Wie die IBM-Abspaltung Kyndryl in Österreich wachsen will

Maria Kirschner, Geschäftsführerin Kyndryl Österreich
Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat sich der US-Technologiekonzern IBM in zwei Teile aufgespalten. Das zuletzt schwächelnde Geschäft mit dem Betrieb von IT-Infrastruktur (Großrechner, Netzwerke, Rechenzentren, Anwendungen) wurde in eine eigenständige Gesellschaft namens Kyndryl ausgelagert und Anfang November an die New Yorker Börse gebracht.
Ein Viertel der IBM-Belegschaft wechselte in das neue Unternehmen, das mit 90.000 Mitarbeitern, 4.600 Kunden und 19 Mrd. Dollar Umsatz zu den größten IT-Infrastruktur-Providern weltweit zählt. Zuletzt schrieb die Sparte jedoch rote Zahlen, weshalb auch neue Strategien gesucht werden.

Symbolbild: Rechenzentrum
„Start-up-Kultur“
In Österreich agiert Kyndryl seit 4. November als eigene, von IBM Österreich unabhängige Gesellschaft. Zur Geschäftsführerin wurde die langjährige IBM-Managerin Maria Kirschner ernannt. „Durch den Spin-off ist so etwas wie eine Start-up-Kultur entstanden, gleichzeitig bleiben die jahrelangen Partnerschaften aufrecht und werden noch intensiviert“, sagt Kirschner zum KURIER. Kyndryl übernahm Bestandskunden, die diverse IT-Infrastruktur-Services an IBM ausgelagert und langjährige Wartungsverträge haben. Zu den Referenzkunden zählen etwa der Verpackungskonzern Mondi, der Maschinenbauer Andritz oder die Merkur Versicherung. Ein Kunde, über den Kirschner lieber nicht reden möchte, ist das Arbeitsmarktservice (AMS), wo nach jahrelangem Rechtsstreit das Bundesrechenzentrum (BRZ) inzwischen weite Teile des IT-Betriebs übernommen hat.
Aus dem Schoß der IBM herausgelöst, will Kirschner mit neuen Allianzen wachsen. Erst kürzlich wurden erste Partnerschaften mit Microsoft, SAP oder VMware geschlossen. Mit ihnen sollen neue Kunden vor allem im Mittelstand gewonnen werden. „Wir haben jetzt die Freiheit, mit anderen wichtigen Unternehmen am Markt Partnerschaften zu bilden, um Kunden besser bedienen zu können“, erläutert Kirschner.
IT-Modernisierung
Kerngeschäft von Kyndryl bleibe das Designen, Betreiben und Managen von „hochkomplexen IT-Systemen“ inklusive des Consultingteils. „Wachstumsbereiche sehen wir in der Modernisierung von Applikationen und Infrastruktur sowie in der Beratung und bei Cloud-Services“, sagt Kirschner und verweist auf Erfahrungen im Rechenzentrums-Bereich. „Wir betreiben lokal zwei Rechenzentren, daher können wir unsere Kunden auch von Österreich heraus servicieren“.
Lokale Umsatz- sowie Mitarbeiterzahlen nennt die Kyndryl-Chefin mit Verweis auf die Firmenpolitik nicht. In Wien wurden Anfang des Jahres 145 von 750 IBM-Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet. „Wir suchen laufend Mitarbeiter im Consultant- und Security-Bereich“, so Kirschner. Wichtig sei ihr auch, den Frauenanteil in der IT-Branche zu erhöhen: „Ich achte sehr darauf, dass ich Frauen in der IT vor den Vorhang hole.“

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