Im Juli betrug die Inflation in Österreich sieben Prozent. Das geht aus einer Schnellschätzung der Statistik Austria hervor. Im Jänner hatte die Teuerung noch 11,2 Prozent betragen. Vom Ziel der Europäischen Zentralbank, die Inflation im Euro-Raum auf zwei Prozent zu drücken, ist man dennoch meilenweit entfernt.
Kein Wunder also, dass sich die große Mehrheit der Menschen in Österreich durch die hohe Inflation belastet fühlt. Konkret sind es 89 Prozent. Klimakrise und Ukraine-Krieg belasten die Menschen auch, aber deutlich weniger. Das geht aus einer Umfrage von Marketagent.com hervor. Auftraggeber war die Österreichische Post AG.
Die Umfrage wurde von 28.06. bis 04.07. durchgeführt. Befragt wurden 1010 Personen im Alter zwischen 18 und 75 Jahren.
94 Prozent sparen
Sparen ist also angesagt. Denn die überwiegende Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher fühlt sich durch die Inflation in den verschiedensten Lebensbereichen eingeschränkt, erläutert Walter Oblin, Generaldirektor-Stellvertreter der Post. „Frauen und Personen mit unterdurchschnittlichem Einkommen sind noch stärker betroffen.“ Insgesamt sparen jedenfalls 94 Prozent „auf jeden Fall“ oder „eher schon“ beim Kauf diverser Produkte.
Und wie sehen die Menschen die diversen Bonus-Maßnahmen der Politik sowie die Lohn- und Gehaltserhöhungen durch die Kollektivvertragsverhandlungen? Dazu Oblin: „Es gibt ja die These, dass die Inflation durch Einkommenssteigerungen ausgeglichen werden kann. Aber nur sieben Prozent geben an, dass sie die Inflation durch Einkommenssteigerungen ausgleichen können; bei 40 Prozent ist das teilweise der Fall."
Und wo wird gespart? Die Top drei sind hier Lebensmittel, Bekleidung und Reisen. Auffallend ist, dass im Bereich der Lebensmittel die Nutzung von Sonderangeboten und Aktionen deutlich zunimmt. Aktionen seien „viel wichtiger“ geworden als früher, sagt Oblin. Oft würden manche Produkte überhaupt nur noch in Aktion gekauft. „Im Schnitt schätzen die Befragten, dass man durch die konsequente Nutzung von Aktionen und Angeboten rund 15 Prozent sparen kann“, so Oblin.
Zudem erfreuen sich Rabattsticker hoher Beliebtheit. Die Hälfte der Befragten nutzt sie jetzt häufiger als früher. Auch kaufen Herr und Frau Österreicher jetzt in anderen Geschäften ein, wenn die gewünschten Produkte dort günstiger erhältlich sind.
Das Flugblatt "lebt"
Und wie informieren sich die Menschen über die Sonderangebote? Dazu Oblin: „Hier hat uns das Ergebnis überrascht. Denn das gute alte Flugblatt ist relevanter denn je. Und zwar in allen Altersgruppen. Wobei die Nutzung mit zunehmendem Alter ansteigt.“ 72 Prozent der Befragten nutzen das Flugblatt. 44 Prozent informieren sich dann im Geschäft über Sonderangebote.
Und wie schätzt Oblin, der bei der Post auch der Finanzchef ist, die allgemeine Lage ein? Die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank zur Eindämmung der Konjunktur und damit der Inflation hält er für richtig aber zugleich für „zu spät“. Die Inflation werde uns in Österreich jedenfalls „noch länger beschäftigen.”
Kosten steigen
Für die kommenden Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst sei die Ausgangslage somit herausfordernd. “Wir haben in Österreich eine etablierte Praxis, bei Lohnabschlüssen immer auf die Inflation der Vergangenheit aufzusetzen und vielleicht noch ein bisschen was draufzulegen. Das führt natürlich schon zu einer Verstärkung der Inflation und das ist für den Standort auch schwierig.”
Bei der Post besteht dieKostenstruktur zu 50 Prozent aus Personalkosten. In Österreich machen diese eine Milliarde Euro aus. Dazu kommen höhere Energiekosten und höhere Kosten für die Dienstleister der Post.
Doch zurück zum Einkaufen. Wie hält es Oblin selbst mit seinem Managergehalt beim Sparen? “Ich stamme aus einem sparsamen Mittelklasse-Haushalt. Insofern bin ich sozialisiert und gehe mit meinem Geld sorgsam um. Ich schau mir die Flugblätter und Angebote also auch an.”
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