Firmen setzen auf Weiterbildung - doch Lust darauf sinkt

Firmen setzen auf Weiterbildung - doch Lust darauf sinkt
WiFi-Barometer zeigt erstmals seit Jahren sinkende wahrgenommene Bedeutung von Weiterbildung. Bildungskonto soll gegenwirken.

Das Wifi-Barometer 2022 steht unter dem Zeichen multipler Krisen, die sich auch auf die Weiterbildungsbranche auswirken. Die Befragung untersucht die Einstellungen von Erwerbstätigen und Unternehmern zum Thema Weiterbildung und findet dieses Jahr eine unerfreuliche Trendwende: die subjektiv wahrgenommene Bedeutung von lebenslanger Bildung hat unter Erwerbstätigen erstmals seit Jahren abgenommen.

Doch gleichzeitig bewerten die Unternehmer die Fortbildung ihrer eigenen Mitarbeiter als so wichtig wie noch nie. Der Hauptgrund hierfür liegt im allgegenwärtigen Fachkräftemangel. Markus Raml, WiFi-Kurator und Unternehmer, schlägt deshalb vor, mehr auf die Entwicklung des eigenen Personals zu setzen, anstatt sich gegenseitig die Mitarbeiter abzuwerben. Denn der ursprüngliche Mangel werde dadurch nicht behoben.

Außerdem sei es mit den klassischen Motivatoren á la höherem Gehalt und Dienstwagen nicht mehr getan. Intrinsische Motivatoren, etwa Selbstverwirklichung und Eigenverantwortung, würden immer wichtiger werden. Die dafür nötigen Ausbildungen müssten außerdem mit dem als größtes Hindernis für Weiterbildung genannten Problem vereinbar sein: Zeitmangel. Kurse sollten also während der Arbeitszeit stattfinden und die work-life-balance nicht beeinträchtigen.

Regierung soll handeln

Die stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Mariana Kühnel fordert als Maßnahme, das im Regierungsprogramm vereinbarte Bildungskonto umzusetzen. Dieses wäre für jeden Bürger ein vom Bund angelegtes Konto, aus dem Aus- und Weiterbildungen finanziert werden sollen, sowohl am Beginn des Berufslebens als auch im höheren Alter.

Damit will Kühnel erreichen, dass Österreich beim Thema Weiterbildung auf die europäischen Spitzenreiter in Skandinavien, den Niederlanden und der Schweiz aufschließt. Dort hätten in den letzten vier Wochen jeder Vierte bis jeder Dritte irgendeine Form von Weiterbildung konsumiert, in Österreich jeder Siebte. Das sei nötig, um den Innovations- und Wirtschaftsstandort Österreich zu erhalten.

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