Einbußen am Retailmarkt: Shoppingimmobilien im Wandel
Das Coronajahr 2020 war ein schwieriges Jahr für den österreichischen Einzelhandel, viele Sparten hatte mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Am stärksten war der Bekleidungs- und Schuhhandel betrofffen, der Immobilienberater CBRE Austria beziffert das Minus mit -24 Prozent. Im Gegensatz dazu hat der Onlinehandel ein Umsatzplus in der Höhe von 17 Prozent erwirtschaftet, auch der Lebensmittelhandel, Baumärkte sowie der Möbel- und Elektrohandel profitierten.
Viele Händler haben die Krise genutzt, um ihre Online-Präsenz auf- oder auszubauen. Im europäischen Vergleich hinkt Österreich jedoch nach wie vor punkto Onlinepräsenz hinter den anderen Ländern her. Ein Teil der Einzelhändler hat bereits 2020 Insolvenz anmelden müssen, sobald die staatliche Unterstützung und die Mietstundung ausgelaufen waren. Doch die Experten erwarten, dass die Insolvenzwelle auch ins laufende Jahr 2021 verschleppt werden könnte. Diese Entwicklung wird Retailflächen in begehrten Lagen frei machen, die dann wieder neu vermietet werden können.
Doch wie wirkt sich all das auf den Geschäftsflächen-Immobilienmarkt aus? Mieter von Geschäftslokalen wollen sich derzeit nicht lange binden, die Folge ist eine flexiblere Gestaltung der Mietverträge: Das betrifft sowohl kürzere Laufzeiten als auch konkret festgelegte Ausstiegsszenarien. Die Höhe der Geschäftsraummieten wird sich an die aktuelle Situation anpassen, erwarten die CBRE-Experten. Die Spitzenmiete in Fachmarktzentren ist mit 14 Euro pro Quadratmeter stabil geblieben, während es bei Einkaufszentren und in Geschäftsstraßen zu Mietreduktionen gekommen ist. Konkret ist die Spitzenmiete in Einkaufszentren seit Beginn der Pandemie von 120 Euro pro Quadratmeter auf 100 Euro pro Quadratmeter im Monat gesunken. In der Wiener Innenstadt hat die Miete in 1A-Lagen ebenfalls nachgegeben und liegt nun bei 320 Euro pro Quadratmeter.
Der Kohlmarkt ist nach wie vor Wiens teuerste Lage (mit Mieten von 230 bis 320 Euro/ im Monat) – aber auch im weltweiten Vergleich, gefolgt vom Graben (180 bis 290 Euro), der Kärntner Straße ( 165 bis 220 Euro) und der Mariahilfer Straße (80 bis 155 Euro pro Quadratmeter).
Begegnungs- und Fußgängerzonen erhöhen die Attraktivität von Einkaufsstraßen in Zeiten des Strukturwandels. Durch den Ausbau der U5 sowie der U2 erwarten die Experten zunächst Einbußen durch Großbaustellen, auf längere Sicht jedoch positive Impulse durch Frequenzsteigerungen. Der Gastronomie- und Entertainment-Anteil in Einkaufszentren und Geschäftsstraßen steigt. „Es kommt nicht mehr nur auf den Retail-Mix an, sondern auf die Aufenthaltsqualität, sowohl in den Einkaufszentren als auch in den Geschäftsstraßen“, sagt Walter Wölfler, Retailexperte bei CBRE Austria.
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