Immobilien: Drei Klassen der Preisentwicklung

Immobilien: Drei Klassen der Preisentwicklung
Während im Luxussegment die Preise weiter steigen, müssen bei weniger gefragten Lagen bei Wohnimmobilien künftig Abschläge in Kauf genommen werden

Die Voraussetzungen für den Immobilienmarkt haben sich verändert. Die Zinsen und die Inflation sind gestiegen und die Nationalbank hat die Regeln für die Kreditvergabe für Immobilienkäufe verschärft.

Sylvia Verdorfer, Gebietsleiterin beim Immo-Dienstleister Engels &Völkers, sieht unter diesen Voraussetzungen drei parallele Entwicklungen. Bei den weniger gefragten Wohnbaulagen werde es beim Preis „eine Korrektur nach unten“ geben.

Marktanpassung

Bei durchschnittlichen Lagen werde sich wenig verändern und bei sehr guten Lagen ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen. Laut Verdorfer ist diese Marktanpassung eine „gesunde Regelung“ und keine Immobilienblase, die platzt.

Während im ersten Halbjahr 2022 bei besonders nachgefragten Objekten wie Einfamilienhäusern in Bundesländern wie Wien oder Tirol noch Wertsteigerungen um 20 Prozent und auch noch deutlich höher möglich waren, wird es fürs gesamte Jahr und den gesamten Markt nach Einschätzung der Experten nur noch ein höherer einstelliger Prozentbetrag werden. Im Jahr 2023 werde sich dieser Trend nach unten fortsetzen. Die Preiszuwächse bei Wohnimmobilien würden sich dann im unteren einstelligen Bereich bewegen.

Die besonders beliebten Wohngegenden sind Städte wie Salzburg oder die Innenstadt von Wien. Dazu kommen die Gegend um Kitzbühel oder Immobilien bei den Kärntner Seen, also alles Gebiete, die auch von Touristen gerne besucht werden.

Dort sind die Preise in astronomische Höhen gestiegen. In der Stadt Salzburg kostet der Quadratmeter Eigentum bis zu 25.000 Euro und in Kitzbühel 27.000 Euro. Das ist immer noch nicht die absolute Spitze. In München kann man auch 30.000 Euro für einen Quadratmeter ausgeben. Eine Preisaufschlag gibt es auch für Wohnungen, die mit selbsterzeugter, erneuerbarer Energie arbeiten.

Eine Konsequenz strengerer Regeln für die Vergabe von Immobilienkrediten ist eine steigende Nachfrage für Mietwohnungen. Dafür ist kein oder deutlich weniger Eigenkapital notwendig. Bei den gemeinnützigen Bauträgern muss für Mietwohnungen ein Grund- und Baukostenbeitrag bezahlt werden. Dafür ist die Miete günstiger.

Ein großes Problem ist allerdings, dass die Zahl der neuen Projekte deutlich zurückgegangen ist. Die Ursache dafür sind nicht nur die Pandemie, sondern auch die extremen Preissteigerungen bei den Baustoffen. Ein Teil der Gemeinnützigen Bauträger konnten keine Ausschreibungen durchführen. Die Baufirmen waren nicht bereit sich auf Fixpreise einzulassen. 70 Prozent aller Wohnungen in der Bundeshauptstadt werden heuer von gewerblichen Bauträgern errichtet. 2021 waren es um fünf Prozent weniger.

Mehr Mietwohnungen

Den Trend zu weniger Eigentumswohnungen kann man auch in der Statistik ablesen. „Von den Projektentwicklern werden derzeit Mietwohnungen forciert“, weiß Hans Jörg Ulreich, Gruppensprecher der Bauträger in der Fachgruppe Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer. Im Jahr 2021 betrug der Anteil der Mietwohnungen nicht mehr als 25 Prozent. Heuer sind es bereits 31 Prozent.

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