Flaute ist vorbei, die Konjunktur kommt endlich in Fahrt

Die Wirtschaft erholt sich. Damit die Inflation sinkt, muss mehr Wettbewerb her.

Neue Maschinen anschaffen, das Auto oder den Kühlschrank durch Neues ersetzen? Nein, das verschieben wir lieber. Unternehmer wie Privathaushalte hielten sich mit Anschaffungen zurück, zumindest im ersten Halbjahr. Mittlerweile registrieren die Wirtschaftsforscher aber einen Stimmungsumschwung. Es wird wieder mehr investiert. Das Prinzip Hoffnung, das die Konjunkturprognosen noch im Juni prägte, ist durch tatsächlich besser werdende Daten abgelöst worden. Das Wirtschaftsschiff Österreich nimmt Fahrt auf und wird im kommenden Jahr ein Tempo von 1,7 bis 1,8 erreichen (als Plus der Wirtschaftsleistung). „Treiber der Erholung ist die Festigung des Vertrauens“, sagt IHS-Chef Christian Keuschnigg.

Flaute ist vorbei, die Konjunktur kommt endlich in Fahrt

Das Wachstum ist zwar noch nicht enorm, ist aber doch gut genug, um mehr Beschäftigung zu schaffen. Die beiden Foschungsinstitute WIFO und IHS sagen voraus, dass die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im kommenden Jahr um 0,8 Prozent steigen wird. Allerdings wird auch die Arbeitslosenquote weiter steigen, weil sich das sogenannte Arbeitskräftepotenzial vergrößert: Durch Frauen, die vermehrt auf den Arbeitsmarkt drängen, durch Zuwanderer sowie durch Ältere, denen der Weg in die Frühpension versperrt ist.

Ein Ärgernis für die Verbraucher bleibt die Inflation. Sie geht zwar etwas zurück, bleibt mit Werten um die zwei Prozent aber hartnäckig hoch. „Dienstleistungen, Gebühren und Gastronomie“ sieht WIFO-Chef Karl Aiginger als Haupttreiber des heimischen Preisniveaus. Regelmäßig weise Österreich Teuerungsraten auf, die um einen halben Prozentpunkt höher sind als jene in Deutschland. „Wettbewerb ist in Österreich kein gern gesehenes Modell“, stellt Aiginger trocken fest und fordert wesentlich mehr Anstrengungen in Sachen Wettbewerbspolitik ein.

Lohnverluste

Die hohe Inflation, aber auch die Steuerprogression sind mit Schuld daran, dass die realen Nettolöhne in Österreich heuer bereits das vierte Jahr in Folge sinken. Die nächste Regierung müsse dafür sorgen, dass den Beschäftigten real wieder mehr übrig bleibt, fordern die Wirtschaftsforscher eine Steuerreform. Nur so könne der Konsum angekurbelt werden. Heuer stagnieren die privaten Konsumausgaben.

Für die nächste Regierung haben die Wirtschaftsforscher eine umfangreiche Aufgabenliste parat. Keuschnigg wünscht sich wesentlich mehr vorbeugende Maßnahmen, etwa im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Armut. Bei der Pensionsreform müsse Österreich wesentlich mehr Tempo als andere Länder vorlegen, „weil wir hier einen Rückstand aufzuholen haben“. Top-Forderung Aigingers ist, wesentlich mehr für die Bildung zu tun. Die Milliarden für die Hypo Kärnten „sind höchst unangenehm. Aber die Bildung ist wichtiger. Es geht darum, die Zukunft zu gestalten“, sagt der WIFO-Chef.

Die Experten der Alpbacher Zins- und Währungsprognose gehen davon aus, dass die kurzfristigen Zinsen im Euroraum Mitte 2014 nur geringfügig über dem derzeitigen Niveau liegen werden. Etwas spürbarer werde der Zinsanstieg im Zehn-Jahres-Bereich ausfallen. Beim Preis von Öl der für Europa wichtigen Sorte Brent zeichnet sich laut dieser Prognose so gut wie keine Veränderung ab. Das Fass kostet jetzt rund 109 Dollar und soll auch Mitte des kommenden Jahres in diesem Bereich liegen. Die Vorhersage für das Euro lautet auf 1,29 US-Dollar – nach 1,36 Dollar derzeit.

- Die Binnennachfrage entwickelt sich heuer freilich schwach - das IHS rechnet heuer mit real 1,1 Prozent weniger Inlandsnachfrage, nach +/- Null im Vorjahr und geschätzten +1,2 Prozent nächstes Jahr. Laut Wifo belastet der Rückgang der Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern und Ausrüstungsinvestitionen vor allem den Import und weniger die heimische Produktion.

- Die Konsumausgaben der Privathaushalte blieben im ersten Halbjahr real um 1,3 Prozent unter Vorjahr, allerdings nicht bereinigt um den Schalttag 2012. Das Wifo sieht die privaten Konsumausgaben in Österreich heuer real stagnieren (nach +0,5 Prozent 2012) und rechnet für 2014 mit 0,9 Prozent Anstieg.

- Die heimischen Unternehmen agieren bei ihren Ausrüstungsinvestitionen angesichts der trüben Wirtschaftsaussichten und der Unsicherheit bisher zurückhaltend. Laut Wifo werden die Ausrüstungsinvestitionen heuer um 3,5 Prozent unter Vorjahr liegen, das IHS rechnet sogar mit einem Absacken von 4,3 Prozent. Hier, bei der Investitionsbereitschaft der Betriebe, haben die Institute im Vergleich zur Juni-Prognose die stärksten Abwärtsrevisionen vorgenommen. 2014 sollten die Ausrüstungsinvestitionen dann real wieder zulegen, laut Wifo um 5,0 Prozent, laut IHS um 3,0 Prozent.

- Die fehlende Welthandels-Dynamik drückt auf die Außenwirtschaft, deshalb erwartet das IHS für heuer lediglich 2,8 Prozent Zuwachs bei den realen Warenexporten. 2014 sollten diese - angesichts einer festeren internationalen Konjunktur - dann aber auf 6,8 Prozent zulegen können. Das Wifo sieht die Warenexporte heuer real um 2,5 Prozent wachsen und 2014 um 5,5 Prozent. Der positive Leistungsbilanzsaldo soll sich laut Wifo heuer auf 3,1 (1,6) Prozent des BIP verbessern, 2014 dann auf 3,4 Prozent bzw. 11,16 Mrd. Euro.

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