Eisenbahner-KV: Verhandler gehen auf Kollisionskurs
Die Gewerkschaft vida zementiert sich im Ringen um einen neuen Kollektivvertrag für die Eisenbahner ein. Am Montag wurde eine Betriebsratsversammlung mit 450 Betriebsräten abgehalten, die die Forderungen der Gewerkschaft bekräftigten.
Verlangt werden unter anderem 500 Euro monatlich mehr auf alle KV- und Ist-Löhne sowie 250 Euro monatlich mehr auf Lehrlingseinkommen. Außerdem stellt die Gewerkschaft ein Ultimatum und fordert einen weiteren Verhandlungstermin bis spätestens 21. Oktober. Falls es nicht dazu kommt, werden Betriebsversammlungen abgehalten. Vorsorglich will die vida beim ÖGB umgehend eine Streikfreigabe erwirken.
"Fairen Anteil"
„Die Zeit der Almosen ist vorbei, es braucht endlich nachhaltige Gehaltsmaßnahmen, und zwar rasch“, sagt Roman Hebenstreit, Chef der Gewerkschaft vida. „Wir haben uns ausgerechnet, wie die Teuerung die Leute im Schnitt trifft. Der Eisenbahnsektor floriert und wir sind längst wieder auf Vorkrisenniveau. Die Leute haben sich einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg verdient.“
Bisher hätten die Arbeitgeber faktisch noch kein Angebot der Gewerkschaft übermittelt. Sie hätten bloß einen Brief geschrieben, in dem die Inflation erwähnt wird, aber ohne einen konkreten Prozentsatz. „Wir haben diesmal keine Zeit für Spielchen, die Leute müssen jedes Monat die Teuerung stemmen und jeder Tag, den wir verlieren, ohne dass mehr Geld auf dem Konto der Leute ist, ist eine echte Bedrohung für die Leute“, sagt Hebenstreit.
„Nicht finanzierbar“
Die Arbeitgebervertreter sehen das Ergebnis der Betriebsratsversammlung unaufgeregt. Diese habe nicht viel Neues ergeben, die Forderungen seien die gleichen und einen nächstmöglichen Termin werde man selbstverständlich wahrnehmen. Mit der vollen Abgeltung der Inflation habe man allerdings bereits ein konkretes Angebot gemacht, sagt Thomas Scheiber, Verhandlungsführer der Arbeitgeber. Über die Höhe der Inflation ist man sich allerdings noch nicht einig.
Die Forderung der Gewerkschaft, eine Erhöhung von brutto 500 Euro im Monat auf die KV- und Ist-Löhne für alle in der Eisenbahnbranche würde im Durchschnitt ein Plus von 18 Prozent bedeuten, und das sei „unfinanzierbar“, sagt Scheiber. Rechnet man das auf die rund 50.000 Beschäftigten in der Branche hoch, dann wären das Mehrkosten von mindestens 400 Millionen Euro.
Völlig anders gehen die Uhren in Deutschland. In der Tarifrunde für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie setzen die Arbeitgeber auf Einmalzahlungen, Spielraum für prozentuale Entgelterhöhungen sehen sie nicht.
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