BYD-Österreich-Chef: Warum BYD nicht chinesisch, sondern europäisch sein will

BYD-Österreich-Chef: Warum BYD nicht chinesisch, sondern europäisch sein will
Danijel Dzihic verantwortet den rasanten Marktstart von BYD in Österreich. Warum es für den Geschäftsführer kein Zurück bei der E-Mobilität gibt und die Marke zum Europäer werden will

Autofahrt mit dem Autochef: BYD-Austria-Chef Danijel Dzihic

Die Nachfrage nach E-Autos ist zurückgegangen – die Antithese liefert jedoch der chinesische Autobauer BYD. Mittlerweile Nummer 3 unter den E-Autos in Österreich, hat BYD 2024 bisher 2.090 Neuzulassungen geschafft. Über 3.000 sind im Gesamtjahr realistisch – eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr. BYD Österreich Geschäftsführer Danijel Dzihic fährt mit uns den neuen Seal U und erklärt das Phänomen BYD.

KURIER: BYD kommt kraftvoll in den österreichischen Markt, mit niedrigen Preisen und zahlreichen Modellen. Das sorgt auch für ziemlich viel Kritik. 
Danijel Dzihic: Ich habe zwei Seelen in meiner Brust. Wenn man die Elektromobilität wirklich unter die Leute bringen will, dann ist es nur gut, wenn es Länder und Firmen gibt, die das leistbar machen. Auf der anderen Seite leben wir in Europa und es geht um die europäische Wertschöpfung, um unsere Arbeitsplätze. Aber da muss man klar sehen: das erste chinesische Unternehmen, das ein authentisches Engagement für Europa abgibt, ist BYD. Ein Werk in Ungarn ist in Bau, eines in der Türkei ist geplant.

BYD wird also schon bald in Europa produzieren.
Ja, das ist kein Lippenbekenntnis, sondern ein authentisches Ziel. BYD will möglichst schnell eine europäische Marke werden. Nicht eine chinesische Marke sein, die in Europa Autos verkauft, sondern eine europäische Marke mit Produktion, Forschung und Entwicklung und Design in Europa.

Ab wann wird es BYD „made in Europe“ geben?
Ende 2025, Spatenstich für das Werk war Anfang des Jahres, zwei Jahre später werden die Autos vom Band laufen.

BYD-Österreich-Chef: Warum BYD nicht chinesisch, sondern europäisch sein will

Redakteurin Sandra Baierl und BYD-Österreich-Chef Danijel Dzihic

Die EU hat Strafzölle auf chinesische Autos beschlossen. Wie sehen Sie diese Thematik? 
Wichtig ist, dass wir am Ende miteinander arbeiten. Ich bin ein Verfechter des freien Handels, der bringt uns den Wohlstand. Und wenn man miteinander handelt und arbeitet, schießt man nicht aufeinander. Es ist also auch ein Friedenaspekt dabei. Ich bin also klar gegen Protektionismus – ein Handelskrieg hat noch niemandem etwas gebracht.

Wieso schafft es BYD, so günstige Autos anzubieten? 
Weil wir den Fokus auf eine Antriebsart legen. Während in den vergangenen zehn Jahren andere Autobauer auf mehreren Hochzeiten getanzt haben, Benzin- und Dieselautos weiterentwickeln mussten, dazu Hybride und Elektroautos entwickelt haben, hat BYD sich voll auf Elektromobilität fokussiert. Und dann kommt noch die Expertise aus der Batterietechnologie dazu, das ist ein Riesenvorteil.

Im nächsten Jahr soll ein Kleinwagen von BYD auf den Markt kommen. Ein E-Auto unter 20.000 Euro?
Also diesen Preis würde ich mir jedenfalls wünschen, denn das ist aktuell die magische Preisgrenze. Wir haben mit dem Dolphin ein Auto in der Größe des Golf, das mit Abzug der E-Förderung bei 26.000 Euro liegt. Unser Credo ist ja: E-Autos zum Preis eines Verbrenners.

BYD-Österreich-Chef: Warum BYD nicht chinesisch, sondern europäisch sein will

Der BYD Seal U

Danijel Dzihic
Seit Nov. 2022 ist Dzihic Markenchef von BYD in Österreich. Davor war er bei Ford, zuletzt in der Europazentrale   in Köln, davor Ford-Österreich-Chef

BYD
BYD (Build Your Dreams) ist ein chinesisches Hightech-Unternehmen, das  in vier Branchen tätig ist: Automobil, Elektronik, Neue Energie und Schienenverkehr. Es wurde  1995 gegründet, produzierte zuerst Akkus. In Österreich gibt es BYD seit 2023, Importeur ist die Denzel-Gruppe   

Aus Ihrer Sicht: Warum stagnieren die E-Autoverkäufe? 
Weil das Rundherum nicht passt. Wir brauchen in der Politik und in den Medien eine starke Stimme, die sagt, das ist die Technologie der Zukunft. Aber aktuell gibt es zu viel Hin und Her, zu viel Verunsicherung. Dann überlegen es sich die Kunden doch nochmal und greifen zum Verbrenner. Und es ist natürlich nach wie vor eine Frage der Leistbarkeit. E-Autos sind generell zu teuer.

Der E-Auto-Absatz ist also nur vorübergehend in der Flaute? 
Ich bin da überhaupt nicht nervös. Neue Technologien gehen nie nur schnurstracks nach oben, es gibt immer Bewegung. Es gibt aus meiner Sicht nur einen Weg: dass sich diese Technologie durchsetzen wird. Weil die Preise nach unten gehen, die Batterietechnologie sich rasant entwickelt und weil sich alle Mythen und Anpassungsprobleme auflösen werden.

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