Die neue Disney-Königin
98 Jahre hat es gedauert, bis der weltberühmte Disney-Konzern anstelle eines Manns nun erstmals eine Frau an der Spitze des Aufsichtsrats bekommt. Susan Arnold trat mit Jänner die Nachfolge von Robert Iger in dieser Funktion an. Der 70-Jährige verließ das Unternehmen mit Ende 2021 endgültig. Bereits im Vorjahr hatte er seine Funktion als Vorstandsvorsitzender zurückgelegt.
Dass Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitz in Personalunion vergeben werden, ist in Amerika nicht untypisch, zuletzt mehrten sich bei Disney aber die Stimmen der Anlegerinnen und Anleger, die eine Trennung der Funktionen forderten. Generell rücken immer mehr Konzerne von dieser Praxis ab.
Keine Unbekannte
Für Susan Arnold ist ihre neue Funktion definitiv keine gänzlich unbekannte. Die 67-Jährige ist zum einen seit bereits 14 Jahren Teil des Gremiums. Zum anderen war sie nicht nur bei Disney selbst bereits Teil des Kontrollgremiums, sondern auch beim Fastfood-Giganten McDonald’s.
Immer wieder war der Name Susan Arnolds in der Vergangenheit auch auf den diversen Listen der einflussreichsten Menschen der Welt zu finden, etwa beim Wirtschaftsmagazin Forbes. Hier wurde sie schon 2008 unter die „100 mächtigsten Frauen der Welt“ gewählt.
Beruflicher Werdegang
Kein Wunder, hat sie ihre Karriere in vielen namhaften Unternehmen aufgebaut: Einen Großteil ihrer Karriere verbrachte Arnold beim US-amerikanischen Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G). Zu dem gehören klingende Namen wie Gilette, Head&Shoulders, Lenor, Pantene, Pampers, Olay (früher Oil of Olaz), Ariel und blend-a-med, um nur einige wenige zu nennen.
Dort war Arnolds in verschiedenen Positionen tätig, bis sie zur Präsidentin avancierte. Zuletzt war sie für die Carlyle Gruppe tätig, eine der nach eigenen Angaben größten privaten Beteiligungsgesellschaften der Welt.
Erfahrungsschatz
Arnold bringe viel Erfahrung in ihre Rolle als Aufsichtsratschefin bei Disney mit, wie der Konzern in einer Mitteilung erklärte. Etwa in Aufsichtsratsfunktionen börsennotierter Unternehmen. Außerdem bringe die 67-Jährige Wissen im Markenmanagement und Marketing, Nachhaltigkeit, Produkt- und Geschäftsentwicklung sowie Risikomanagement mit.
Laut Angaben in ihrem LinkedIn-Profil hat die neue Disney-Aufsichtsratsspitze Arnold an der Universität von Pennsylvania (Bachelor in Psychologie) und der Universität Pittsburgh (Master in Business Administration) studiert.
In ihrer Rolle als Aufsichtsratsvorsitzende wird Arnold eng mit Robert „Bob“ Chapek zusammenarbeiten, der seit dem Vorjahr Vorstandschef des Unternehmens ist. „In meiner neuen Rolle freue ich mich darauf, weiterhin die langfristigen Interessen der Disney-Aktionäre zu vertreten und eng mit CEO Bob Chapek zusammenzuarbeiten“, so Arnold in einer Mitteilung.
Geschäftszahlen
Der Unterhaltungsriese hat das jüngste Geschäftsquartal schlechter beendet als erwartet. Vor allem in dem für den Konzern wichtigen Streaming-Geschäft. Bis Anfang Oktober wurden im Quartal zwar 18,5 Milliarden Dollar (rund 16,1 Milliarden Euro) an Erlösen eingenommen, um 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Aber: Expertinnen und Experten hatten mit höheren Erlösen gerechnet. Der Quartalsgewinn lag bei 159 Millionen Dollar.
Zwar sah es noch vor einem Jahr deutlich schlechter aus – da wies die Bilanz ein Minus von 710 Millionen Dollar aus. Da waren aber zwischenzeitlich auch Vergnügungsparks und Ferienanlagen geschlossen, die jetzt wieder in Betrieb sind. Anleger zeigten sich besonders vom Streaming-Geschäft des Channels Disney+ enttäuscht.Es kamen lediglich 2,1 Millionen Abos hinzu, um einiges weniger als erwartet.
Grund dafür sind die kaum vorhandenen Film- und Serien-Hits. Apropos Filme: Da sah sich Disney im Vorjahr mit noch mehr Aufregung konfrontiert. Hollywood-Star Scarlett Johansson hatte den Unterhaltungsgiganten nämlich verklagt, wie Mitte des Vorjahres bekannt wurde, weil der Film „Black Widow“ von Disney parallel zum Kinostart auf der Streamingplattform angeboten wurde.
Disney hatte Johansson, die die Hauptrolle spielt, aber vertraglich einen Anteil der Einnahmen an den Kinokassen zugesagt – Johansson entgingen Millionen von Dollar. Eine Konsequenz: Disney kündigte im September an, dass die zu diesem Zeitpunkt verbleibenden Filme aus dem Jahr 2021 zuerst exklusiv für in der Regel mindestens 45 Tage laufen sollen, bevor sie auf Disney+ zugänglich gemacht werden. Was das Streaming angeht, ist Disney+ harter Konkurrenz ausgesetzt – vor allem durch Amazon Prime und Netflix.
Übernahmen
Seit 2020 hat Disney einen neuen Vorstandschef, Robert Chapek. Er folgte auf Bob Iger. Chapek ist bereits seit 28 Jahren für Disney tätig und war in den fünf Jahren, bevor er Vorstandschef wurde, für das Geschäft mit Themenparks und Resorts verantwortlich. Iger war 15 Jahre lang an der Konzernspitze und hatte seinem Nachfolger einiges vorgelegt. Die Studio-Übernahmen von Pixar, Marvel und Lucasfilm und großer Teile des Mitbewerbers 21st Century Fox fielen in seine Ära.
Der Börsenwert des Unternehmens hat sich seit dem Einstieg von Iger jedenfalls verfünffacht, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete. Das Streaminggeschäft gibt es bei Disney noch gar nicht so lange, wie man glauben möchte: Erst Ende 2019 wurde der Sender Disney+ gestartet. Aktuell steht der Sender bei 118 Millionen Nutzerinnen und Nutzern.
Kommentare