Österreichische Unternehmen zeigen Russland die Rote Karte
Der Westen ist geeint wie selten zuvor, wenn es um das wirtschaftliche Vorgehen gegen Russland geht. Zahlreiche Sanktionen wurden verabschiedet – darunter der Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift. Kremlchef Wladimir Putin soll zum Ende des Kriegs in der Ukraine gezwungen werden. Viele internationale Unternehmen kündigen ihre Geschäftsbeziehungen. International ist eine lange Liste zusammengekommen. Auch in Österreich tun dies die ersten Firmen.
Der börsennotierte Feuerwehrausrüster Rosenbauer hat seine Geschäfte mit Russland bereits gestoppt.
"Wir haben unsere Lieferungen eingestellt", sagt Rosenbauer-Sprecher Tiemon Kiesenhofer zum KURIER. Rosenbauer betreibt als Minderheitseigentümer ein Joint Venture in Russland, das gerade einmal für eine Million Euro Umsatz sorgt. Der Gesamtkonzern Rosenbauer setzt mehr als eine Milliarde Euro um.
Stopp der Lieferungen
Das berichtet auch ein Sprecher des oberösterreichischen Flugzeugbauers FACC mit chinesischem Kernaktionär. "Wir haben mit Eintreten der Sanktionen alle unsere Lieferungen nach Russland eingestellt." Das Russland-Geschäft von FACC ist mit rund einer Million Euro "sehr gering", die Lieferkette des Flugzeugbauers sei nicht betroffen. FACC beliefert ausschließlich die zivile Luftfahrt.
Auch das Kristallimperium Swarovski hat angekündigt, die Russland-Geschäfte vorerst auszusetzen und die zwölf Boutiquen zu schließen.
Der Karton-Konzern Mayr-Melnhof ist der größte Faltschachtelproduzent in der Region St. Petersburg sowie Marktführer in der Russischen Föderation. "Wir produzieren dort Konsumgüter-Verpackungen", sagt Mayr-Melnhof-Sprecher Stephan Sweerts-Sporck. "Die Produktion läuft, aber es ist mit Stillständen in der Verpackungsproduktion zu rechnen. Zugleich haben wir alle Karton-Lieferungen nach Russland gestoppt." Der Russland-Umsatz betrage weniger als zehn Prozent.
Unsichere Situation
Auch den Salzburger Kranhersteller Palfinger lassen die Russland-Sanktionen geschäftlich nicht kalt. Zur Umsetzung der Sanktionen hat das Unternehmen eine Taskforce eingesetzt, die sich um alle Aspekte der Sanktionen und die rechtlichen Maßnahmen kümmert. Das heißt, Palfinger prüft derzeit offenbar grundsätzlich, wie es mit dem Russland-Geschäft weitergeht.
"Als globales Technologieunternehmen ist Palfinger auch in Russland tätig und betreut vom Headquarter in St. Petersburg aus die gesamte CIS-Region, die positiv zum Gesamtumsatz beisteuert", sagt Palfinger-Sprecher Hannes Roither. Drei eigene Produktionsstandorte und zwei Joint-Venture-Standorte beschäftigen rund 1.380 Mitarbeiter. In den Produktlinien Lade-, Forst- & Recyclingkräne sowie Hooklifts ist Palfinger Marktführer.
Gestiegene Preise
Der Tiroler Holzkonzern Egger (10.600 Mitarbeiter, 20 Standorte) ist mit zwei Produktionsstandorten in Russland vertreten, in Shuya in der Region Iwanowo sowie in Gagarin in der Region Smolensk mit insgesamt mehr als tausend Mitarbeitern. "Beide Werke produzieren derzeit und kommen den Lieferverpflichtungen nach. Auch die Versorgung mit Rohstoffen ist momentan gesichert, wenn auch zu stark gestiegenen Preisen", heißt es von Egger.
Beim Gewürzhersteller Kotányi, der laut eigenen Angaben 27 Prozent des Umsatzes in Russland macht, könne man sich zur aktuellen Situation nicht äußern. Die Lage ändere sich ständig, so Firmenchef Erwin Kotányi.
Drohungen
Laut Auskunft des Außenwirtschaftscenters Moskau sind rund 650 österreichische Unternehmen in Russland tätig. Der Großteil plane aktuell nicht, die Geschäfte einzustellen, heißt es. Russland spart nicht mit Drohungen gegen die Firmen, die sich jetzt aus Russland zurückziehen: "Die russische Regierung hat angekündigt, dass ausländische Firmen, die sich zum jetzigen Zeitpunkt endgültig aus Russland zurückziehen möchten, mit strafrechtlicher Verfolgung im Sinne der ‚vorsätzlichen Insolvenz‘ bzw. Beschlagnahmungen rechnen müssen", heißt es aus dem Außenwirtschaftscenter weiter.
"Eine andere Alternative wäre, die Anteile der ausländischen Firma an den russischen Shareholder ‚zur Verwaltung‘ temporär mit einem späteren Wiedereinstieg zu übergeben." Allerdings blieben die Begriffe "Rückzug" bzw. "zur Verwaltung" nicht klar definiert.
- Schließen Filialen
McDonald’s; Starbucks; H&M; Hermès; LVMH; Ikea; Kering; Adidas; Puma; Nike; Inditex (u.a. Zara)
- Stoppen Investments
Danone; Uniper; Total; Procter & Gamble; DWS
- Stoppen Produktion und/oder Exporte
Volkswagen; Mercedes-Benz Group; BMW; Volvo Cars; General Motors; Jaguar Land Rover; Aston Martin; Continental; Ferrari; Toyota; ev. Mitsubishi; Ericsson; Nokia
- Stoppen Geschäfte
Daimler Truck; Shell; Exxon Mobil; Visa; Mastercard; American Express; PayPal; Fitch; Obi; Siemens Energy; Siemens; Electrolux; Prada; Apple; Google; Intel; Dell; Airbnb; SAP; Oracle; Coca Cola; Pepsico (teilweise)
- Stoppen Betrieb / Filmstarts
Disney; Sony; Warner; Netflix
- Trennen sich von Beteiligungen oder Joint-Ventures
BP; Shell; Equinor; KPMG; PwC; Knorr Bremse
- Drosseln Zusammenarbeit
HSBC
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