Architektur der Zukunft: Gestapelter Schrebergarten

Architektur der Zukunft: Gestapelter Schrebergarten
„The Farmhouse“ des Salzburger Architekten Chris Precht fragt: Wie können sich urbane Hochhäuser mit Lebensmitteln versorgen?

„In den letzten zwei Jahrzehnten sind wir von unseren Lebensmitteln entkoppelt worden“, sagt der Salzburger Architekt Chris Precht. „Viele tausend Jahre lang aber waren Menschen, ihre Nahrungsmittel und Städte immer eng miteinander verknüpft.“

Die Beziehung zwischen Mensch und Lebensmittel will Precht wieder neu definieren. Was in der heutigen Zeit aber bedeutet, dass die Kultivierung von Nahrungsmitteln in die Städte geholt werden muss. Immerhin wird in den nächsten 50 Jahren rund 80 Prozent der Bevölkerung in urbanen Lebensräumen wohnen.

Dafür hat Chris Precht, der mit seiner Frau Fei mehrere Jahre in Peking gelebt und gearbeitet hat, in den vergangenen Jahren an einem futuristischen Entwurf getüftelt. „The Farmhouse“ (Deutsch: Das Bauernhaus) nennt sich das Projekt und wurde für einen Bauplatz in Brooklyn (New York) geplant. Ob es tatsächlich umgesetzt wird, ist aufgrund der derzeitigen Krise offen. Doch gerade in Zeiten wie diesen steigt der Wunsch nach einem semi-autarken Lebensstil in den Städten.

Architektur der Zukunft: Gestapelter Schrebergarten

„The Farmhouse“ besteht aus einem modularen Baukastensystem aus Holz, das sich an der Typologie von A-förmigen Häusern orientiert. Die einzelnen A-Elemente werden einfach aneinander und übereinandergestapelt. In der ersten Etage des A-Elements ergibt sich so ein offener Wohnraum in der zweiten Etage eine zeltartige Schlafmöglichkeit.

Die Zwischenräume der Holzelemente, die ihrerseits eine V-Form aufweisen, dienen dem Anbau von Gemüse, Kräutern und Pflanzen, sowie zur Belüftung und Belichtung. Auch Hydrokultur, die in der „Vertical Farming“-Bewegung großen Anklang findet, soll zum Einsatz kommen.

Architektur der Zukunft: Gestapelter Schrebergarten

Durch intelligente Planung soll das „Farmhouse“ fast autark funktionieren: Regenwasser und Abwasser werden gesammelt, gefiltert, mit Nährstoffen angereichert und für die Bewässerung der Pflanzen genutzt. Die Abwärme des Gebäudes soll zur Beheizung der Pflanzungen genutzt werden und die organischen Abfälle zu Komposterde wiederverwertet werden.

„Die Umkehrung des Klimawandels, weniger Umweltverschmutzung und eine gesunde Nahrungsmittelproduktion, sind nun Teil von Architektur geworden“, so Precht, der mit seiner Frau seit ein paar Jahren in einem Ort in den Salzburger Bergen lebt und im Garten selbst Gemüse anbaut. „Wenn wir Leute ermutigen wollen, sich um die Umwelt zu kümmern, müssen wir die Umwelt in die Städte zurückholen.“

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