Ein Wegweiser durch das "Gütesiegel-Labyrinth"

Ein Wegweiser durch das "Gütesiegel-Labyrinth"
Was bedeuten "fair" und "bio"? Ein Online-Tool der NGO Südwind soll bei der Einschätzung von Gütesiegeln für Lebensmittel und Textilien helfen.

Gütesiegel sollen Konsumentinnen und Konsumenten helfen, ihre Kaufentscheidungen mit ihren Wertvorstellungen in Einklang zu bringen. Allerdings ist nicht immer klar, was sie bedeuten.

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In manchen Fällen handelt es sich laut der Nichtregierungsorganisation Südwind eher um Marketing. So wird etwa das recht bekannte AMA-Gütesiegel von Südwind insgesamt als "unzureichend" bewertet.

"Das Angebot an Produkten mit Gütesiegeln und Nachhaltigkeitsauszeichnungen wird laufend größer. Bezeichnungen wie "öko", "bio", oder "fair" versprechen gutes Gewissen beim Konsum.“, erklärt Südwind in einer Aussendung.

Die Nichtregierungsorganisation bietet auf ihrer Seite einen "Gütesiegel-Check".

Die große Auswahl an Siegeln macht es Konsumentinnen und Konsumenten schwer, zwischen strengen Standards und reiner Selbstvermarktung zun unterscheiden. Mit unserem Check bieten wir einen Wegweise durch das Gütsesiegel-Labyrinth

von Angelika Derfler

Südwind

Insgesamt 63 Siegel und Initiativen wurden dafür begutachtet, 40 davon hat Südwind in einem Ampel-System erfasst. Für Eigenmarken gibt es zwar keine Ampel, aber eine geschriebene Einordnung, was davon zu erwartet ist.

Welche Kriterien bei der Bewertung der Gütesiegel gelten

Nicht alle der abgedeckten Gütesiegel betreffen Lebensmittel, 25 werden auf Textilien angewendet. Bewertet wurden die Gütesiegel in den drei Kategorien Soziales, Ökologie sowie Transparenz und Wirksamkeit.

Soziales beschreibt dabei etwa, dass existenzsichernde Löhne gezahlt werden, Ökologie Treibhausgas-Emissionen und Umweltschutz. Wirksamkeit und Transparenz, schließlich, beschreibt die Zuverlässigkeit und Überprüfung der Angaben durch unabhängige Institutionen.

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Das soll es ermöglichen, die Gütesiegel differenziert zu betrachten, denn "ein perfektes, allumfassendes Gütesiegel gibt es nicht", so Derfler. Die Bewertung der ökologischen Kriterien hat die Umweltschutzorganisation Global 2000 vorgenommen.

Massiver Aufholbedarf im Bereich Lebensmittel

Die Bewertungsskala reicht von grün ("anspruchsvoll"), über gelb ("mittelmäßig") bis rot ("mangelhaft"). Insbesondere im Bereich Lebensmittel verortet Südwind massiven Aufholbedarf in der Kategorie Soziales, denn dort stehe meist nur der ökologische Aspekt im Fokus.

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Südwind und die Umweltschutzorganisation Global 2000 fordern nicht nur strengere Vorgaben für Gütesiegel, sondern auch für Unternehmen im Allgemeinen sowie ein effektives Lieferkettengesetz, um die Einhaltung von Qualitätsstandards bei Umweltschutz und Menschenrechten überprüfbar zu machen. Beim Gütesiegel-Check handelt es sich um eine auf Österreich angewandte Auflage nach Vorarbeit der Romero Initiative (CIR) und des brasilianischen Instituts Imaflora.

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