Strom und Gas kosten im Großhandel derzeit ein Vielfaches des langjährigen Durchschnittswertes. Sie seien damit "sehr weit entfernt von den tatsächlichen Herstellungskosten", sagt Josef Thoman von der AK. Dadurch käme es zu "einer nie da gewesenen Umverteilung" von den Konsumentinnen und Konsumenten zu den Erzeugern.
Nur mit staatlichen Hilfszahlungen könne das nicht kompensiert werden, ist Thoman überzeugt, zumal auch diese Kosten schließlich die Allgemeinheit zu tragen hätte. Deutlich billiger als der Versuch, die Effekte der Inflation zu kompensieren, wäre deswegen ein direkter Eingriff in den Energiemarkt.
Inflation dämpfen
Eine Möglichkeit, diesen Abwärtstrend zumindest zu lindern, sehen Kratena und Thoman in der Entkopplung von Strom- und Gaspreis. Die Inflation hätte durch einen nur halb so großen Anstieg beim Strompreis heuer um fast zwei Prozentpunkte eingedämmt werden können – ausgehend von der letzten Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts also auf etwa 6,3 Prozent.
Denn die hohen Energiepreise treiben europaweit die Inflation. In Frankreich, wo die Regierung den Anstieg der Strom- und Gaspreise bereits 2021 gedeckelt hat, betrug die Inflation im September 5,6 Prozent – verglichen mit 10 Prozent in der Eurozone. Viele Ökonomen schätzen allerdings, dass europaweite Preisdeckel zu einer Verknappung des Angebots und folglich noch höheren Preisen führen könnten.
Die AK hofft, wie übrigens auch die Bundesregierung, dass sich die EU-Staaten auf das sogenannte "iberische Modell" einigen. Bei diesem in Spanien und Portugal bereits etablierten Ansatz bleibt die Merit Order, nach der das teuerste noch zur Bedarfsdeckung notwendige Kraftwerk (in der Regel ein Gaskraftwerk) den Großmarktpreis bestimmt, grundsätzlich bestehen. Die Gasverstromung wird aber subventioniert und dadurch sinkt der Preis, den alle Kraftwerksbetreiber erhalten. Die Kosten für die Subvention sollen die Verbraucher billiger kommen als die derzeitigen Strompreise.
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