Kühler Komfort: Klimaanlagen und Alternativen
Auch wenn der Sommer in diesem Jahr auf sich warten lässt: Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Wird es in der Wohnung unerträglich heiß, senken Klimaanlagen die Raumtemperatur auf ein angenehmes Maß – das lässt uns besser schlafen und arbeiten.
In öffentlichen Gebäuden und Großraumbüros werden große Lüftungsklimaanlagen eingesetzt, die die Räume mit abgekühlter und entfeuchteter Luft versorgen. Für kleinere Unternehmen, Arztpraxen oder Kanzleien eignen sich Multisplit-Geräte. Mit einem zentralen Außengerät lassen sich mehreren Innengeräte in den Räumen einzeln steuern. Für Haushalte und Wohnungen stellen Singlesplit-Geräte das beste Preis-Leistungsverhältnis dar. Sie bestehen aus einem Außen- und einem Innenteil. „Man kühlt nicht jeden Raum einzeln, sondern gesamte Bereiche. Für eine Wohnfläche von etwa 80 Quadratmeter ist ein Gerät mit einer Kühlleistung zwischen drei bis maximal fünf kW ausreichend“ sagt Jürg Hagleitner, Bundesfachgruppenobmann der Kälte- und Klimatechnik. Die Kosten dafür liegen zwischen 3.000 und 5.000 Euro, die Lebensdauer beträgt bei richtiger Wartung 15 bis 20 Jahren.
Immer mehr Hitzetage steigern die Nachfrage nach einer effizienten Kühlung, die das Klima nicht noch mehr belastet – also Fernkälte. Sie hält Innenräume kühl, ohne die Außentemperatur zusätzlich aufzuheizen. Deshalb baut Wien Energie das Netz seit Jahren massiv aus: Insgesamt 18 Fernkältezentralen gibt es in der Bundeshauptstadt bereits. Daneben zählen auch Linz und St. Pölten zu den Hotspots der Fernkälteversorgung.
Bisher kommen hauptsächlich Großabnehmer und öffentliche Einrichtungen wie die Universität Wien, das Allgemeine Krankenhaus in Wien oder Krankenanstalten in den Bundesländern in den Genuss der Fernkälte. Doch auch Privatpersonen können die umweltfreundliche Alternative beziehen – so ist etwa der Althan Park am Alsergrund als eines der ersten Wohnhäuser Wiens damit ausgestattet.
Allerdings ist Fernkälte für private Wohnungen nur im Zuge von Neubauten einsetzbar. Darum hat Wien Energie ein innovatives System entwickelt, das bestehende Fußbodenheizungen im Sommer in Fußbodenkühlungen umwandelt. Entwickelt wurde das neue Produkt im Rahmen des Forschungsprojekts Aspern Smart City Research (ASCR) in der Seestadt. „Wir nutzen bestehende Fußbodenheizungen und schicken - vereinfacht gesagt - kaltes statt heißem Wasser durch die Schläuche. So können die Räume um bis zu fünf Grad heruntergekühlt werden“, erklärt Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl. Dabei könnten im Vergleich zu herkömmlichen Klimaanlagen mehr als 30 Prozent eingespart werden. Seit Kurzem kommt das System auch außerhalb des Forschungsprojekts zum Einsatz - etwa bei einem Wohnhaus in der Bonsaigasse 4 im Kirschblütenpark in der Donaustadt.
Günstiger, aber ineffizienter
Ein fest verbautes Klimagerät ist eine Investition für viele Jahre. Nicht jeder kann oder will sich das leisten. Zudem bedarf es einer Baugenehmigung bzw. des Einverständnisses des Eigentümers. Viele weichen daher auf günstigere Mobilgeräte aus, sogenannte Monoblockgeräte. Der Vorteil: Es gibt sie um wenige hundert Euro und man kann sie bei Bedarf in unterschiedlichen Räumen aufstellen. Allerdings sind sie deutlich lauter bei weniger Leistung. „Kompaktgeräte sind energetisch sehr ineffizient. Man muss sich überlegen, wo die Abwärme weggeht, sodass sie nicht zurückkommt. Üblicherweise wird sie über einen ins Fenster geklemmten Schlauch abtransportiert, der sich ebenfalls erhitzt und den Raum heizt“, sagt Hagleitner.
Beratung und Service
Der höhere Stromverbrauch ist schlecht für die Umwelt und für die Geldbörse. Hagleitner rät deshalb von Onlinebestellungen ab. „Es gibt oft Probleme mit der Montage, der Inbetriebnahme und dem fehlenden Service. Fachbetriebe haben keinen Zugang zu den Daten von Geräten aus dem Internet oder Baumarkt.“ Entscheidend ist weiters die Standortwahl. „Innen soll Zugluft vermieden werden. Außen soll das Gerät keine optische oder akustische Beeinträchtigung verursachen.“ Auch die Kühllast muss an die Bedürfnisse angepasst werden. „Man sollte keine zu große Kälteleistung installieren“, rät Hagleitner. „Wohlbefinden entsteht über Luftentfeuchtung, weniger über die Temperatur.“
Negative Effekte für die Umwelt
Richtig positioniert erhöht die Klimaanlage den Komfort bei der Arbeit und in der Freizeit. Doch was einerseits Segen ist, ist zugleich Teil des Problems: In Kälteanlagen kommen umweltschädliche Kühlmittel zum Einsatz. Das in Splitgeräten verwendete Mittel R32 – Difluormethan – unterliegt der F-Gase-Verordnung. Wartung und Entsorgung muss vom Fachmann erfolgen. Peter Skala, Initiator der Plattform Meine Raumluft: „Entweicht dieses, etwa durch Schäden oder unsachgemäße Wartung, gibt es einen höheren Treibhauseffekt als bei Kohlendioxid.“
Monoblockgeräte werden mit Propan (R290) betrieben. Entweicht das Gas, schadet es dem Klima zwar weniger als die fluorierten Kohlenwasserstoffe in Splitgeräten. Allerdings hebt der höhere Stromverbrauch den Vorteil im Vergleich zu fix verbauten Geräten wieder auf.
Belastung für Gesundheit
Schnupfen, Kopfschmerzen und ein steifer Nacken: Auch die Gesundheit kann leiden, wenn die Klimaanlagen nicht optimal eingestellt ist. „Abrupte Temperaturwechsel belasten den Organismus und die Nasenschleimhaut“, sagt Skala. „Bei Außentemperaturen jenseits der 30 Grad sollte die Raumluft auf 23-27 Grad gekühlt werden.“
In Bezug auf das Corona-Virus besteht laut Robert-Koch-Institut ein geringes Risiko, sofern es sich um professionell installierte und gewartete Anlagen mit Frischluftzufuhr handelt: „Da es sich bei Covid-19 um eine primär über Tröpfchen und nicht primär über die Luft übertragene Infektion handelt, ist nach jetzigem Kenntnisstand nicht davon auszugehen, dass eine Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 über betriebene Lüftungsanlagen, etwa in öffentlichen Gebäuden, Hotels erfolgt.“
Alternative Systeme
Wer nach alternativen Systemen Ausschau hält, kann mehrere Komponenten kombinieren. Skala: „Das beginnt in der Gebäudeausrichtung, setzt sich im richtigen Mix aus massiven Bauteilen, wärmeregulierenden Baustoffen und modernen Lüftungstechnologien fort und endet bei der Gebäudehülle mittels Einsatzes von funktionalen Fassaden- und Beschattungssystemen.“
Im Bestand sind die Möglichkeiten etwas eingeschränkter. Die gesündeste und klimafreundlichste Lösung lautet daher immer noch: Die Wärme erst gar nicht hereinlassen. Sprich: Fenster und Türen untertags geschlossen halten und erst abends lüften.
Ventilatoren mit Luftreinigung
Außenverschattungen wie Rollläden, Markisen und Jalousien verhindern, dass Sonnenlicht und Wärme direkt durch die Scheibe ins Innere gelangen. Damit ist schon viel getan. Skala: „Man kann zusätzlich Ventilatoren einsetzen. Die verbrauchen nur einen Bruchteil des Stromes und haben teils auch die Zusatzfunktionen einer Luftreinigung.“ Mit etwas Glück wird dann eine Klimaanlage ganz überflüssig.
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