Süden Europas ist stärker von BIP-Rückgängen betroffen als der Norden“, sagt Felbermayr.

China wird überschätzt

Eine wichtige Frage sei, wie Europa geostrategisch weitermachen müsse. „Es gibt keine Alternative zur transatlantischen Zusammenarbeit.“ China werde einen immer größeren Anteil des weltweiten Bruttosozialprodukts beanspruchen und weiter ein Wirtschaftsmotor bleiben – wovon Österreich bisher stark profitiert habe.

Bis 2040 soll auf China knapp ein Viertel des weltweiten Bruttosozialprodukts entfallen, doch dann soll der Plafond erreicht sein, meint der Ökonom: „China wird vorher alt, als reich.“ China werde auf diesem Niveau stecken bleiben und in der Folge sogar wieder etwas verlieren.

Die EU und die USA werden auch 2040 die Nase vorne und damit das Sagen in der Weltwirtschaft haben, aber nur gemeinsam, nicht alleine. Zähle man die EFTA, Großbritannien und Kanada noch dazu, sei der Vorsprung noch größer.

China sei auch bei weitem nicht der wichtigste Partner für Europa. „Wir machen uns gegenüber China oft kleiner als wir sind, das Bild wird oft überzeichnet“, sagt Felbermayr. China sei zwar ein großer Partner im Güterhandel, aber nicht bei Dienstleistungen und im Finanzsektor.

Günstigere grüne Energie

Ein weiterer entscheidender Punkt für Europas Wirtschaft werde die CO2-Bepreisung sein. „Es ist richtig, wenn die Verbrennung fossiler Brennstoffe teurer wird. Aber dann braucht es auch leistbare Alternativen“, sagt Felbermayr. Hier passiere seitens der Politik zu wenig. Wenn man bedenke, dass Europa „nur“ für zehn Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich ist, erkenne man rasch, dass das Problem nicht in Europa gelöst werden könne.

Eine Möglichkeit wäre es, grüne Energie zu subventionieren. Das würde die Wettbewerbsfähigkeit und die soziale Verträglichkeit steigern. Zusätzlich brauche es einen massiven Ausbau der Kapazitäten, um die Energiewende zu schaffen. Dazu zählt nicht nur der Ausbau von Wasserkraft, Fotovoltaik und Windenergie, sondern auch der Infrastruktur, wie Stromnetze und Speichermöglichkeiten.

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