Anlagenbauer Andritz: Umsatz gesunken, Zuversicht gestiegen

Andritz Vorstandsvorsitzender Joachim Schönbeck sieht sein Unternehmen global gut aufgestellt, um Wachstumsbranchen mit Anlagen zu beliefern
Zusammenfassung
- Andritz verzeichnete 2024 einen Umsatzrückgang um 4 %, aber die Marge erreichte ein Rekordhoch von 6 %.
- Der Bereich Umwelt und Energie wuchs um 15 %, während Papier und Zellstoff einen Umsatzrückgang von 13 % erlebten.
- Andritz plant, im Jahr 2025 den Umsatz zu stabilisieren und die EBITA-Marge auf bis zu 9 % zu steigern.
Maschinen von Andritz sind in der Papier- und Zellstoffindustrie, in der Wasserkraft, Metallverarbeitung und im Energiebereich weit verbreitet. Am Donnerstag hat der Konzern mit Sitz in Graz ein zufriedenes Resümee zum Geschäftsjahr 2024 gezogen und positive Erwartungen für die nahe Zukunft verkündet. Mit 8,313 Milliarden Euro sank der Umsatz um 4 Prozent, ein starkes viertes Quartal weckt jedoch Hoffnungen auf ein erfolgreiches neues Geschäftsjahr.
Mehr Marge bei rückläufigem Umsatz
"Aufgrund des wirtschaftlichen Gegenwinds konnten wir 2024 kein Wachstum erzielen", sagt Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender von Andritz. Trotzdem könne man starke Ergebnisse vorweisen. Die Konzernmarge hat mit 6 Prozent ein Rekordhoch erreicht. Die Dividende konnte von 2,50 auf 2,60 Euro pro Aktie erhöht werden. Die EBITA-Marge blieb stabil auf 8,6 Prozent.
Im Geschäftsjahr 2025 soll der Umsatz zwischen 8 und 8,3 Milliarden Euro liegen, die Profitabilität soll aber weiter wachsen. Die EBITA-Marge soll auf bis zu 9 Prozent steigen, lautet die Prognose.

Andritz baut Anlagen für verschiedene Bereiche. Der umsatzmäßig größte ist die Papier- und Zellstoffindustrie.
Umwelt und Energie wächst um 15 Prozent
Besonders gut entwickelt hat sich der Bereich Umwelt und Energie. Andritz stellt hier etwa Anlagen zur Wasserversorgung und Entsorgung oder zur Rauchgasreinigung her. Der Umsatz stieg dabei 2024 um 15 Prozent. Den größten Umsatzrückgang gab es mit minus 13 Prozent bei Papier und Zellstoff. Hier scheint es nun aber bergauf zu gehen. Im vierten Quartal habe man Aufträge für zwei Zellstofffabriken in China erhalten, sagt Schönbeck.
Weltneuheit und Rekordfabrik im Papierbereich
Außerdem habe man eine technische Innovation erreicht, die eine Weltneuheit darstelle. Für ein Projekt in Schweden ist es gelungen, Wellpappe zu produzieren, die leichter und fester als bisherige Produkte ist. Dadurch sinke der Einsatz von Verpackungsmaterial und damit der CO2-Fußabdruck. "Es ist ein Meilenstein, von dem wir uns versprechen, dass noch mehr Aufträge kommen werden."
In Brasilien hat Andritz eines der größten Hygienepapierzentren der Welt geschaffen. Ebenfalls in Brasilien wurde die aktuell größte Zellstofffabrik der Welt in Betrieb genommen.

Andritz hat für den brasilianischen Zellstoffhersteller Suzano eine neue Zellstofffabrik in Ribas do Rio Pardo, Bundesstaat Mato Grosso do Sul, erfolgreich in Betrieb genommen.
Pumpspeicherkraftwerk in Indien eröffnet
Bei Wasserkraft ist für Andritz besonders die Modernisierung bestehender Kraftwerke Wachstumstreiber. Dazu kommt der Ausbau von Stromnetzen, auch hier steuert das Unternehmen wichtige Komponenten bei. Eines der Projekt-Highlights in diesem Bereich sei die Inbetriebnahme eines Pumpspeicherkraftwerks in Indien gewesen, schildert Schönbeck. "Es ist beeindruckend, in welcher Zeit das umgesetzt wurde. Insbesondere wenn man weiß, wie lange man in Europa dafür braucht, um Infrastrukturprojekte umzusetzen."
Im Metallbereich musste Andritz einen Rückgang hinnehmen, der vor allem der Krise der Automobilindustrie geschuldet ist. Zu Jahresbeginn 2025 sehe man aber eine Erholung der Projektaktivität im Auto- und Stahlbereich.
Mehr Geschäft in den USA anvisiert
Im vergangenen Jahr hat Andritz auch einige Akquisitionen vorgenommen. In Finnland wurde Procemex übernommen, ein Spezialist für Qualitätskontrolle in der Zellstoff- und Papierindustrie. In Norwegen wurde HydrogenPro zugekauft. Die Firma entwickelt Technologien für Elektrolyseure. Erst im Jänner hat Andritz das US-Unternehmen LDX Solutions übernommen, einen Anbieter von Rauchgasreinigungsanlagen.
Für Schönbeck ist diese Übernahme richtungsweisend. "LDX Solutions ist in Nordamerika ein wesentlicher Player. Das gibt uns die Chance, diesen Markt stärker zu nutzen." Dass der protektionistische US-Präsident Donald Trump dem einen Riegel vorschieben könnte, glaubt der Andritz-Chef nicht. "Wir sehen einen Trend zur Reindustrialisierung. Da können wir dazu beitragen." Wenn Zölle auf Importe erhöht werden, werde man einfach die Produktion innerhalb der USA steigern. Bemühungen, das eigene Unternehmen stärker zu regionalisieren, gebe es schon seit der Corona-Pandemie.

Konzept einer Großanlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff für Koppö Energia, Finnland
Rüstungsboom und Clean Industrial Deal vorteilhaft
Der aktuelle Boom der Rüstungsindustrie kommt Andritz ebenfalls zugute. Direkt habe das Unternehmen kein Geschäft mit dem Rüstungssektor, aber indirekt, "weil unsere Kunden in dem Bereich tätig sind", sagt Schönbeck. U.a. gehe es dabei um Metallumformung, Schmiedetechnik und Wärmebehandlung. "Wir gehen davon aus, dass dort die Nachfrage steigen wird." Auch in Deutschland, wo Andritz 4.900 seiner 30.000 Mitarbeiter beschäftigt (Österreich: 3.700), sehe man eine positive Entwicklung: "Dort wird gerade ein Klima geschaffen, in dem Leute mehr Mut zu Investitionen haben."
Den Clean Industrial Deal, den die EU vorgeschlagen hat, sieht Schönbeck ebenso positiv. "Wir sehen einen Wandel. Wir sehen, dass Europa nicht nur Vorreiter bei Regularien sein will, sondern auch an der Wettbewerbsfähigkeit arbeitet. Das begrüßen wir."
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