EVN schreibt im Endkundengeschäft Verluste

++ ARCHIVBILD/THEMENBILD ++ EVN KÜNDIGT KNAPP 300.000 STROM- UND GASKUNDEN VERTRÄGE
Der Umsatz fiel mit 1,8 Milliarden Euro um 18 Prozent niedriger aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 199 Euro.

Bei dem börsenotierten Energieversorger EVN haben sich die gesunkenen Strompreise im Ergebnis niedergeschlagen. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/24 sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro.

Das Konzernergebnis fiel um 8 Prozent auf 199 Millionen Euro - im Endkundengeschäft schrieb das das Unternehmen im Mehrheitseigentum des Landes Niederösterreich Verluste.

Die Gewinne kommen einerseits aus dem Verkauf der eigenen Erneuerbaren-Produktion im Großhandel und zweitens aus den Aktivitäten im Ausland. So verkauft die EVN inzwischen mehr Strom in Südosteuropa, als in Mitteleuropa, vor allem in Bulgarien und Nordmazedonien. 

Die Ökostrom-Produktion war mit 1.485 von insgesamt 1.791 Gigawattstunden (GWh) um knapp ein Drittel höher aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Anteil an der gesamten Stromproduktion betrug somit 83 Prozent.

EVN schreibt im Endkundengeschäft Verluste

Der Windpark Palterndorf-Dobermannsdorf wurde im Herbst 2023 fertiggestellt

Das liegt einerseits am Wetter, namentlich einem windigen und warmen Winter. Die gute Wasserführung führte zu einer vergleichsweise hohen Produktion bei den Flusskraftwerken, die ihre höchste Leistung für gewöhnlich mit der Schneeschmelze im Frühling erreichen. Andererseits führten die warmen Temperaturen zu einem niedrigeren Absatz bei Strom und Wärme.

Photovoltaik-Boom beansprucht Stromnetze

Bei der Windkraft wirkte sich zudem die Inbetriebnahme von zwei neuen Windparks sowie einer Großflächen-Photovoltaikanlage am Standort des ehemaligen Kraftwerks Dürnrohr aus. Der Vorteil des Standorts ist, dass die bestehenden Stromleitungen genutzt werden können.

Der private Photovoltaik-Ausbau hingegen stellt EVN vor Herausforderungen, denn die Stromnetze müssen die zusätzliche Leistung aufnehmen können. Früher habe man jährlich etwa 250 Trafostationen installiert, beschreibt ein Sprecher die Situation gegenüber dem KURIER, jetzt seien es etwa 700. Trotzdem sei es zu Spitzenzeiten an manchen Stellen notwendig, die Einspeiseleistung temporär zu reduzieren.

Wie auch andere Energiekonzerne investiert die EVN deswegen massiv in den Netzausbau. Bis 2030 sind in Niederösterreich Investitionen in Höhe von 5 Milliarden Euro geplant, drei Millionen davon gehen in den Netzausbau. Aber auch in die Erneuerbaren-Produktion wird investiert, so sind derzeit zwei weitere Windparks in der Entwicklung.

Internationales Geschäft und hohe Dividenden

Ein weiteres Standbein der EVN ist das internationale Projektgeschäft. Nach der Fertigstellung einer Kläranlage in Kuwait sind noch neun weitere Projekte in Planung oder Errichtung: Diese beinhalten die Bereiche Abwasserentsorgung, Trinkwasseraufbereitung und thermische Klärschlammverwertung in Deutschland, Polen, Rumänien, Nordmazedonien, Bahrain und Kuwait.

Im gesamten Geschäftsjahr erwartet die EVN ein Konzernergebnis zwischen 420 und 460 Millionen Euro (Vorjahr: 530 Mio. Euro) im Vorjahr. Davon kommen aber 182 Millionen Euro in Form von Dividenden aus der Beteiligung an Österreichs größtem Wasserkraft-Produzenten Verbund. Diese wurde im Mai ausgeschüttet und zählt somit zum dritten Quartal.

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