Fichten kippen reihenweise, Bundesforste in Klima-Not
"Die Fichten, die Sie auf dem Bild sehen, stehen wahrscheinlich schon nicht mehr.“ Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, hatte am Dienstag bei der Bilanz-Präsentation wenig Erfreuliches zu erzählen. Die Fichtenwälder nördlich der Donau dürften die Erderwärmung nicht mehr lange durchstehen. Wegen der Trockenheit kippen sie reihenweise. Und das nicht nur in Österreich, sondern auch in Tschechien und im Osten Deutschlands bis zur Ostsee hinauf.
„Wir haben inzwischen 80 Prozent Schadholz in unserer Holzernte“, sagt Freidhager. Das drückt den Holzpreis massiv. Dazu kommt heuer noch die Corona-Krise, die die Holznachfrage der Sägeindustrie drastisch sinken lässt. „Wir stecken also in einer Doppelmühle. Bald kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass es noch schlechter werden könnte“, so der Bundesforste-Vorstand. In manchen Regionen Zentraleuropas werde Holz zu „einstelligen Preisen“ verkauft. In Österreich lag der Preis für den Festmeter Säge-Rundholz im Vorjahr mit 59 Euro um rund 20 Euro tiefer als 2014.
Gewinn geschrumpft
Trotz des widrigen Umfelds schafften die Bundesforste 2019 ein positives Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 13,4 Millionen Euro. Das ist zwar nur in etwa die Hälfte von 2018, aber: „Wir sind einer der wenigen staatlichen Forstbetriebe in Mitteleuropa, die keinen Verlust schreibt“, ist Freidhager dennoch zufrieden, Eine Dividende für den Staat werde es aber nicht geben, betonte Freidhagers Vorstandskollege Georg Schöppl. Ganz leer geht der Staat aber nicht aus. Denn immerhin haben die Bundesforste 8,5 Millionen Euro an Fruchtgenuss an die Republik Österreich überwiesen.
Dass die Bundesforste überhaupt einen Gewinn schreiben konnten, verdanken sie den Geschäften, die nicht die Forstwirtschaft betreffen wie Immobilien und erneuerbare Energien. „Ich bin heilfroh, dass wir uns vor 20 Jahren für die Diversifizierung entschieden haben“, sagt Freidhager.
Der Forstbereich werde aber weiterhin der Schwerpunkt bleiben. 100 Millionen Euro sollen bis 2025 in den Umbau des Waldes investiert werden. Die Fichten würden durch Bäume ersetzt, die den steigenden Temperaturen standhielten. Das seien nördlich der Donau unter anderem die Douglasie sowie Laubbäume.
Investiert werde auch in den Ausbau der erneuerbaren Energien, in Windparks und kleine Wasserkraftwerke. 20 Millionen Euro fließen bis 2021 in die Windkraftanlage Pretul.
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