Trendwende: Dämpfer nach starkem Preisanstieg am Immobilienmarkt

Summertime, Apartment Houses in Berlin
Nach einem starken Preisanstieg kühlt der Immobilienmarkt ab - seit Sommer wirken sich strengere Vorgaben für die Kreditvergabe und höhere Zinsen aus.

Auf dem heimischen Immobilienmarkt zeichnet sich seit kurzem eine Trendwende ab. Zwar legten die Preise heuer zwischen Jänner und Juni im Schnitt nochmals um fast 10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, wie aus einer aktuellen Analyse des Immo-Spezialisten Remax hervorgeht. Infolge höherer Zinsen und der strengeren Vorgaben für die Kreditvergabe seit dem Sommer kühlt sich der Markt nun aber ab.

Weniger Eigentumswohnungen gefragt

"Das Angebot am Eigentumswohnungsmarkt ist seit Juli 2022 spürbar gestiegen, die Nachfrage nach Eigentumswohnungen ist - von einem sehr hohen Niveau ausgehend - in den letzten zwei Monaten um ein Viertel zurückgegangen", berichtete Remax-Österreich-Chef Bernhard Reikersdorfer am Mittwoch. "Das heißt, es ist damit zu rechnen, dass sich die Preiskurve in den nächsten Monaten deutlich abschwächen wird und in einzelnen Regionen auch mit Preisrückgängen zu rechnen ist", erwartet der Marktexperte.

Eine typische Wohnung kostete im bundesweiten Schnitt 257.943 Euro, bei einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 4.044 Euro - das waren um 9 Prozent mehr als im Vorjahr und um knapp ein Drittel (32,8 Prozent) mehr als vor fünf Jahren.

"Spürbare Veränderung"

In den vergangenen Wochen habe sich der Immobilienmarkt "spürbar verändert", das betreffe auch die Eigentumswohnungen, strich Reikersdorfer hervor. "Während im ersten Halbjahr 2022 die Verbücherungszahlen und die Nachfrage weiterhin auf einem sehr hohen Niveau waren und die Preise nochmals deutlich angezogen haben, können sich aufgrund der steigenden Zinsen, der verschärften Kreditvergaberichtlinien, der steigenden Energie-und der höheren Lebenshaltungskosten so manche Interessenten, die sich noch vor wenigen Monaten eine Wohnung problemlos hätten kaufen können, dies in der derzeitigen Situation nicht mehr leisten", erklärte der Immobilienmanager.

Im ersten Halbjahr 2022 zogen die Durchschnittspreise für eine Eigentumswohnung im österreichweiten Schnitt nochmals um 9,6 Prozent an, nach einer Verteuerung um 8,6 Prozent im Jahr davor. In den vergangenen fünf Jahren seien die Kaufpreise nominal um 35,3 Prozent gestiegen. Vor zwei Jahren hatte dieser Fünfjahreswert laut Remax noch plus 26,9 Prozent betragen. Die heurigen Preissteigerungen lagen - je nach Bundesland - zwischen 7,4 und 16,9 Prozent.

Die Preise gingen der Auswertung zufolge heuer in den ersten sechs Monaten noch in allen Bundesländern nach oben, am stärksten in Wien (plus 16,9 Prozent), im Burgenland (plus 16,7 Prozent) und in Oberösterreich (plus 11,5 Prozent).

Ein Viertel aller Wohnungen kostete unter 157.000 Euro, das teuerste Viertel mindestens 345.000 Euro. Der Preisaufschlag für einen Erstbezug auf eine Bestandswohnung verringerte sich von 36,2 auf 34,3 Prozent. Insgesamt wurden heuer von Jänner bis Juni 26.262 Wohnungen verkauft - das waren den Angaben zufolge um 0,4 Prozent (96 Einheiten) mehr als in den Rekordjahren 2021 und 2018. Die Entwicklungen in den Bundesländern seien dabei aber "völlig unterschiedlich" gewesen.

Mengenmäßige Zuwächse gab es demnach vor allem in der Steiermark (plus 18,9 Prozent), Niederösterreich (plus 11,2 Prozent) und Salzburg (plus 7 Prozent), Rückgänge vor allem in Wien (minus 5,8 Prozent), Oberösterreich (minus 8,8 Prozent) und Tirol (minus 7 Prozent). Der Verkaufswert für Eigentumswohnungen erhöhte sich von in Summe 6,76 auf 7,55 Mrd. Euro. Trotz des Mengeneinbruchs bei den Transaktionen entfiel der größte Wertzuwachs mit insgesamt plus 277 Mio. Euro auf 2,64 Mrd. Euro auf Wien.

Die Grundlagen für die vorliegenden Immobilien-Marktdaten lieferte das Grundbuch mit seinen öffentlich zugänglichen Kaufverträgen, die von der IMMOunited GmbH, den Experten für Immobiliendaten, in der Kaufvertragssammlung vollständig erfasst und von RE/MAX Austria ausgewertet und analysiert wurden.

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