Ex-Novomatic-Chef Neumann in Las Vegas vom Glück verlassen

Harald Neumann
Hearing vor der Glücksspielbehörde wegen Lizenverlängerung wurde zum Desaster. Wohin er jetzt auswandern will.

Eine Stunde lang wurde Harald Neumann, Ex-Chef  des heimischen Glücksspielkonzerns Novomatic, Anfang Oktober von der staatlichen Nevada Gaming Commission gegrillt. Das Gaming Control Board empfahl Neumann nach der einstündigen Anhörung, seinen Antrag auf eine Verlängerung seiner Lizenz zurückzuziehen.

Wenige Tage später, am 10. Oktober, trat Neumann als CEO des börsenotierten Gaming-Unternehmens Ainsworth, einer 60-Prozent-Tochter von Novomatic, zurück. Er will sein Glück jetzt in Paraguay suchen. 

Wer als Manager in den USA im Glücksspiel tätig ist, muss behördlich lizenziert sein. Die Verfahren sind äußerst streng, die Bewerber müssen einen finanziellen Striptease hinlegen. Alle Vermögenswerte und Einkommen sind offenzulegen. Ainsworth ist in Australien an der Börse notiert und den USA tätig, unter anderem in Las Vegas. Darum hatte sich der niederösterreichische Glücksspielkonzern bei Ainsworth eingekauft, derzeit läuft ein Übernahmeverfahren. 

Die Ermittler der Gaming Commission sind meist ehemalige FBI-Beamte und röntgen die  Bewerber vor der Anhörung. Die Ermittler wollten auch  Neumanns Handy, was dieser anfänglich verweigerte, vier Monate später aber ausfolgte – und wieder zurückbekam. Er erklärte dem Board, in dem auch ein ehemaliger Höchstrichter sitzt, in Österreich seien Chats illegal an Medien durchgesickert, Stichwort Casinos-Verfahren. Gegen Neumann ist in diesem Zusammenhang noch ein Ermittlungsverfahren der WKStA offen. 

Die Behörde warf Neumann vor, er habe nicht alles offengelegt.  So eine Villa in Mykonos, eine Mietimmobilie in Los Angeles für seine Tochter und monatliche Zahlungen sowie eine Kreditkarte an seine Freundin in Deutschland. Ob er Frauen Geld für Sex gegeben habe, wurde Neumann im Hearing befragt. Was dieser empört dementierte. 
Außerdem habe er gegen die Fraternisierungs-Richtlinie von Ainsworth verstoßen, indem er sich 2021 mehrmals mit einer Mitarbeiterin zum Dinner verabredete. 

"Charakterlich ungeeignet"

Das Board warf Neumann vor, gegenüber den Ermittlern arrogant, respektlos und ausweichend aufgetreten zu sein und laut geworden zu sein. Sein Benehmen sei „unüblich“. 
Neumann dagegen sprach bei der Anhörung von einer „unterschiedlichen Sicht auf die Situation“, er sei nie  respektlos gewesen. 

Ob er arrogant sei, wollte Vorsitzender Mike Dreitzer in der öffentlich übertragenen Sitzung wissen.   Gegenfrage Neumann: „Wie definieren Sie arrogant?“ Vorsitzender: „Wissen Sie, was das Wort bedeutet?“ Neumann entschuldigt sich schließlich während des Hearings bei den hinten im Saal sitzenden Ermittlern. 

Resümee des Boards: Neumann sei aufgrund seiner charakterlichen Eigenschaften für die Führung eines Glücksspiel-Unternehmens nicht geeignet. Er solle seinen  Antrag auf die Verlängerung seiner Lizenz zurückziehen. Was Neumann tat und kurz darauf auch seinen Job als Ainsworth-CEO zurücklegte. 

„Mein Fehler war, dass ich auf die Vorwürfe zu emotional reagiert habe, was man im amerikanischen System nicht tun sollte“, sagte Neumann gegenüber dem KURIER. Seine Dinner seien ein Fehler und ein  Verstoß gegen die internen Richtlinien des Unternehmens gewesen, das er darüber informiert habe.

Der Vorsitzende habe ihm nach der Befragung erklärt, er habe nichts Ungesetzliches getan, aber die Befragung sei nicht gut gelaufen. Er könne sich in zwei Jahren wieder um eine Lizenz bewerben. 

Ab nach Paraguay

Vom Glücksspiel-Geschäft hat Neumann allerdings genug, er will aus der Branche aussteigen. Und, sagte er  zum KURIER, nach Paraguay gehen. „Was soll ich noch in Österreich? Paraguay ist ein wirtschaftlich aufstrebendes Land, in dem man gut investieren kann.“

Eine Novomatic-Sprecherin erklärte gegenüber dem KURIER: „Diese Angelegenheit betrifft Herrn Mag. Neumann persönlich in seiner Funktion als Vorstand des australischen Unternehmens Ainsworth.“ Neumann sei seit Februar 2020 nicht mehr als Vorstand für Novomatic tätig. Die Sprecherin betont, „aus der entsprechenden Sitzung des Nevada Gaming Control Boards geht klar hervor, dass es keinen Zusammenhang mit dem seit mittlerweile über fünf Jahre anhängigen Ermittlungsverfahren in Österreich (sog. Causa Casinos) gibt.“

Porträt von Andrea Hodoschek, Autorin der Serie „Wirtschaft von Innen“.

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