Holzfasern statt Torf in Pflanzerde: Andritz will Chance nutzen

In Pflanzerde bzw. Blumenerde steckt oft viel Torf
Neue Maschinen sollen Unternehmen jeder Größe ansprechen, die den klimaschädlichen Torfanteil in Substraten verringern wollen.

Zusammenfassung

  • Andritz entwickelt neue Maschinen zur Reduzierung des klimaschädlichen Torfanteils in Pflanzerde durch Holzfasern.
  • Holzfasern gelten als umweltfreundliche Alternative zu Torf, da sie Wasser gut speichern und Holzreststoffe reichlich vorhanden sind.
  • Der Markt für Substrate wächst stark, wobei der Holzfaseranteil bis 2030 um 400 Prozent steigen soll.

Der Sonnentau, das Heidekraut, der Birkenporling, die Bekassine oder das Wollgras - viele Pflanzen, Pilze und Tiere kommen nur in Mooren vor. Diese Feuchtgebiete sind aber nicht nur einzigartige Lebensräume, sie sind auch hocheffiziente CO2-Speicher. Moore können sechsmal so viel Treibhausgas pro Hektar aufnehmen wie Wälder. Weltweit sind sie aber in Gefahr, unter anderem wegen der Gewinnung von Torf.

Früher wurde die Substanz als Brennstoff genutzt, heute spielt das fruchtbare Material im Gartenbau eine wichtige Rolle. Beim Abbau entweicht enorm viel CO2 in die Atmosphäre. Zwei Innovationen, die im Österreich-Pavillion bei der Expo 2025 in Osaka ausgestellt werden, sollen dazu beitragen, den Torfabbau zurückzudrängen. Außerdem sollen sie dem Grazer Anlagenhersteller Andritz ein gewinnträchtiges Geschäftsfeld eröffnen.

Torfabbau in Finnland: Das Trocknen und Abtragen von Moorböden setzt viel CO2 frei.

Torfabbau in Finnland: Das Trocknen und Abtragen von Moorböden setzt viel CO2 frei.

Bedarf an fruchtbarer Erde steigt

Die Innovationen nennen sich Substrate Refiner und Substrate Pressafiner. Beide gehören zu einer neuen Generation von Maschinen zur Zerfaserung von Holz, wie Enrico Fuser von Andritz erklärt. Das steirische Unternehmen hat eine lange Tradition der Holzverarbeitung, u. a. für die Papierindustrie. Mit den beiden neuen Produkten will man gezielt die Substrat-Branche ansprechen. Die Herstellung von fruchtbarer Erde ist ein wachsender Bereich. Kunden sind nicht nur Hobbygärtner, die Erde in Säcken in Bau- und Gartenmärkten kaufen, sondern auch Profi-Pflanzenzüchter.

Substrate Refiner von Andritz: Mit solchen Maschinen lässt sich die Struktur und Geometrie von Holzfasern genau einstellen.

Substrate Refiner von Andritz: Mit solchen Maschinen lässt sich die Struktur und Geometrie von Holzfasern genau einstellen.

Holzfasern als Alternative zu Torf

Der Anteil von Torf in Pflanzenerde ist hoch. Laut dem deutschen Umweltbundesamt bestehen handelsübliche Produkte aus bis zu 90 Prozent Torf. Das Umweltbewusstsein der Kundschaft steigt aber. Der Torfanteil geht zurück. Erde wird vielfach auch "torffrei" angeboten. Das Material aus Mooren lässt sich ersetzen. "Holzfasern sind die beste Alternative, wegen ihrer Eigenschaften", sagt Fuser. Sie speichern Wasser sehr gut und seien "quasi überall vorhanden".

Holzreste, etwa von Sägewerken, könnten einfach in der Faserproduktion verwertet werden. "Man könnte es energetisch verwerten, also verbrennen, oder Substrat daraus machen", sagt Fuser. Substrate werden heute von Unternehmen unterschiedlichster Größe produziert, auch kleineren Kompostierern. Zur Zerfaserung von Holzresten verwenden sie heute teilweise improvisierte Maschinen, die "nicht 100-prozentig für die Branche gedacht" seien. "Sie funktionieren gut, aber nicht optimal", sagt Fuser.

Österreich-Pavillon bei der Expo 2025 in Osaka

Österreich-Pavillon bei der Expo 2025 in Osaka.

Einfach bedienbare Maschinen

Die Wartung von Maschinen, die eigentlich für Industrieunternehmen gedacht seien, falle kleineren Substratproduzenten oft schwer. Mit den neuen Maschinen wolle Andritz genau jene Unternehmen ansprechen und ihnen effiziente, einfach zu bedienende und einfach zu wartende Produkte anbieten. Neben Substratherstellern und Kompostierern seien auch Firmen eine Zielgruppe, die "Hydroseeding" betreiben. Sie mischen Saatgut oder Dünger Holzfasern bei, um die Wasseraufnahmefähigkeit von Anbauflächen zu erhöhen.

Interesse an den neuen Lösungen scheint vorhanden zu sein. Die neuen Refiner und Pressafiner werden erst ab Sommer 2025 erhältlich sein, laut Fuser gebe es schon eine erste Bestellung. Eigene Marktanalysen hätten ergeben, dass der Substratemarkt stark wachse. Von 2017 bis 2030 werde der weltweite Absatz von 67 Millionen Kubikmeter auf 152 Millionen Kubikmeter steigen.

In fünf Jahren 400 Prozent Wachstum

Durch den wachsenden Markt werde auch die Verwendung von Torf steigen, prognostiziert Fuser. Der Torfanteil werde aber stark sinken. Der Holzfaseranteil dagegen soll um 400 Prozent steigen. Die wichtigste Ursache für den Aufstieg des Substratemarkts sieht Andritz im Bevölkerungswachstum. Es gebe aber auch andere Trends, wie ein stärkeres Wachstum bei Obst, Gemüse und Getreide. Und auch der Klimawandel spiele eine wichtige Rolle. Die Substratebranche will nachhaltiger arbeiten. 

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