Österreichs Wirtschaft stagniert, Industrie sieht schwarz
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Zusammenfassung
- Österreichs Wirtschaft stagnierte Ende 2024, die Wirtschaftsleistung der Industrie war rückläufig
- Die Stimmung in der Industrie ist am Boden.
- IV-Ökonom Helmenstein fordert u .a. Bürokratieabbau und den Ausbau erneuerbarer Energien.
Österreichs Wirtschaft ist laut einer Schnellschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO auch von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres geschrumpft. Gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,2 Prozent, gegenüber dem dritten Quartal 2024 stagnierte die Wirtschaftsleistung. In der Industrie ging es allerdings auch gegenüber dem dritten Quartal leicht um 0,2 Prozent bergab.
Die Stimmung bei den heimischen Industriebetrieben ist entsprechend mies. Die Einschätzung der Geschäftslage steckt tief im negativen Bereich fest, wie das am Donnerstag präsentierte Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung (IV) zeigt. Seit mittlerweile 14 Quartalen gebe es keine Aufwärtsbewegung, sagte IV-Ökonom Christian Helmenstein.
"Existenzielle Herausforderung"
Die Auftragseingänge und -bestände sinken. Mehr als ein Drittel der Unternehmen sei nicht ausgelastet. Von den Auslandsaufträgen sei trotz des schwachen Euro keine Unterstützung zu erwarten. Bei der Ertragssituation sei ebenfalls keine Besserung in Sicht und auch am Arbeitsmarkt sei das Schlimmste noch nicht vorüber, führte Helmenstein aus. Ein Drittel der Unternehmen müsse Arbeitskräfte abbauen. Sein Befund ist düster: "Wir haben es mit einer existenziellen Herausforderung für den Fortbestand der österreichischen Industrie zu tun."
Trumps Vorgaben
Wenig Anlass zur Hoffnung gibt der neue US-Präsident Donald Trump, der auch der europäischen Wirtschaft mit Zöllen droht. Österreichs Erfolg hänge vom Export ab, sagte Helmenstein. Er sprach sich für den raschen Abschluss multinationaler Handelsabkommen aus. Europa müsse auch seine Verteidigungsbasis stärken und dabei international kooperieren sagte der Ökonom. Europa müsse selbstbewusster auftreten.
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IV-Ökonom Christian Helmenstein
In Trumps Programm findet der IV-Ökonom durchaus auch Anregungen. Beim Abbau der Bürokratie müsse die Politik klare Kompetenzen zuweisen, sagte er unter Verweis auf das geplante Stelle für Regierungseffizienz (Department of Government Efficiency, DOGE). Auch wenn der Zugang in Europa wohl eher prozessorientiert ausfallen sollte. Helmenstein sprach sich in diesem Zusammenhang auch für eine zeitliche Befristung und Neubewertung von Förderungen aus.
Kryptowährungsreserve und Bankenabgabe
Und auch für eine vom US-Präsidenten in Aussicht gestellte staatliche Kryptowährungsreserve findet der IV-Ökonom lobende Worte. Das sei zukunftsgerichtete Innovationsorientierung. In Österreich werde stattdessen über eine Bankenabgabe gesprochen, monierte Helmenstein, der eine solche Abgabe ablehnt: "Völlig aus der Zeit gefallen."
Auch im Energiebereich habe Trump einen Punkt, meinte Helmenstein. Anstatt aber auf "Drill, Baby drill" zu setzen, sei in Europa der massive Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Windkraft, vonnöten. Auch die Netzinfrastruktur müsse rasch ausgebaut, Genehmigungen erleichtert werden. Helmenstein: "Es braucht einen disruptiven wirtschaftspolitischen Kurswechsel für Europa und Österreich."
Europäischer Vergleich
Im Abschlussquartal stagnierte die Wirtschaft auch in der Eurozone. Im Gesamtjahr gab es immerhin noch ein Plus von 0,7 Prozent. Dass es nicht zu mehr reichte, liegt an der Flaute in Deutschland. Europas größte Volkswirtschaft verlor im vierten Quartal wie auch im Gesamtjahr 0,2 Prozent. Besser lief es in Frankreich, wo ein Plus von 1,1 Prozent erzielt wurde. Auch Spanien schaffte wegen des Tourismusbooms ein Wachstum von 3,2 Prozent.
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