Im Jahr 2040 haben 70 Prozent der Neuwagen einen E-Antrieb
Der globale Automarkt steckt inmitten großer Veränderungen. „Während Tesla und die chinesischen Autobauer wie BYD, Chery, Geely, Li-Auto, Nio, Xiaomi oder XPeng sich mit neuen Technologien immer stärker etablieren, brechen die Geschäfte der deutschen Autobauer nahezu in Rekordgeschwindigkeit ein“, sagt der deutsche Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Bei BMW sank der Gewinn im dritten Quartal 2024 sogar um fast 84 Prozent auf 476 Millionen Euro, vor allem in China verkaufte BMW um fast ein Drittel weniger Fahrzeuge.
Laut dem Beratungsunternehmen Roland Berger führt an der Elektrifizierung des weltweiten Automarkts kein Weg vorbei. Im Jahr 2040 werden 70 Prozent aller Neuwagen einen Elektroantrieb haben.
„Der weltweite Wandel in der Automobilindustrie ist unumkehrbar und wird sich in den nächsten Jahren weiter rasant beschleunigen“, sagt Auto-Expertin Gundula Pally von Roland Berger Österreich. „Dieses hohe Tempo wird für zahlreiche Unternehmen eine Herausforderung darstellen. Dennoch ist Pessimismus nicht angebracht.“ Denn der Umbruch eröffne neue Chancen, die jene Autobauer nutzen können, die sich auf die Veränderungen vorausschauend einstellen.
So sei der Höhepunkt der Neuwagenverkäufe („Peak Auto“) in den Märkten Europa, USA und Kanada bereits erreicht oder sogar schon überschritten und somit trete eine Stagnation ein. Eine starke Zunahme der Neuwagen-Zulassungen wird es in China, Indien, Süd- und Mittelamerika sowie in den anderen Ländern des globalen Südens (Afrika, Asien) geben.
Hoher Marktanteil
„Die Elektrifizierung verändert das Kräfteverhältnis in der Autobranche grundlegend. Nicht nur, weil die Abhängigkeit von China in Bezug auf Rohstoffe zunimmt“, sagt Pally. „Wir sehen tiefgreifende strukturelle Verschiebungen innerhalb der Komponentenbereiche, entlang der Lieferketten und in den Zielmärkten. Der Rückgang bei Komponenten für Verbrennungsmotoren wird durch das Wachstum bei Elektroantrieben und Batterien sowie durch den steigenden Bedarf an Elektronik sowie Komponenten für Assistenzsysteme und Automatisierung ausgeglichen werden.“
Pessimistisch betrachtet, werden die chinesischen Autobauer 2040 in Europa 15 bis 20 Prozent Marktanteil erreichen, in Nordamerika fünf bis zehn Prozent. Im Heimmarkt China soll der Anteil dann 70 bis 75 Prozent betragen.
Zweites Szenario
Sie sieht jedoch auch Chancen für ein zweites, optimistischeres Szenario: Hier würden 36 Prozent des Wachstumspotenzials bis 2040 auf westliche Hersteller entfallen, während chinesische Autobauer zwar im Heimatmarkt rund 65 Prozent Marktanteil erreichen, in Europa jedoch nur fünf bis zehn Prozent und in Nordamerika weniger als fünf Prozent.
„Westliche Autobauer investieren weiterhin stark in Technologie und verfügen über ein etabliertes Markenimage sowie über robuste Netzwerke in Produktion und Vertrieb“, so Expertin Pally. „Gleichwohl müssen westliche Autobauer ihre Effizienz signifikant steigern. Falls sie ihre Ansätze radikal überdenken – etwa durch eine verstärkte Nutzung standardisierter Hardware und Softwareplattformen von Drittanbietern – könnten westliche Hersteller ihre Kostenwettbewerbsfähigkeit wiedererlangen. So könnte sich bis 2040 ein neues globales Gleichgewicht entwickeln, in dem alle Marktakteure gleichermaßen gute Wachstumschancen haben.“
Fazit Dudenhöffers
"Produktionsprozesse wie Giga-Casting, die erheblich die Produktionskosten senken, sind nicht auf der Agenda der deutschen Autobauer. Chinesen sind verrückt danach. Bei „Software Defined Car“ sind die Tech-Riesen in China wie Huawei, Baidu oder Tencent eng mit der Autoindustrie in China zusammen und heben das Auto auf eine neue Stufe", so Dudenhöffer weiter. "In China gibt es die digitale Infrastruktur für das neue Auto, in Deutschland versucht man „Funklöcher“ zu stopfen und wird immer stärker von den riesigen Kostennachteilen und der Langsamkeit des Standorts Deutschland in die Enge getrieben."
Sein Fazit: "Die deutschen Autobauer müssen schnell umsteuern. Die kommenden Quarten werden sich kaum von den jetzigen schlechten Ergebnissen unterscheiden. Umsteuern hat viel damit zu tun, von Tesla und China zu lernen. Das kann man nicht in Deutschland. Dazu muss man in der Fahrzeugentwicklung nach China gehen. "
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