Warum die Getreideernte heuer geringer ausfallen wird

Warum die Getreideernte heuer geringer ausfallen wird
Anbauflächen für Getreide und Mais haben sich verringert. Das EU-Renaturierungsgesetz sorgt bei Landwirten weiter für Diskussionen.

Mit knapp drei Millionen Tonnen Getreide weniger und einer um mehr als 5 Prozent geringeren Ernte rechnet die Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) für das heurige Jahr. 

Feuchte Anbaubedingungen durch die hohen Niederschlagsmengen im Herbst, aber auch unattraktive Marktpreise hätten eine im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent geringere Anbaufläche von 507.000 Hektar zur Folge gehabt, sagte LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger am Montag bei einem Pressegespräch in Wien.

Herbstregen, Frost und Überschwemmungen

Wegen der großen Regenmenge im November und Dezember sei vor allem die Anbaufläche für Winterweizen zurückgegangen. Auf den feuchten Feldern sei vielerorts der Anbau nicht mehr möglich gewesen, weil die Bauern nicht auf die Felder fahren konnten, erläuterte der Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, Niki Berlakovich. Durch den Starkregen sei auch die Ernte von Sojabohnen, Mais und Zuckerrüben erschwert worden, so der LKÖ-Pflanzenbau-Ausschussvorsitzende.

Kurze Phasen von extremen Minustemperaturen im Jänner und Februar führten auch dazu, dass einige Getreideflächen abfroren. Der Frost von Mitte April bis Anfang Mai hatte in manchen Regionen auch Schäden bei dem bereits blühenden Raps und bei Zuckerrüben zur Folge. 

Extremniederschläge und Überschwemmungen im Mai und Juni in vielen Regionen, die, wie Berlakovich ausführte, etwa im Südburgenland fast apokalyptische Dimensionen annahmen, verhinderten notwendige Pflegemaßnahmen auf den Feldern. 

Getreideernte 2024: Geringere, durchschnittliche Menge erwartet

Josef Moosbrugger, Präsident der LK Österreich (Mitte) mit Irene Maria Trunner, Vizepräsidentin der LK Wien und Nikolaus Berlakovich, LKÖ-Pflanzenbau-Ausschuss-Vorsitzender sowie Präsident der LK Burgenland.       

Gewinner und Verlierer

Neben Getreide zählt auch Mais zu den flächenmäßigen Verlierern, die Anbauflächen gingen um 12.400 ha oder 5,9 Prozent zurück. Dazu trugen auch die schlechten Marktpreise der letzten Ernte bei. 

Zugelegt haben hingegen die Sommergerste (1.800 ha oder 8 Prozent), Wintergerste (1.600 ha, 1,6 Prozent) sowie Hartweizen (2.900 ha, 12,3 Prozent). 

Mehr Fläche gab es auch für Zuckerrüben  (plus 23 Prozent), Ölkürbis (plus 16,2 Prozent) und Erdäpfel (plus 7 Prozent). 

Soja verbuchte geringe Rückgänge, bei Raps gab es mit minus 10,5 Prozent einen neuen Negativrekord. Auch die Anbaufläche für Sonnenblumen nahm ab (6,2 Prozent). 

Volatile Märkte 

Die Märkte seien extrem volatil, sagte Moosbrugger. Die EU müsse sich auch überlegen, wie sie mit den Getreideexporten der Ukraine langfristig umgehe. Dort würden andere Standards und Kostenstrukturen herrschen, so der LKÖ-Präsident. Wenn es keine ausreichenden Schutzmaßnahmen gebe, sei die österreichische Familienlandwirtschaft bedroht. 

Moosbrugger verwies auf den zunehmenden Fokus der heimischen Landwirtschaft auf regionale Märkte. Man wolle etwa mit der Ausweitung des AMA-Gütgesiegels die hohen Standards in der Produktion sichtbarer machen, um Marktanteile zu sichern und "mehr Wertschätzung und Wertschöpfung für heimische Ackerfrüchte" zu erreichen, so der LKÖ-Präsident.  

Renaturierung sorgt weiter für Diskussionen

Schwer im Magen liegt der Landwirtschaftskammer auch weiterhin das EU-Renaturierungsgesetz, das vergangene Woche mit Zustimmung der Grünen Umweltministerin Leonore Gewessler beschlossen wurde. 

Dass besonders von Kleinbauern auch Unterstützung für das EU-Gesetzesvorhaben gibt, wollte Moosbrugger nicht näher kommentieren. Es gebe in jedem Berufsstand unterschiedliche Meinungen, so der LKÖ-Präsident. Die Landwirtschaft stehe zum Naturschutz. Man brauche aber umsetzungsfähige Lösungen und kein "Bürokratiemonster". Darüber, was schon heute an Monitoring und Kontrolle notwendig sei, werde kaum geredet. "Da entwickelt sich Frust", sagte Moosbrugger.

Wer es mit Renaturierung und Ökologisierung ernst meine, werde auch nicht nur landwirtschaftliche Flächen miteinbinden müssen, sagte Moosbrugger. Er möchte jedenfalls nicht wissen, wie groß der Aufschrei wäre, wenn auch in privaten Gärten 20 Prozent Biodiversität verlangt würden. Um den Klimawandel tatsächlich zu bremsen, müsse man das Raus aus den fossilen Energien deutlich forcieren, sagte Moosbrugger. 

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