Wer zu Beginn der Corona-Krise noch in den Abgesang auf Kryptowährungen eingestimmt hat, staunt jetzt wahrscheinlich nicht schlecht: Lag der Wert des Bitcoin damals noch unter 5.000 US-Dollar, so ist er am Freitag auf mehr als 41.000 Dollar (ca. 33.500 Euro) gestiegen. Das ist nicht nur mehr als je zuvor, sondern auch mehr als doppelt so viel wie vor einem Monat. Erst Mitte Dezember wurde der Rekord aus dem Jahr 2018 (18.000 Dollar) überboten und der aktuelle Kursrausch begann.
Die Gründe für den momentanen Höhenflug sind schnell erklärt: Einerseits sind 2020 erstmals auch Schwergewichte der Finanzwelt im großen Stil in Bitcoin eingestiegen. So hat der Vermögensverwalter Fidelity beispielsweise im vergangenen Jahr einen Fonds aufgelegt, der in Bitcoin investiert.
Spätestens seit der Zahlungsdienstleister PayPal im November begann, Bitcoin für seine US-Kunden als Zahlungsmittel anzubieten, vollzog die bekannteste Kryptowährung endgültig einen Imagewechsel. Anfangs aufgrund der Anonymität und der technologischen Hürde noch als Währung der Online-Gauner und Hacker verschrien, scheint Bitcoin inzwischen langsam aber sicher für die breite Masse interessant zu werden.
Das neue Gold?
Andererseits fürchten sich viele Anleger vor einer Inflation infolge der durch die Corona-Krise steigenden Staatsschulden und sehen Bitcoin als davon unbeeinflusste Anlagemöglichkeit. Sein Wert entsteht rein durch Angebot und Nachfrage, es steht keine zentrale Behörde oder Notenbank dahinter. Analysten der US-Bank JP Morgan sprachen erst diese Woche davon, dass Bitcoin langfristig so beliebt wie Gold werden und einen Kurs von 146.000 US-Dollar (ca. 120.000 Euro) erreichen könnte.
Befeuert wird dieser Trend von der aktuellen politischen Lage in den USA, genauer: Durch die Wahl des künftigen US-Präsidenten Joe Biden, der mit einer demokratischen Mehrheit im Repräsentantenhaus sowie seit Mittwoch auch im Senat in seine erste Amtszeit starten wird. Viele Anleger erwarten somit weitere Hilfszahlungen für die angeschlagene US-Wirtschaft, was in weiterer Folge die Staatsschulden erhöhen und somit die Dollar-Inflation vorantreiben würde.
Ökonomen warnen
Trotzdem warnen etliche Experten schon lange vor einem unbedachten Einstieg in die Krypto-Welt. Bitcoin ist eine Hochrisiko-Anlage mit unberechenbaren Preisschwankungen, stark abhängig von häufig irrationalen Spekulationen. Auf starke Wertsteigerungen reagierte Bitcoin zudem in der Vergangenheit regelmäßig mit starken Kurseinbrüchen.
Bitcoin ist zwar schon lange nicht mehr die Schwarzmarkt-Währung, als die er in seinen Anfängen bezeichnet wurde. Als Zahlungsmittel, als das Bitcoin ursprünglich konzipiert worden war, ist er aber nach wie vor ungeeignet: Aufgrund der Blockchain-Technologie wird der ohnehin schon enorme Stromverbrauch bei der Herstellung (Mining) stetig weiter steigen, zudem kostet es aktuell noch viel Zeit, eine Transaktion in Bitcoin durchzuführen.
So dürfte Bitcoin also nach wie vor hauptsächlich ein Anlageprodukt für Zocker sein, angezogen vom futuristischen Flair – oder dem Reiz des schnellen Geldes.
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