Österreichs Bäume im Klima-Check
Fast die Hälfte Österreichs besteht aus Bäumen: Rund vier Millionen Hektar groß ist die Fläche, die sie allein in Wäldern einnehmen. Das ist so viel wie 42.000 Fußballfelder. Dazu kommen noch jene in städtischen Parkanlagen oder privaten Gärten.
Doch wie wirken sich Hitze und Klimawandel auf die Bäume aus? Für die Steiermark ließ Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) einen Klima-Check vornehmen, um herauszufinden, welche Baumarten zu neuen Bedingungen passen. „Der Klimawandel beschert uns nicht nur dramatische Naturkatastrophen, sondern bringt auch Baumkulturen in Gärten und Parkanlagen unter Druck“, erklärt Seitinger. „Aber viele Zierbäume und Sträucher in Städten sind wichtige Schattenspender und Klimaregulatoren.“
Lederhülsenbaum
Gemeinsam mit Maria Pein, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer, Ferdinand Lienhart, Obmann des Gärtnerei- und Baumschulverbandes sowie Baumschulbesitzer Peter Loidl gab Seitinger die Ergebnisse einer dreijährige Untersuchung bekannt. Demnach gelten Feldahorn, Freemann-Ahorn, Kugel-Mannaesche sowie der Lederhülsenbaum als gut geeignete Alternativen zu bisher geläufigeren Laub- oder Nadelbäumen.
Speziell der Lederhülsenbaum erschien den Experten „für künftige Stadt-Bedingungen bestens geeignet“: Er verträgt Hitze und Trockenheit, aber auch leichte Überflutungen und Nässe.
Rüsten beim Aufforsten
Ähnliche Überlegungen müssen aber auch Waldbesitzer anstellen. Das Institut für Waldwachstum und Waldbau im Umweltministerium rät ihnen generell, sich zu rüsten. Denn nicht jede heimische Baumart kann sich an die höheren Temperaturen anpassen oder den Schädlingen standhalten, die mit ihnen einhergehen.
Das sei allerdings regionsweise unterschiedlich und hänge auch von Standort, Bodenbeschaffenheit und Seehöhe ab. „Nächste Generationen werden eventuell keine Fichte mehr sehen“, bedauerte Leiter Silvio Schüler bereits im Vorjahr im KURIER-Gespräch.
Drei Möglichkeiten
Die Experten befassen sich seit Jahren mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Wälder und sehen dabei drei Möglichkeiten, um die Folgen auszugleichen. Gut umsetzbar ist die Methode, Wälder stärker zu bewirtschaften. Will heißen: Bäume sollten nicht mehr hoch und dünn werden, sondern dick. Das macht sie stabil, sie können mehr Wasser speichern.
Außerdem testen die Experten die Möglichkeit, Wiederaufforstungen mit gleichen Baumarten, aber anderer Herkunft vorzunehmen. „Bäume können sich nicht so rasch an Änderungen anpassen, das braucht seine Zeit“, erläutert Schüler. „Zeit“ bedeutet bei Bäumen 80 bis 120 Jahre: Um heimische Wälder robuster gegenüber Hitze zu machen, könne man schon jetzt mit Samen oder Jungpflanzen aus südlichen Regionen aushelfen. „Die kalabrische Tanne ist zwar eine Weißtanne wie in Österreich“, so Schüler, „aber sie ist an die Hitze schon gewöhnt“.
Als dritte Variante bliebe, auf einige nicht heimische Baumarten zu setzen, etwa die Douglasie, die in Nordamerika und Mexiko heimisch ist. „Sie kann mit Trockenheit sehr gut umgehen und könnte teilweise die Fichte ersetzen“, erklärt Schüler.
Reich an Wald
Fast zugewachsen
48 Prozent der Staatsfläche bestehen aus Wald. Das waldreichste Bundesland ist laut Statistik 2019 die Steiermark mit 62 Prozent der Landesfläche, gefolgt von Kärnten (61 Prozent), Salzburg (53 Prozent) sowie Oberösterreich (42 Prozent).
Der Spitzenreiter
Die Fichte steht mit einem Anteil von 57 Prozent an der Spitze. Allerdings hat sie bereits an Menge verloren: 2008 nahm sie noch Fläche auf 1,7 Millionen Hektar ein, 2018 waren es um 600.000 Hektar weniger.
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