Die Inflation sinkt, aber fast nichts wird billiger
Der Sommer war teuer, der Schulstart wird kostspielig. Und auch wenn Benzin, Diesel, Strom sowie ein paar wenige Einzelprodukte tatsächlich günstiger wurden, so gilt doch: Die offizielle Inflationsrate sinkt seit April, aber im Alltag wird kaum etwas billiger.
„Man muss zwischen der Inflationsrate und dem allgemeinen Preisniveau unterscheiden. Die Preise steigen weiter, aber es wird insgesamt weniger schnell teurer. Die Dynamik nimmt ab“, sagt Wifo-Experte Josef Baumgartner zum KURIER.
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Ein Beispiel: Nahrungsmittel waren im Jänner um 20 Prozent teurer als ein Jahr vorher. Im Juli waren Nahrungsmittel aber „nur noch“ um rund zehn Prozent teurer als im Juli 2022.
Vieles viel teurer
Hintergrund ist: Während einzelne Lebensmittel wie Pfirsiche (-26 Prozent) oder Butter (-10,4 Prozent) im Juli tatsächlich billiger wurden, und so die allgemeine Rate leicht nach unten drückten, stiegen die Preise für sehr viele andere Nahrungsmittel weiter kräftig an (z.B. Kristallzucker +51 Prozent oder Olivenöl +27,1 Prozent).
Das sollen auch die Beispiele in den folgenden Tabellen für ausgewählte Kategorien des Warenkorbs verdeutlichen, die allesamt überdurchschnittlich teurer wurden.
Das heißt also: Während im Juli die allgemeine Inflationsrate 7,0 Prozent betrug, stiegen etwa die Preise in der Kategorie „Restaurants und Hotels“ um durchschnittlich 12,3 Prozent. Das reicht vom Wein im Restaurant (+14,2 Prozent) bis zur Übernachtung im Ausland (+22,9 Prozent).
Auch Experte Baumgartner sagt deshalb: „Die Teuerung ist noch nicht vom Tisch und weiter extrem hoch im langjährigen Vergleich.“
Ein anderes Beispiel zeigt: Aktuell wird Benzin und Diesel wieder etwas teurer mit durchschnittlich rund 1,70 Euro je Liter – kommend von zuletzt 1,50 bis 1,55 Euro. Weil aber im August 2022 der Höhepunkte bei den Treibstoffen mit Preisen jenseits der Schwelle von zwei Euro erreicht worden war, steht aktuell noch immer ein Minus in der Inflationsrechnung der Statistiker.
Sinkende Energiepreise
Die gute Nachricht lautet: Im Herbst sollten die Preise für die Haushaltsenergie sinken. „Den großen Schub erwarte ich für Oktober, weil viele Verträge bei der Wien Energie und EVN laufen per Ende September aus und da werden den Kunden wohl neue, günstigere Angebote gemacht werden“, sagt Baumgartner.
Wegen des relativ hohen Gewichts der Haushaltsenergie im Warenkorb dürfte die Inflationsrate deshalb im Herbst in die Richtung von fünf Prozent weiter sinken. Für das Gesamtjahr 2023 erwartet Baumgartner weiterhin eine durchschnittliche Teuerungsrate von rund 7,5 Prozent.
Kräftige Lohnabschlüsse
Überdurchschnittlich teuer bleiben dürften hingegen arbeitsintensive Dienstleistungen, die in Summe rund 45 Prozent des gesamten Warenkorbs ausmachen. Das reicht von den Preisen in der Gastronomie und Hotellerie bis zu den Handwerkern oder hinein in den Bereich Freizeit und Kultur. Baumgartner sagt: „Dort spielen überall die recht kräftigen Lohnabschlüsse hinein. Das sind dann auf der Seite der Unternehmen steigende Arbeitskosten, die wieder auf die Preise überwälzt werden. Die Lohnsteigerungen sind bei uns auch höher ausgefallen als im Durchschnitt der Eurozone und verfestigen die Situation ins Jahr 2024 hinein.“
Die Lohnentwicklung erkläre neben anderen Faktoren auch die höhere Inflation als in der Eurozone (zuletzt 5,3 Prozent). Ein anderer Faktor sei, dass der Preisschock bei der Energie in Folge des Ukraine-Kriegs sofort, spätere Preissenkungen aber langsamer weitergegeben wurden als in anderen Ländern. Baumgartner: „Da hätte die Politik mit ihrer Eigentümermacht bei den Energieversorgern schon etwas tun können.“
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