Ein E-Auto aus China? Österreicher sind noch skeptisch
Seit Monaten nehmen große chinesische Frachter Kurs auf Europa. Sie haben Elektroautos geladen, unter anderem vom chinesischen Abräumer BYD ("Build Your Dreams"), der in der Volksrepublik mit aggressiven Rabatten den Markt auf den Kopf stellt.
Die gigantischen Schiffe machen Eindruck, die Chinesen stehen bei ihrer Expansion gerade erst am Anfang. Im heimischen Straßenbild sieht man E-Autos aus China noch selten. Von BYD wurden im ersten Quartal 2024 nicht einmal 700 Autos österreichweit zugelassen. Die Chinesen kommen bei heimischen Zulassungen auf einen Marktanteil von 1,2 Prozent.
In Österreich stoßen die Stromer aus dem Reich der Mitte noch weitgehend auf Skepsis, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
"Angenommen, Sie hätten vor, sich in nächster Zeit ein E-Auto zu kaufen: Käme dann auch die Marke eines chinesischen Herstellers für Sie in Frage?" Das wollte die Plattform AutoScout24 von 500 heimischen Autobesitzern zwischen 18 und 69 Jahren wissen.
Gerade einmal 29 Prozent sagen, sie würden beim Kauf eines E-Autos ein chinesisches Modell in Betracht ziehen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 40 Prozent.
Am aufgeschlossensten sind in Österreich die Jüngeren: Während beinahe jeder zweite 18- bis 29-Jährige (47 Prozent) ein chinesisches Fabrikat als Möglichkeit sieht, sind es bei den 30- bis 49-Jährigen 27 Prozent und bei den über 50-Jährigen nur mehr 24 Prozent. Männer sind (38 Prozent) wesentlich offener als Frauen (8 Prozent).
Neben der Skepsis ist auch das Unwissen über elektrisch betriebene Fahrzeuge aus dem Reich der Mitte hoch, wie die Studie zeigt. Ganze 37 Prozent der Befragten sagen, dass sie nicht wissen, ob sie sich ein E-Auto aus China anschaffen würden, da sie zu wenig darüber wissen. Besonders hoher Informationsbedarf ist bei Autofahrerinnen gegeben. Unter ihnen sind es ganze 47 Prozent, die zugeben, sich nicht gut auszukennen.
Eine Frage des Preises
Ein Faktor, der den Absatz chinesischer Autobauer in Europa einen Schub bescheren könnte, ist der Preis. "Für viele Kunden ist es wichtig, dass man ein Auto für 15.000 bis 20.000 Euro kaufen kann", sagt etwa der deutsche Branchenexperte Frank Schwope, der Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover lehrt.
"Das bezahlbare Elektroauto aus China ist ja so etwas wie die große Hoffnung des deutschen Bürgers." Es seien zwar Autos etwa von VW geplant, die 25.000 oder auch irgendwann 20.000 Euro kosten sollen. "Aber ob sie angesichts der Inflation jemals diese Marken knacken werden, ist fraglich", bezweifelt Schwope.
In China waren 2023 nach Angaben der Internationalen Energieagentur über 60 Prozent der verkauften Elektroautos in der Anschaffung günstiger als ein entsprechendes Verbrennermodell. In Europa und den USA blieben dagegen die Anschaffungspreise für Autos mit Verbrennungsmotoren im Durchschnitt billiger. Der zunehmende Wettbewerb und die besseren Batterietechnologien würden die Preise in den kommenden Jahren aber voraussichtlich senken.
Autos aus China gar nicht so billig
So billig seien die chinesischen Autobauer gar nicht, meint etwa Philipp Kupferschmidt, der bei der Unternehmensberatung Accenture im deutschsprachigen Raum für die Automobilindustrie verantwortlich ist. "Es ist der große Nachteil der chinesischen Autobauer, dass sie sehr selbstbewusst mit hohen Preisen in den Markt gegangen sind. Da haben sie sich massiv verschätzt", sagt der Branchenkenner. "Daher gibt es bei BYD inzwischen auch erhebliche Preisnachlässe."
Auch in Zukunft würden die Chinesen "nicht der Retter für den kleinen Geldbeutel sein, sie wollen keine Billigheimer sein", zeigt Kupferschmidt auf. Frachtkosten, Marketing und Zölle würden ohnehin viel vom Vorteil der niedrigeren Herstellungskosten aufzehren.
"Das könnte sich mit eigener Produktion in Europa aber etwas ändern", gibt Kupferschmidt zu bedenken. Hersteller Chery beispielsweise kündigte unlängst den Aufbau einer eigenen Produktion in Spanien an. Dafür ziehen die Chinesen mit einem Gemeinschaftsunternehmen in ein ehemaliges Nissan-Werk in Barcelona. BYD will unterdessen in einer eigenen Fabrik in Ungarn produzieren.
Eigene Werke würden unterstreichen, dass man es ernst meine. "Von den Chinesen wird auch in Europa nicht jede Marke überleben, aber fünf bis zehn dürften es schon bleiben", sagt Schwope. "Mittel- bis langfristig könnten die 10 bis 15 Prozent der Marktanteile ergattern."
Zuversicht in China
In China selbst ist die Zuversicht groß, dass man mit den eigenen E-Autos bestehen kann. Nicht nur wegen des Preises. "Ich glaube, dass chinesische Autos durchaus eine Chance haben, auf dem deutschen Markt erfolgreich zu sein", sagt Cui Dongshu, Generalsekretär des chinesischen Automobilverbands CPCA.
Deutsche bzw. europäusche Autokäufer müssten sich zudem bei chinesischen Fahrzeugen kaum umgewöhnen. Schließlich habe China die "automobilen Grundlagen" von Deutschland erlernt. Produkt- und Designkonzepte seien verwandt. Hinzu kämen Chinas Vorteile, was Innovationen angehe.
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