Millionenpleite eines bekannten Autoindustrie-Zulieferers: 200 Jobs betroffen

Millionenpleite eines bekannten Autoindustrie-Zulieferers: 200 Jobs betroffen
Das Unternehmen gehört zu den europaweit führenden Unternehmen in der Herstellung von Alugussteilen für die Automobilindustrie.

„MGG beherrscht die Kunst, flüssiges Aluminium zu komplexen Gussteilen zu formen, die mechanisch bearbeitet und zu hochwertigen Produkten zusammengesetzt werden und überall auf der Welt ihren Einsatz finden: in Lastwagen, Pkws und Motorrädern in Heizkesseln zum Heizen unserer Häuser in unseren Krankenhäusern in unterschiedlichen medizinischen Anwendungen über die Wandsteckdose, weil MGG seinen Beitrag zum Energiesektor leistet Kurzum, zu viele Einsatzmöglichkeiten, um sie alle auflisten zu können“, heißt es auf der Firmenhomepage. „MGG ist Hersteller von sehr präzisen Aluminiumgussteilen und Baugruppen. Das Unternehmen arbeitet an verschiedenen Standorten in den industriellen Kernregionen Europas an innovativen Lösungen für Kunden, die in anspruchsvollen Märkten tätig sind.“

Die MGG Herzogenburg GmbH (Firmenbuchnummer: 212531x) hat am 29. Dezember 2023 am Landesgericht St. Pölten ein Sanierungsverfahren (ohne Eigenverwaltung) beantragt hat. Sie beschäftigt aktuell rund 200 Mitarbeiter am Unternehmensstandort in Herzogenburg, Gießereistraße 1. Laut Creditreform sind 300 Gläubiger betroffen. Die Aktiva werden mit rund 10,9 Millionen Euro beziffert, die Passiva betragen rund 75,7 Millionen Euro. Das Unternehmen soll fortgeführt werden.Den Gläubigern wird eine Quote in Höhe von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten.

Der Hintergrund

„Das Unternehmen in seiner heutigen Form wurde 2014 von zwei langjährigen Mitarbeitern im Wege eines Management Buy – Outs übernommen und firmierte zunächst als CSA Herzogenburg GmbH“, heißt es in einer Aussendung. „Nach mehreren erfolgreichen Geschäftsjahren fand in 2017 der Kauf durch und die Integration des Unternehmens in die niederländische MGG Gruppe statt. 2021 war dieser Vorgang abgeschlossen. Der Firmenwortlaut wurde in der Folge auf MGG Herzogenburg GmbH geändert.“

MGG Herzogenburg gehört zu den europaweit führenden Unternehmen in der Herstellung von Alugussteilen für die Automobilindustrie. Dazu zählen etwa Motorenteile, Fahrwerkskomponenten (wie Achsen und Radträger), Bremssättel und Batteriegehäuse. 

„Die gegenwärtige Absatzkrise der europäischen Autoindustrie schlägt nun voll auf die Auftrags- und Umsatzentwicklung von MGG durch. Aufgrund dieser Entwicklung werden weniger Fahrzeuge vom Endkunden nachgefragt und die Autoindustrie nimmt dementsprechend geringere Stückzahlen von MGG ab. MGG sah sich nun kurzfristig mit wesentlich reduzierten Abnahmezahlen durch die Industrie konfrontiert“, heißt es weiter. „Der daraus folgende Umsatzrückgang kann nicht durch interne Maßnahmen ausgeglichen werden. Die Restrukturierung und der langfristige Fortbestand des Unternehmens soll nun durch ein gerichtliches Sanierungsverfahren erreicht werden. Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan angeboten. Dadurch erhalten sie 20 Prozent ihrer Forderungen.“

Namhafte Kunden

Bauteile von MGG befinden sich in Fahrzeugen von Audi, BMW, Porsche, Aston Martin, VW, Bentley, Rolls Royce, Maserati, und KTM. Beliefert werden die Autozulieferer Magna, Bosch Mahle und ZF. Und im Bereich Nutzfahrzeuge DAF, MAN, Scania, Mercedes, Renault Trucks, Scania, Mack und Volvo.

Zahlen und Fakten

Im Geschäftsjahr 2022 betrug der Umsatz 44,62 Millionen Euro, der Jahresverlust 3,122 Millionen Euro und der Bilanzverlust 4,279 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten wurden mit 21,59 Millionen Euro beziffert, davon entfielen 1,575 Millionen auf Banken, 1,463 Millionen Euro auf Anzahlungen und 7 Millionen Euro auf Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen; 2,097 Millionen Euro entfielen auf Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen und 9,44 Millionen Euro auf sonstige Verbindlichkeiten. In den sonstigen Verbindlichkeiten sind 1,439 Millionen Euro Schulden bei der Gebietskrankenkasse und ein Kontokorrentkredit der Georg Fischer in Höhe von 4,156 Millionen Euro enthalten.

"Beim Kontokorrentkredit von Georg Fischer handelt es sich um einen wiederholt ausnutzbaren Kredit iHv höchstens EUR 4.375.000,00 welcher per 31.12.2020 gekündigt wurde. Die Rückzahlung findet in fünf gleichmäßig hohen, jährlichen Tranchen statt, wobei die erste Rate mit Fälligkeit 30.06.2022 mit 75% für 9 Monate gestundet wurde und die verbleibende Tranche getilgt wurde", heißt es im Bilanzlagebricht 2022. "In den sonstigen Verbindlichkeiten sind Aufwendungen in Höhe von EUR 1.601.919,19 (VJ: EUR 2.420.011,01) enthalten, die erst nach dem Bilanzstichtag zahlungswirksam werden."

Und weiter heißt es: "Die Verbindlichkeiten aus Kreditinstituten enthalten einen Auftragsinvest-Finanzierungskredit in der Höhe von EUR 1.600.000,00 (davon wurden EUR 1.120.000,00 bereits zurückbezahlt) sowie einen weiteren Auftragsinvest-Finanzierungskredit in der Höhe von EUR 1.300.000,00 (EUR 800.000,00 bereits zurückbezahlt). Zur Sicherung dieser Kredite wurden auf Basis der vereinbarten Anzahl von Rückzahlungsraten Blankowechsel samt Wechselwidmungserklärung akzeptiert."

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