Neue Regeln, viele Tricks: Wie Apple & Co. ihre Dienste in der EU anpassen

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Tech-Firmen müssen auf Druck der EU ihre Angebote adaptieren. Vieles klingt in der Theorie besser, als es in der Praxis werden dürfte

Geht es nach dem Willen der EU-Kommission, dann sollen iPhone-Nutzer ab März Anwendungen auch aus anderen App Stores als  dem von Apple herunterladen können. Dafür soll das Gesetz über digitale Märkte (DMA) sorgen, mit dem die EU die Marktmacht der Tech-Riesen beschränken will. Im Herbst wurden 6 Konzerne,  die  in der EU mehr als 45 Millionen Nutzer monatlich haben, als sogenannte Torwächter („Gatekeeper“) benannt: die Google-Mutter Alphabet, Amazon, Apple, TikTok-Betreiber Bytedance, Meta und Microsoft

Sechs Monate später, ab Anfang März, müssen sie für ihre zentralen Dienste die Vorgaben der EU erfüllen. Neben der Zulassung alternativer App Stores sind unter anderem strengere Regeln beim Datentausch zwischen Angeboten eines Unternehmens und Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Messaging-Diensten vorgesehen. Für Konsumenten sollten das gute Nachrichten sein. In der Praxis lauern jedoch viele Fallstricke.

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"Totale Farce"

Exemplarisch führte das vergangene Woche Apple vor. Der Konzern kündigte zwar an, die Nutzung anderer App Stores für das iPhone erlauben zu wollen. Für Entwickler und Betreiber sind damit aber zahlreiche Auflagen und hohe Kosten verbunden, unter anderem eine  Gebühr von 50 Cent  pro heruntergeladener App. 

Der Musikstreamingdienst Spotify, der fünf Jahre lang gegen die Zwangsverpflichtung zum App-Download bei Apple Sturm lief, sprach von einer „totalen Farce“. Tim Sweeney, Chef des Spieleentwicklers Epic Games, der sein Spiel Fortnite wegen hoher Gebühren aus dem App Store entfernte und gegen Apple vor Gericht zog, bezeichnete die Lösung als „Müll“.  Apple mache sich damit über den Wettbewerb auf dem freien Markt lustig.  

Apple argumentiert mit der Sicherheit der Nutzer und verwies darauf, dass 99 Prozent der Entwickler genauso viel wie bisher oder weniger bezahlen müssten. Praktisch dürfte das dazu führen, dass kaum ein Unternehmen einen alternativen App Store anbieten  wird. 

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FILE PHOTO: Facebook's new rebrand logo Meta is seen on smartphone in this illustration picture

Auch Meta passt seine Dienste an die neuen EU-Regeln an

Facebook-Abo in der Kritik

Auch Meta geriet wegen der Anpassung seiner Dienste an die neuen EU-Regeln  in die Kritik. Seit November können Facebook und Instagram gegen eine monatliche Abogebühr auch werbefrei genutzt werden. Für beide Dienste fallen dafür jährlich mehr als 250 Euro an. 

Datenschützer haben bereits Beschwerden gegen das Abo eingebracht. Die Rede ist von einer „unfairen Wahl“ und von Verstößen gegen den Datenschutz. Auch weil kostenfreie datenschutzfreundliche Alternativen zur Nutzung der Dienste nicht Teil des Angebots sind. 

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Immerhin kündigte Meta vor Kurzem an, dass Nutzer in Europa  Facebook, Instagram und den Facebook Messenger nutzen können, ohne dass Daten zwischen den Diensten getauscht werden.  Nutzer werden dann nicht  mehr von Werbeanzeigen verfolgt, wenn sie zwischen den Apps wechseln. Das stellte auch Google in Aussicht. Der Internetkonzern will auch seine Suche ummodeln. Künftig sollen Konkurrenzangebote besser berücksichtigt werden. 

Offen ist noch, wie es mit dem Zusammenspiel unterschiedlicher Dienste aussehen wird. Theoretisch sollten Nutzer von Messaging-Apps wie Signal oder Threema direkt aus den Anwendungen mit WhatsApp-Nutzern chatten können. Die Erwartungen sind allerdings gering. 

Signal hat bereits abgewunken, weil befürchtet wird, dass dabei Datenschutzstandards auf der Strecke bleiben. „Die Konzerne haben viel Übung darin, solche Bemühungen ins Leere laufen zu lassen“, sagte Signal-Chefin Meredith Whittaker.

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