Ein auffallendes Phänomen: „2008/’09 ging es rascher abwärts als 1929 (Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, Anm.) und jetzt 2020 geht es rascher abwärts als 2008/’09“, sagt Helmenstein. Das sei durch die heftigen Interventionen gegen die Corona-Pandemie zu erklären, wie die Schließung von touristischen Betrieben, die Absage von Sport- und Kulturevents und die Reduktion der Handelsaktivitäten.
Helmenstein erkennt zwei simultane Schocks, einen auf der Angebots- und einen auf der Nachfrageseite. „Der Angebotsschock ist eine Folge der Betriebsschließungen wegen der rechtlichen Interventionen.“ Es könne deshalb sogar zu Unterbrechungen von Lieferketten kommen, etwa durch die Absenz von Pflegerinnen oder Erntehelfern.
Ein „positiver“ Angebotsschock sei der enorme Verfall des Ölpreises. „Dieser wirkt sich inflationsdämpfend aus und stärkt die Kaufkraft.“ Für betroffene Unternehmen aus der Ölindustrie sei das natürlich nicht positiv.
"Exzellent"
Nachfrageschocks würden folgen, wenn es mehr Arbeitslose gebe und die Kaufkraft zurückgehe. „Exzellent“ sei in diesem Zusammenhang die Corona-Kurzarbeit. Viele würden dadurch ihre Jobs behalten. Dadurch könnte der Konsum stabil bleiben und die
Krise mildern.
Ein Umstand, der ihm Sorgen macht: „Die Kursrückgänge in den USA sind noch deutlich geringer als in
Europa.“ Wenn in den USA die Kurse weiter sinken, könne das die europäischen Börsen noch mehr unter Druck setzen. „Da hängt noch ein Damoklesschwert über uns“, sagt Helmenstein. Abgesehen davon sei er optimistisch, dass bei den Kursen in Europa eine Bodenbildung erreicht wurde.
Wenn es zu administrativen Erleichterungen und einer baldigen Senkung der Körperschaftssteuer käme, könnten die Investitionen der Unternehmen im dritten Quartal wieder anziehen und bis zum ersten Quartal 2021 wieder das Vorkrisenziel erreicht haben. All diesen Einschätzungen liegt die Annahme zugrunde, dass der
Ausnahmezustand zwei Monate anhält und die Corona-Krise in Europa im Wesentlichen dem zeitlichen Verlauf wie in China folgt.
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