Als Manager hat Neumann immer stark polarisiert. Sehr, sehr selbstbewusst im Auftreten, das Alpha-Tier heraushängen lassend, ein Vorstandsvorsitzender, der es gewohnt ist, knapp Befehle zu erteilen und der mit den Reichen und Schönen sowie den politisch Einflussreichen dieses Landes auf Augenhöhe ist.
Letzteres unterscheidet ihn allerdings nicht von den traditionell eng mit der Politik verflochtenen Vorständen der Casinos Austria.
Nach einem erbitterten Kampf mit der tschechischen Sazka Group zog sich Novomatic bis auf einen kleinen Anteil an der Cash-Cow-Tochter Lotterien wieder aus der teilstaatlichen Glücksspielgruppe zurück.
Neumann dürfte freilich etwas mehr und lockerer SMS verschickt haben als die Mitbewerber. Damals natürlich nicht ahnend, dass nicht nur die Staatsanwälte, sondern die gesamte Republik seine Texte lesen würde.
"Er war immer sehr korrekt, aber er hatte schon diese Everything-goes-Mentalität", schildert ihn ein Wegbegleiter. Als Vorstandsvorsitzender war Neumann niemandem gegenüber weisungsgebunden, Eigentümer Graf mischte sich ins operative Geschäft nicht ein.
Die Kunst des Netzwerkens, quer durch die Parteien, beherrscht Neumann perfekt, die Politik war ihm schon lange vor Novomatic nicht fremd. Unter Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser wurde Neumann, der sich immer als parteifrei bezeichnete, Geschäftsführer des Bundesrechenzentrums (BRZ). Von dort wechselte er Anfang 2006 an die Österreich-Spitze von G4S (Group Four). Es kam zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Aufsichtsrat, sein Engagement des Lobbyisten Peter Hochegger soll nicht der Grund gewesen sein, beteuerte Neumann damals.
Der studierte Betriebswirt dockte anschließend bei einer Novomatic-Tochter an, 2014 beförderte ihn Graf zum Konzern-CEO.
Der Plan, den ehemaligen FPÖ-Bezirkspolitiker Peter Sidlo als Finanzvorstand in die Casinos zu setzen – was die Lawine gegen Novomatic ins Rollen brachte – kam mit Garantie nicht von Graf. Sondern von Bernhard K., den Neumann lange kannte und den er als Pressesprecher ins Unternehmen holte. K. jobbte einst für die ÖVP-Politiker Wolfgang Sobotka und Ernst Strasser, hat aber auch gute Kontakte zur FPÖ, mit Sidlo betrieb er eine gemeinsame Firma.
Als besonders geschickter Coup wurde 2018 das Engagement von Eva Glawischnig gefeiert. Die ehemalige Grünen-Chefin ist jedoch seit einem Jahr karenziert und nicht mehr für Novomatic tätig.
Auch auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegt sich der ehemalige Boxer, Jäger und Golfer Neumann, der als Dienstwagen einen Lamborghini fuhr, im Gegensatz zum zurückgezogen lebenden Konzerneigentümer Graf, gerne. Der vierfache, verwitwete Familienvater, der zwei Mal ökonomisch gut geheiratet hatte, war beliebter Gast und Gastgeber. Einmal beispielsweise bei einem Abend für Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig, dann wieder bei der gemeinsamen, exklusiven Dinnerparty mit seinem Freund, C-Quadrat-Gründer Alexander Schütz. Society- und Geldadel, alle waren sie zur Party gekommen. Lediglich Minister Blümel blieb fern. Schütz kam zuletzt in die öffentliche Kritik, als im Wirecard-U-Ausschuss in Deutschland ein Mail von ihm an den inhaftierten Ex-Wirecard-Chef Markus Braun bekannt wurde. Braun solle die Financial Times "fertigmachen", schrieb Schütz.
Zu Neumanns Ehrenrettung muss aber betont werden, dass er abgesehen vom Image-Desaster maßgeblich an der Expansion der Novomatic zu einem Weltmarktführer beteiligt war. "Ich bin fassungslos, wie mein Image permanent mit völlig haltlosen Anschuldigungen ruiniert wird. Ich habe mir nichts vorzuwerfen oder zuschulden kommen lassen." Mehr will er derzeit nicht zur Causa sagen.
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