Warum Haselsteiner und Grossnigg eine Ex-Ministerin an Bord holen
Andrea Hodoschek
22.04.24, 17:00Sowohl Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner als auch sein langjähriger Freund und Geschäftspartner, der Sanierungsunternehmer Erhard Grossnigg, haben mit Staatswirtschaft nichts am Hut. Umso bemerkenswerter, dass die Wirtschaftskapazunder jetzt eine Managerin an Bord geholt haben, deren Karriere bisher im öffentlichen Bereich verlief.
Doch Valerie Hackl gilt nicht nur als Top-Managerin, sondern auch als parteifrei, was in Österreichs öffentlicher Wirtschaft immer noch Seltenheitswert hat.
Sie verlässt mit Ende April als Geschäftsführerin die staatliche Austro Control. Seit Kurzem ist Hackl im Aufsichtsrat der Ankerbrot Holding und der operativen Tochter Anker Snack & Coffee GmbH. Österreichs älteste Großbäckerei mit 100 Filialen gehört zur Austro Holding von Grossnigg.
Bei Europas größtem Baukonzern Strabag wurde Hackl kürzlich in den Aufsichtsrat der Holding bestellt. Sie wollte gegenüber dem KURIER keine Stellungnahme dazu abgeben.
Bei der Strabag hat seit Februar eine Frau den Vorsitz. Kerstin Gelbmann löste nach dem Signa-Desaster Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer als Aufsichtsratschef ab. Gelbmann ist die rechte Hand von Grossnigg. Und auch bei Ankerbrot Aufsichtsratschefin, sowie Vorstand der Austro Holding und Vorstand in der Haselsteiner Familien-Privatstiftung.
Eine Aufsichtsrätin kam Grossnigg und Haselsteiner allerdings wieder abhanden. Nach nur wenigen Tagen warf die Unternehmerin Karin Exner-Wöhrer (Salzburger Aluminium) wie berichtet genervt ihre Mandate bei der insolventen Signa hin. Haselsteiner ist einer der größten Signa-Investoren, Grossnigg ging kurzfristig als Sanierer in den Vorstand.
Hackl, von FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer in die Austro Control geholt, wurde von der grünen Ministerin Leonore Gewessler um zwei Jahre verlängert und erhielt auch das Dirimierungsrecht. Im Vorjahr jedoch setzte Gewessler die Beamtin Elisabeth Landrichter auf den Job. Hackl sollte im Sommer in den Aufsichtsrat der staatlichen Fluglotsen gehen. Dieser Wechsel wurde vom Ministerium nie schlüssig erklärt.
Performance
Bei der Flugsicherung legte die Mutter einer dreijährigen Tochter jedenfalls eine tadellose Performance hin. Hackl kann auch ihren Vize-Aufsichtsratschef, Flughafen-Vorstand Günther Ofner, zu ihren Unterstützern zählen. „Sie war die Einzige, die dort etwas bewegt hat. Sie hat in der kritischsten Phase des Unternehmens entscheidende und positive Weichen gestellt“, sagt Ofner.
Zuvor war Hackl im Vorstand des ÖBB-Personenverkehrs. Ihre Karriere bei der Staatsbahn begann als Assistentin des ehemaligen CEO und späteren SPÖ-Chef Christian Kern. Haselsteiner und Grossnigg starteten damals den Konkurrenten Westbahn. Unter Sebastian Kurz war Hackl nach dem Ibiza-Skandal Interims-Verkehrsministerin.
Knappe Ausschreibungen
In der Luftfahrtbranche wundert man sich, dass die Position der neuen Austro-Control-Chefin im Ministerium immer noch nicht ausgeschrieben ist. Obwohl der Wechsel von Landrichter schon im Vorjahr entschieden war. Es geht um die Leitung der Gruppe Luft, die für die gesamte heimische Luftfahrtindustrie zuständig ist. Die Ausschreibung werde in Kürze erfolgen, heißt es im Ministerium.
Die Ausschreibung für die Nachfolge des mächtigsten Beamten im Ministerium wurde erst vor zwei Wochen veröffentlicht. Dass Herbert Kasser in den Vorstand der Asfinag geht, ist allerdings schon seit Anfang Dezember 2023 bekannt. Bewerbungen sind noch bis 29. April möglich.
Wenn eine Funktion beendet wird, werde ein standardisierter Prozess in Gang gesetzt. Die Arbeitsplatzbeschreibung werde aktualisiert und das Ministerium für Öffentlichen Dienst bewerte wie gesetzlich vorgeschrieben den Arbeitsplatz. Erst wenn dieser Vorgang abgeschlossen sei, könne die öffentliche Ausschreibung erfolgen, wird im Verkehrsministerium argumentiert. Wie war das mit dem Abbau der Bürokratie?
Kommentare