Studie: Für Klima ist es besser, wenn Industrie in Österreich bleibt
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Auf jede Tonne Kohlendioxid, das in Österreich bei der Produktion von Stahl in die Luft geblasen wird, kommen bei importiertem Stahl 2,09 Tonnen. Für jede Tonne Treibhausgas für die Herstellung von Kunststoff sind es außerhalb des Landes im Schnitt 1,48 Tonnen. Die heimische Industrie arbeitet vergleichsweise effizient und klimaschonend. So lautet der Befund einer neuen Studie des Instituts für Industrielle Ökologie (IIÖ), die im Auftrag des Thinktanks Oecolution durchgeführt wurde.
Gute Nachricht: Emissionen gehen zurück
Im Vergleich zu 2013, damals wurde die erste derartige Studie durchgeführt, ist die konsumbasierte Emissions-Bilanz des Landes von 122 auf 115 Millionen Tonnen CO2 zurückgegangen. Bei dieser Berechnung werden die Emissionen der nationalen Produktion mit jenen von Exporten und Importen kombiniert. Für 2000 Produkte wurden Emissionen in der gesamten Prozesskette - vom Rohstoff bis zum Konsumprodukt - analysiert.
"Die gute Nachricht ist: Die Emissionen gehen zurück", sagt IIÖ-Leiter Andreas Windsperger. In der Emissionsbilanz ist allerdings der Anteil von Importen leicht gestiegen, von 32 auf 34 Prozent. Mit Industrieprodukten, die man aus dem Ausland importiere, verursache man mehr Emissionen. "Im Sinne des globalen Klimaschutzes ist eine Auslagerung emissionsintensiver Schritte als nicht förderlich", sagt Windsperger. Eine Produktion in Österreich sei einfach klimafreundlicher.
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Industrieprodukte aus Österreich haben einen vergleichsweise kleinen CO2-Rucksack
Schlechte Nachricht: Vorsprung schrumpft
Transporte, um Güter zu importieren, seien dabei weniger ausschlaggebend. Es gehe vielmehr um technisches Know-how. Dass jenes auch im Ausland steige, sei an den insgesamt zurückgehenden Emissionen zu erkennen. Österreich habe in vielen Bereichen einen Vorsprung, der aber gefährdet sei. Industriebetriebe im Land zu halten, sei besser für das Klima, aber auch für die Erhaltung des Wohlstandes und der Beschäftigung.
Welche Hebel hat man dabei, die grundsätzlich positive Entwicklung abzusichern? Der rasche Ausbau erneuerbarer Energie sei einer der größten, sagt Oecolution-Geschäftsführerin Elisabeth Zehetner. Damit bekämpfe man die relativ hohen Energiekosten nachhaltig. Auch ein Aufbau eines Wasserstoffnetzes sei wichtig, um Unternehmen Perspektiven beim Umstieg von Erdgas zu geben.
Gasversorgung und Freihandelsabkommen forcieren
Weil dieser aber nicht so schnell ablaufen werde, müsse man parallel aber auch Anstrengungen zur Versorgung mit günstigem Gas treffen. Zehetner erwähnt hier etwa den Ausbau der Gaspipeline WAG Loop, der die Importkapazität aus dem Westen erhöhen würde. Außerdem sollte man rasch neue Partner für Pipeline-Gas finden, etwa Aserbaidschan.
Wichtig wäre laut Oecolution auch das Forcieren von Freihandelsabkommen. Damit könne man die relativ klimafreundlichen österreichischen Produkte weiter verbreiten. Außerdem sichere man sich durch Handelsabkommen Rohstoffe, die man für Industrie und Energiewende benötige.
Hürden beseitigen, um resilient zu bleiben
Zehetner plädiert außerdem dafür, das so genannte "Gold Plating" zurückzufahren. Durch das Übererfüllen von Klimaschutzzielen "bauen wir uns unnötige Hürden auf". Zusammenfassend ließe sich sagen: "Es war noch nie so wichtig wie jetzt, Weichen für eine starke, resiliente, zukunftsfähige Wirtschaft zu stellen." Geopolitische Spannungen nehmen zu, Protektionismus werde für viele Länder attraktiver. "Österreich hat gute Voraussetzungen, aber wir müssen unseren Standort schützen und dafür müssen wir auch etwas tun."
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