Inflation auf Rekordniveau: Macht sparen überhaupt noch Sinn?
Weltspartag wie man ihn aus der eigenen Kindheit kennt. Das ist der Gang mit den Eltern oder Schule zur Bank, die knifflige Auswahl des passenden Geschenks und der ein oder andere Luftballon, den man abstaubt. Daneben gibt es Brötchen und Getränke für die Erwachsenen. Pandemie-bedingt ist der Weltspartag bzw. die Weltspartage, die einige Banken abhalten, in den vergangenen zwei Jahren nur mit angezogener Handbremse zelebriert worden.
Und heuer? Welche Bedeutung hat der Weltspartag noch? Und für wen?
Raiffeisen begeht schon im Vorfeld des 31. Oktobers Weltspartage. In der Raiffeisen-Bankstelle im niederösterreichischen Herzogenburg ist vergangenen Freitag einiges los. Da ist Maria, die für ihr Enkerl Münzen aufs Sparbuch einzahlt. Sie hat Münzen, die das Geldbörsel zu sehr anfüllen, in zwei Sparschweinen gesammelt und zur Bank getragen. Den Betrag rundet sie auf.
Tradition & Spargedanke
Mit ihren beiden Töchtern Theresa und Marie-Christin ist Anita in die Bankstelle gekommen. Geduldig erklärt Anita, wie der Einzahlungsautomat funktioniert. Aus Tradition und um ihren Töchtern das Sparen zu vermitteln pflegt sie den Weltspartag, sagt sie zum KURIER.
Ein großes Fest mit Hüpfburg ist der Weltspartag bei Raiffeisen in Herzogenburg zwar nicht. Aber heuer wird es Verpflegung geben, Kasperltheater für die Kinder wird aber nur in der Regionszentrale in St. Pölten abgehalten. Mit kleinen Aufmerksamkeiten wie Luftballons hat man schon länger aufgehört – aus Nachhaltigkeitsgründen.
Am Weltspartag selbst ist die Frequenz in der Bankstelle Herzogenburg etwa vier Mal so hoch wie an normalen Tagen, auch die Verweildauer ist viel länger, erklärt Kundenberater Ronald Marton. Viele kämen mit oder für Kinder in die Bank, aber auch für die Erwachsenen selbst sei Sparen ein Thema, das sie in die Bank bringt.
Schauplatz Wien
Ein anderes Tempo herrscht in Wien an den Tagen vor dem Weltspartag. In der Raiffeisen-Bankstelle auf der Mariahilfer Straße rattern die Automaten im Foyer – schnell mal Geld abheben. Wer einen Termin hat, kann sich hinsetzten, bis man abgeholt wird. Dort sitzt Ludmilla. Sie ist Pensionistin und sagt: „Ich gebe mein Geld am Montag lieber aus.“ Manuel, ein junger Vater mit Kinderwagen hebt Geld ab. „Heute hat der Weltspartag nicht mehr die Bedeutung, die er früher für mich hatte. Mit einem kleinen Kind muss man auch nicht extra ans Sparen erinnert werden.“
Schwieriges Sparen
Fakt ist: Sparen ist aktuell schwierig. Zum einen, weil die Inflation die leicht gestiegenen Sparzinsen noch immer auffrisst. Das Geld am Sparbuch oder Sparkonto liegen zu lassen , bringt realen Geldwertverlust. Zum anderen ist es angesichts von Inflation und Teuerung nicht einfach, überhaupt zu sparen. Wurden 2021 noch durchschnittlich 344 Euro pro Monat zur Seite gelegt, sind es heuer nur noch 301 Euro. Das ergab eine Studie des IMAS-Instituts im Auftrag der Erste Bank der österreichischen Sparkassen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch Studien von HYPO NOE und Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Letztere bestätigt, dass das Sparvolumen rückläufig ist. Das Sparvolumen der Raiffeisenbankengruppe OÖ liegt aktuell bei 16,13 Milliarden Euro, das ist ein leichter Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber Jahresende 2021.
Sparbuch gibt es noch
Interessant zu beobachten ist, dass das Sparbuch durchaus noch Thema ist, wie der KURIER-Lokalaugenschein bei Raiffeisen in Herzogenburg zeigt. Vor allem ältere Damen und Herren zücken gern das physische Sparbuch für Einzahlungen. Das bestätigt auch Kundenberater Marton. Er sagt aber auch: „Bequem ist anders“ – für alle Beteiligten. Das Sparbuch muss immer den Weg in die Filiale finden, wenn Einzahlungen durchgeführt werden. Von der Möglichkeit, es zu verlieren, ganz zu schweigen. Bei Neuausstellungen werden daher immer zuerst digitale Varianten angeboten.
Mit der Sparkarte angerückt sind auch die Töchter von Anita. Es hat sich ausgezahlt: Bei Theresa sind es 169,06 Euro, bei Marie-Christin 269,48 Euro. „Daheim ist aber noch mehr“, beeilen sich die Sparerinnen rasch zu betonen. Vorbildlich!
- Raiffeisen
Hier legt man Wert auf Regionalität. Bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich gibt es neben der Stoffsumsi (heuer als Skifahrerin) etwa ein in OÖ gefertigtes Springseil sowie kulinarische Geschenke. Bei Raiffeisen Wien. Meine Stadtbank. unter anderem Produkte Wiener Traditionsfirmen, wie Marille-Fruchtaufstrich von „Staud’s“ oder Kaffee von der Manufaktur „Naber“.
- Oberbank
Hier gibt es eine Spielesammlung für die Kinder und einen Kalender für die Erwachsenen.
- Volksbank Wien
Hier gibt es ein Pixi-Büchlein und eine Bio-Dinkel-Gugelhupf-Backmischung der Rosenfellner Mühle.
- HYPO NOE
Auch hier gibt regionale Bio-Geschenke wie Basilikum zum Anbauen und eine Backmischung zum Keksebacken.
- Erste Bank
Die Kinder bekommen einen Sparefroh-Kalender, für die Erwachsenen gibt es Bio-Weichselsirup mit Sinn. Pro Flasche wird ein Euro an die Wiener Tafel gespendet.
- BAWAG
Es gibt ein kleines Kalender-Kontingent.
- Bank Austria
Hier verzichtet man heuer auf Geschenke und spendet Geld an die Initiative „Ein Funken Wärme“ und die CliniClowns.
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