Immobilienpreise: Die fetten Jahre sind bald vorbei

Immobilienpreise: Die fetten Jahre sind bald vorbei
Raiffeisen-Analysten rechnen mit einer deutlichen Abflachung beim Wertzuwachs ab 2023.

Heuer geht die Post noch einmal ordentlich ab. Raiffeisen-Ökonom Caspar Engelen rechnet für 2022 mit einer Steigerung der Immobilienpreise in Österreich von mindestens acht Prozent. Es können auch knapp an die 10 Prozent werden. Es ist die längste Phase mit deutlich und auch kontinuierlich steigenden Immobilienpreisen seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

Allerdings wird es mit dem Hype am österreichischen Immobilienmarkt gegen Ende des Jahres wohl vorbei sein. Die aktuelle Entwicklung sei der „Auftakt zu einer insgesamt merklich langsameren Fahrtgeschwindigkeit“.

Für die folgenden Jahre prognostiziert Engelen nämlich nur noch ein „niedriges einstelliges Wachstum“. In der Praxis kann das einen Wert von um die zwei Prozent bedeuten. Kein Vergleich zu den deutlichen Zuwächsen der vergangenen Jahre. Die Investoren werden sich in den kommenden Jahren auf einen geringeren Wertzuwachs einstellen müssen.

Niedrigere Zinsen

Außerdem gehen die Raiffeisen-Analysten davon aus, dass die Zinsen nicht so tief bleiben wie sie derzeit sind. „Ein markanter Zinsanstieg wäre sicherlich ein Ereignis, das dem heimischen Immobilienzyklus ein Ende bereiten und eine Preiskorrektur auslösen könnte“, lautet eine der Zukunfts-Varianten in der Vorschau von Engelen.

Er glaubt aber nicht, dass es dazu kommen wird. Vielmehr sei ein „moderates Zinsniveau“ wahrscheinlich, ist Engelen überzeugt.

Für das Ende des Immobilienhypes gibt es mehrere Gründe. Zum einen natürlich die derzeit sehr hohen Zinsen. Doch auch die verschärften Regeln für die Vergabe von Krediten bleiben nicht ohne Folgen.

Eigenkapital

Vor allem für Immobilienkäufer, die nur über ein Eigenkapital verfügen, wird es in Zukunft nur schwer möglich sein, Wohnraum zu kaufen. Ab August muss in Österreich der Käufer einer Wohnimmobilie, der dafür einen Kredit benötigt, mindestens 20 Prozent des Kaufpreises (inklusive der Nebenkosten) in Form von Eigenkapital nachweisen können. Die Kreditrate darf außerdem höchstens 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens ausmachen und die Laufzeit der Finanzierung 35 Jahre nicht übersteigen.

Die Festsetzung einer notwendigen Eigenkapitalquote durch die Nationalbank hat das Interesse an Bausparkrediten deutlich gesteigert. Bei der Raiffeisen-Bausparkasse hielt die starke Nachfrage im ersten Halbjahr an. Es kam sogar noch einmal zu einer Steigerung. Von Jänner bis Mai 2022 beliefen sich die Finanzierungen auf 781 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum lag das Volumen bei 674 Millionen Euro.

Preisbeschleuniger

Wegen der Pandemie und dem Lockdown gab es deutlich mehr Interessenten für Einfamilienhäuser. „Raus aus der Stadt“ lautete das Ziel. Die Pandemie war für den Immobilienmarkt daher auch ein „Preisbeschleuniger “, erklärt Raiffeisen-Reseach-Ökonom Matthias Reith.

Wobei sich Krisen meistens positiv auf den Immobilienmarkt auswirken. Egal ob Finanzkrise, Eurokrise, Brexit oder auch Corona. Investoren sind immer auf der Suche nach einer sichern Anlage und guten Rendite.

Kommentare