Wenig Druck, normale Temperatur, mehr Dichte
"Wasserstoff hat eine geringe volumetrische Energiedichte", erklärt Hydrosolid-Mitgründer Lukas Renz. "Deshalb muss das Gas hoch verdichtet werden, um es zu speichern." In Wasserstoff-Fahrzeugen beträgt der Druck 350 oder 700 bar - so viel wie in einem Tiefseegraben. Hochdruckbehälter und Ventile müssen extrem robust gebaut sein, dazu braucht es leistungsstarke Verdichter. Alternativ kann Wasserstoff in flüssiger Form gespeichert werden. Behälter auf minus 250 Grad Celsius abzukühlen, ist aber ebenfalls technisch sehr herausfordernd.
Hydrosolid hat eine Speichermöglichkeit entwickelt, die mit wenig Druck und bei Umgebungstemperatur funktioniert und dennoch eine besonders hohe Energiedichte erreicht. Ein spezielles Polymer kann Wasserstoff in einer winzig kleinen Nanostruktur wie ein Schwamm aufnehmen. Das feste, von Hydrosolid patentierte Material wird in einen Tank eingebaut, in dem ein Druck von maximal 35 bar herrscht. Das fertige Produkt, "Hive One" genannt, soll auf gleichem Volumen so viel Wasserstoff speichern, wie ein Hochdruckbehälter mit 1.000 bar.
Mehrere Auszeichnungen erhalten
Die Idee dafür entstand vor sechs Jahren, erzählt Lukas Renz. Sein Bruder Michael brachte viel Erfahrung aus der Energiebranche mit. Als Forschungsleiter und Mitgründer etablierte sich bald der in Hannover lebende Merkur Smajlaj. Clemens Regehr ist der vierte Mitbegründer des Start-ups. 2021 ist dessen Gründungsjahr. Ein Jahr später gewann das Start-up bereits den Wettbewerb "Glaubandich Challenge". Seither heimste das Jungunternehmen auch noch andere Preise ein.
Erste Projekte mit konventionellen Speichern
2023 installierte Hydrosolid auf der Sonnschienhütte des Alpenvereins am Hochschwab eine Wasserstoffanlage. Durch die Kombination mit einer Photovoltaikanlage und einem Batteriespeicher kann der Betrieb eines Dieselgenerators weitgehend vermieden werden. Der Wasserstoff wird mit Niederdruck, derzeit allerdings auf konventionelle Art gespeichert, denn noch fehlt Hydrosolid die Zulassung für "Hive One". Durch die Expertise im Wasserstoffbereich ist das Start-up aber auch als Generalunternehmer für derartige Projekte gefragt.
2024 wurde eine Wasserstoffanlage im Sportzentrum Niederösterreich in St. Pölten eröffnet. Demnächst wird auch im arabischen Emirat Ra's al-Chaima ein Speicher errichtet. "Solche Projekte mit Kunden abzuwickeln, hilft uns enorm. Dadurch können wir Wasserstofftechnologie demonstrieren", sagt Renz. Sobald der Feststoffspeicher marktfähig sei, könne man die verbauten Gasflaschen einfach austauschen, Kunden hätten dann auf einen Schlag viel mehr Kapazität. Mit der Zulassung für "Hive One" rechnet Renz 2026.
Wasserstoff-Fortschritt in Österreich schleppend
20 Personen arbeiten mittlerweile für Hydrosolid. Bei der Finanzierung ist man bisher noch stark auf Förderungen angewiesen. Von der EU hat das Unternehmen Geld erhalten, bei der heimischen Forschungsförderungsgesellschaft sei man bislang noch nicht erfolgreich gewesen. "Von Auszeichnungen alleine kann man sich nichts kaufen, aber sie geben uns Zuversicht, dass wir am richtigen Weg sind", sagt der Start-up-Mitgründer. Tendenziell werde die Lage in Österreich besser. Das Wasserstoff-Großlabor "Hydrogen Valley" sei etwa eine positive Entwicklung. Kleinunternehmen hätten es aber oft schwer, bei großen Initiativen berücksichtigt zu werden.
"Etwas G'scheites für unsere Kinder" machen
Im Jänner hat Hydrosolid eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen. Bei einer achtstelligen Bewertung habe man finanzielle Mittel im siebenstelligen Bereich erhalten. "Darüber sind wir sehr froh. Schritt für Schritt bauen wir unser Geschäft auf", sagt Renz. In diesem Jahr will das bisher auf mehrere Standorte aufgeteilte Unternehmen einen zentralisierten "Hydrogen Hub" eröffnen. Ab April wird das Start-up Österreich auf der Expo 2025 in Osaka vertreten. Dadurch will man die Bekanntheit von Hydrosolid steigern.
Die Idealvorstellung von Renz sei, "dass man etwas macht, was unserer Welt hilft". Das Team von Hydrosolid glaube an eine grüne Energiezukunft und daran, dass es mit einem Wasserstoffspeicher "etwas G'scheites für unsere Kinder" macht. "Aber ich bin auch Realist", sagt Renz. Eine Skalierung des Unternehmens sei ab einem gewissen Punkt wohl nur mit einem größeren Partner möglich. Das große Ziel sei es, "etwas aufzubauen, was einen echten Einfluss hat". Wenn man dies nur als Teil eines anderen Unternehmens schaffe: "Warum nicht."
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