Inflation. Dieses Wort hat im Vorjahr vielerorts Angstzustände ausgelöst. Immerhin kletterte die Teuerung in Österreich im Jahr 2022 in lange nicht erreichte Höhen. Von September 2022 bis Februar 2023 war die Inflationsrate sogar zweistellig. Zuletzt zeichnete sich zwar im Mai eine weitere leichte Erholung der Teuerungswelle ab, die Inflation erreichte mit 8,8 Prozent den niedrigsten Wert seit Juni des Vorjahres.
Dennoch sind die Preise für Energie oder Lebensmittel für viele Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor eine extreme finanzielle Herausforderung. Auch im Vergleich mit anderen Staaten der Eurozone – die verzeichnen nämlich im Durchschnitt eine niedrigere Inflationsrate als Österreich.
Kein Wunder, dass schlaue Tipps da nicht lange auf sich warten lassen. Das Internet ist voll mit vermeintlich klugen Strategien, wie sich im Alltag angesichts solcher Inflationsraten konkret Geld sparen lässt, ohne sich unbedingt einschränken zu müssen. Werde Selbstversorger! Backe das Brot selbst! Tausche die Elektrogeräte in energiesparende Versionen ein! Führe ein Haushaltsbuch! Geh nur mit Einkaufszettel einkaufen!
Solche und ähnliche Ratschläge kennen vermutlich alle. Doch was taugen diese Tipps nun wirklich? Lässt sich tatsächlich Geld sparen, wenn man diese Vorschläge befolgt, oder handelt es sich nur um lahme Stehsätze? Der KURIER hat sich gemeinsam mit Walter Hager, Finanzexperte des Vereins für Konsumenteninformation VKI, die gängigsten Spartipps angesehen und analysiert, wo tatsächlich bares Geld zu sparen ist – und welche Ideen in der Praxis schlicht (zu) wenig bringen.
Mit Einkaufszetteln einkaufen gehen
So altbekannt diese Sparmethode ist, so gut wird sie vom Experten befunden. „Vorbereitet, mit Plan und nur ein- bis zweimal pro Woche einkaufen, ist ein guter Weg, um zu sparen. Sonst ist man von Angeboten zum schnellen Kauf verleitet. Deswegen sollten nur die Kilopreise verglichen werden. Wer sich an eine Einkaufsliste hält, wirft auch weniger Lebensmittel weg“, sagt VKI-Finanzexperte Walter Hager. Zusätzlich gilt auch: nicht hungrig einkaufen. Eine übergeordnete Vergleichsmöglichkeit für Lebensmittel gibt es – anders als etwa bei Kontoverträgen – nicht. Hager: „Wir würden uns eine Vergleichsplattform für den Lebensmitteleinzelhandel wünschen, die gibt es leider noch nicht.“
Fazit: Hier lässt sich gut Geld sparen.
Der Klassiker: Ein Haushaltsbuch führen
Ebenfalls zielführend zur Kostenreduktion ist die lückenlose Führung eines Haushaltsbuchs. „Das wird uns auch im Austausch mit Schuldnerberatern bestätigt. Wer am Limit ist, sollte unbedingt ein Haushaltsbuch führen“, sagt der VKI-Experte. Tut man das gewissenhaft über eine Zeitspanne von zumindest einigen Monaten, sieht man Einsparpotenziale und eigenes Finanzverhalten schwarz auf weiß vor sich. „Dafür müssen neben dem Blick auf das Bankkonto auch Notizen über die Ausgaben in bar geführt werden.“
Fazit: Eine Top-Methode um einzusparen.
Back to the Roots: Selbstversorger werden
Klingt in der Theorie gut, taugt in der Praxis nur bedingt etwas, sagt der Experte. „Wenn ich die entsprechende Fläche bereits habe, dann ist das eine Option. Ob es aber tatsächlich so viel billiger ist, zweifle ich an.“ Selbstanbau in der Stadt brächte wohl nicht den gewünschten Einspareffekt. Bei Anschaffungen wie etwa einem Hochbeet dauert es lange, bis sie sich amortisieren. „Ob ich den eigenen Bedarf auch tatsächlich decken kann, ist durchaus fraglich“, gibt VKI-Finanzprofi Walter Hager zusätzlich zu bedenken.
Generell seien die Preissprünge bei regionalen und saisonalen Produkten geringer. „Bei nicht regionalem und nicht saisonalem Obst und Gemüse sieht man die Verteuerung durch die höheren Energie- und Transportpreise.“ Hager rät, in kleineren Läden oder auf Märkten einzukaufen. Hier wird in der Regel darauf geachtet, eben regionale und saisonale Produkte anzubieten.
Fazit: Wenig zielführend um akut Geld zu sparen.
Das Brot ganz einfach selbst backen
Hier ist das Einsparpotenzial nicht so groß, wie man vielleicht meinen möchte. Die Kosten für gekauftes Brot und für die einzelnen Zutaten lassen sich zwar leicht gegenüberstellen. Es muss aber genau überlegt werden, womit verglichen wird. Billiges Brot beim Discounter kann zwar günstig sein, „allerdings stellt sich da wieder die Frage, ob billig gekauftes Brot auch qualitativ gut ist.“ Wer selbst Brot bäckt, hat mitunter höhere Kosten als beim Discounter. „Man muss sich auch den Energieverbrauch des eigenen Ofens genau ansehen“, zählt Hager auf.
Fazit: Hier kommt es stark darauf an, was man womit vergleicht. Einsparpotenzial mit großem Fragezeichen.
Kleidung sparen
Social Media und Co. sind voll mit Influencern, die die Capsule Wardrobe propagieren. Vereinfacht gesagt die Idee dahinter: Durch geschicktes Zusammenstellen der Garderobe mit Teilen, die leicht kombiniert werden können, lässt sich in Summe viel Kleidung und damit Geld sparen, ohne das Gefühl haben zu müssen, immer nur dieselben Kleidungsstücke zu tragen. Tatsächlich sieht auch Walter Hager im Verzicht das einzige Sparpotenzial bei Kleidung. „Gerade bei Jüngeren sehe ich zum Glück die Tendenz, dass verzichtet und nicht mehr so viel vermeintlich Billiges eingekauft wird.“
Fazit: Verzicht ist hier der Weg zum Sparen.
Versicherungsverträge checken
„Hier sehe ich das meiste Einsparpotenzial“, erklärt Hager, „wir sind ziemlich stark überversichert“. Als Grundsatz sollte gelten: „Versichere, was deine Existenz bedroht.“ Dringend notwendig ist daher, das Leben des Familienerhalters, das Auto und das Eigenheim zu versichern sowie eine Haftpflichtversicherung zu haben. „Eine Unfallversicherung schadet ebenfalls nicht. Alles, was darüber hinausgeht, ist oft gar nicht notwendig.“ Wenngleich es natürlich sehr stark auf die individuelle Lebenssituation ankommt, welche zusätzlichen Versicherungen darüber hinaus noch sinnvoll sind. „Versicherungen für Kleingeräte wie das Handy braucht es oft nicht.“
Hagers Tipp: Bestehende Versicherungsverträge regelmäßig überprüfen und von einem Versicherungsmakler Angebote vorlegen lassen. Der muss nämlich unabhängig agieren und dementsprechend das für Kundin oder Kunde beste Angebot vorlegen, unabhängig von den Interessen der Versicherungsunternehmen.
„Ich würde monatlich den Rechner der E-Control bedienen“, erklärt Walter Hager. Hier ist (wieder) einiges an Sparpotenzial gegeben. „Ich muss aber das Glück haben, aus dem alten Vertrag rauszukommen.“ Viele, die im Herbst teure Verträge abgeschlossen haben, hätten eine mindestens einjährige Bindung.
Fazit: Auch hier ist das Einsparpotenzial wieder hoch.
Energieeffizientere Geräte anschaffen
Die können natürlich einiges an Energie einsparen – man muss sich die neuen Geräte aber schlicht auch leisten können. „Akute Einsparungen sehe ich da nicht“, sagt Hager.
Fazit: Klingt nur in der Theorie gut, ist aber mit hohen Investitionen verbunden.
Kreditumschuldung erwägen
„Hier muss unterschieden werden, was der Zweck des Kredits ist. Der Versuch, bessere Konditionen zu bekommen, ist jedenfalls ein sehr individueller“, erklärt Hager. Wer in finanzielle Schwierigkeiten kommt, kann sich beispielsweise um eine Laufzeitverlängerung bemühen. „Dann steigt aber natürlich die Gesamtbelastung. Wenn es Probleme gibt, unbedingt zur Bank gehen und das Gespräch suchen.“ Konsumkredite sollten so gut es geht vermieden werden. „Der letzte Schritt ist jener zur Schuldnerberatung. Der sollte aber nicht zu spät gesetzt werden.“
Zwar ist die Zeit der Gratiskontos so gut wie vorbei, ist der VKI-Experte sicher. Gespart werden kann beim Bankkonto aber trotzdem. Wer vergleichen will, kann beim Bankenrechner der Arbeiterkammer sein Nutzungsverhalten eingeben und so die individuellen Kosten ermitteln. „Die Österreicher sind aber nicht sehr wechselwillig“, weiß Hager. „Würde mehr gewechselt, gäbe es mehr Wettbewerb.“
Fazit: Gute Möglichkeit, um Geld zu sparen. Vergleiche lohnen sich.
Handyvertrag checken
Auch hier gibt es die Möglichkeit, unkompliziert und rasch über einen Vergleichsrechner wie jenen von tarife.at oder durchblicker.at die aktuellen Tarife verschiedener Anbieter einander gegenüberzustellen. „Ich würde jedem raten, regelmäßig den Handyvertrag zu checken. Oft bekommt man schon um 10 Euro einen wirklich guten Vertrag“, empfiehlt Walter Hager, der Experte vom Verein für Konsumenteninformation.
Fazit: Gute Verträge gibt es oft schon für wenig(er) Geld.
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