Nächste Millionenpleite am Wiener Immobilienmarkt

Nächste Millionenpleite am Wiener Immobilienmarkt
Die Passiva belaufen sich auf 604 Millionen Euro. Ex-Kanzler Faymann (SPÖ) und Ex-Minister Ostermayer waren bis 2022 bzw. 2023 mit an Bord.

"Eine schlanke Organisationsstruktur ermöglicht es Investitionsmöglichkeiten rasch wahrzunehmen und sich jederzeit an veränderte Marktbedingungen anzupassen. Kurze interne Entscheidungswege, ein umfangreiches internationales Netzwerk, einzigartige Expertise und maßgeschneiderte Projektlösungen tragen maßgeblich zur Steigerung des Portfoliowertes bei", heißt es auf der Firmen-Homepage. "Imfarr verfügt über ein breit aufgestelltes Netzwerk an regionalen und internationalen Partnern, um Projekte und Entwicklungen aller Art zu gestalten, zu begleiten und umzusetzen. Das Unternehmen setzt auf langjährige Zusammenarbeit sowie auf neue Partnerschaften um komplexe und individuelle Herausforderungen jedes einzelnen Projektes mit einem höchsten Maß an Professionalität und Wissen zu begegnen."

Die Passiva von Imfarr belaufen sich auf rund 604 Millionen Euro
 

Und weiter heißt es: "Dieses dynamische Netzwerk ermöglicht es Imfarr die wichtigen Fragenstellungen der Zukunft, von der Nachhaltigkeit über die Flexibilität von Projekten und Prozessen bis hin zur Vermarktung und Weiterentwicklung, mit individuellen und visionären Lösungen zu beantworten und herausragende Konzepte umzusetzen."Die Rede ist von der Wiener Immobilienentwicklerin Imfarr Beteiligungs GmbH. Sie hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien beantragt. Die Verbindlichkeiten (Passiva) belaufen sich auf rund 604 Millionen Euro, wie der KSV1870 mitteilte. 

Detail am Rande: Bei der Imfarr war auch Ex-Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) von 2019 bis 2022 als Investor und Ex-Minister Josef Ostermayer (SPÖ) von 2021 bis 2023 als Manager mit an Bord.

Die Firmengründer

Die Immo-Gruppe rund um die Familie Farrokhnia hat in den vergangenen Jahren mit großen Immobiliendeals in Deutschland, etwa in München, für Aufsehen gesorgt. Die Imfarr Beteiligungs GmbH ist laut KSV an 44 Gesellschaften (mittelbar) beteiligt. Geschäftsführer der Imfarr Beteiligungs GmbH sind Nemat Farrokhnia und Ernst Gassner. Im Hintergrund war bei der Imfarr laut Medienberichten lange auch Nematollah Farrokhnia (77) präsent, der über 30 Jahre beim Baukonzern Strabag im Spitzenmanagement saß und später auch Aufsichtsrat des Mitbewerbers Porr war.

"Nemat Farrokhnia, der Gründer der Imfarr Gruppe, begann seine Karriere bei einer Investmentbank in London. Bei dieser war er beratend tätig, speziell für M&A-Transaktionen im Immobiliensektor. 2007 gründete Nemat Farrokhnia die Imfarr Beteiligungs GmbH, in welcher er als Managing Partner verantwortlich für strategische Entscheidungen ist", heißt es auf der Imfarr-Homepage.

Negative Entwicklungen am Immobilienmarkt

Die Imfarr Beteiligungs GmbH ist laut eigenen Angaben von den aktuellen negativen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt "besonders schwer getroffen" worden und die konjunkturellen sowie geopolitischen Unsicherheiten hätten die Nachfrage nach Büroimmobilien in Deutschland "vollständig zum Erliegen gebracht". Das "unerwartet rasch gestiegene Zinsumfeld" habe zu deutlich höheren Finanzierungskosten und gleichzeitig zu weniger Nachfrage nach Immobilien geführt. Deswegen konnten das Unternehmen Immobilienprojekte "nicht im geplanten Umfang bzw. im geplanten Zeitrahmen umgesetzt und fertiggestellt werden bzw. Verkaufstransaktionen nicht finalisiert werden".

Die Schulden

Betroffen sind von der Insolvenz rund 110 Gläubiger und 18 Arbeitnehmer. Die Verbindlichkeiten setzen sich aktuell folgend zusammen: Unbesicherte Bankverbindlichkeiten (27 Mio. Euro), unbesicherte sonstige Verbindlichkeiten (219 Mio. Euro), Eventualverbindlichkeiten (332 Mio. Euro) und Anleiheverbindlichkeiten inkl. Zinsen (26 Mio. Euro). 

Sanierung geplant

Die Schuldnerin beabsichtigt die Fortführung und Sanierung ihres Unternehmens und bietet ihren Gläubigern einen Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplans, an. Die Finanzierung der Sanierungsplanquote soll durch die geordnete Verwertung des bestehenden Immobilienportfolios ermöglicht werden. 

„Der vom Insolvenzgericht zu bestellende Insolvenzverwalter wird in den nächsten Wochen im Detail zu prüfen haben, ob die Sanierungsbestrebungen der Schuldnerin aufrechterhalten werden können“, sagt David Schlepnik vom KSV1870.

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