Der schwierige Umstieg aufs Elektroauto

Der schwierige Umstieg aufs Elektroauto
Die Politik forciert das Aus für Verbrennungsmotoren. Der Druck auf Konzerne und Autokäufer steigt.

15 Jahre klingen nach einem langen Zeitraum. In der Industrie aber, mit ihren langen Entwicklungszeiten und Produktzyklen, muss das Jahr 2035 früher ins Auge gefasst werden. In der Autobranche etwa werden jetzt schon die Modelle konfiguriert, die 2025 Premiere feiern.

Insofern sorgen die dieser Tage getätigten politischen Aussagen, bis 2035 Verbrennungsmotoren zu verbieten, für Aufmerksamkeit. Doch wie ernst sind diese Pläne zu nehmen? Der KURIER gibt die wichtigsten Antworten zur Zukunft der Antriebstechnologien.

Welche Länder haben die Absicht, bei Neuzulassungen Verbrennungsmotoren in den nächsten Jahren zu verbieten?

In den vergangenen Tagen machte zunächst der US-Bundesstaat Kalifornien von sich reden. Der Gouverneur kündigte an, ab 2035 sämtliche Kfz (also auch Lkw) mit Verbrennungsmotor nicht mehr neu zuzulassen. Fraglich ist die praktische Umsetzbarkeit, da ja dies für die anderen Bundesstaaten nicht gilt. Eine Umgehung (durch eine Kurzzulassung) scheint also leicht möglich.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprang sogleich auf und forderte dies auch für Deutschland. In anderen Ländern Europas ist man aber schon weiter. Allen voran Norwegen, wo ein solches Verbot ab 2025 gelten soll. In Island, Israel, Schweden, den Niederlanden und Slowenien soll ab 2030 Schluss sein, Großbritannien und Frankreich haben 2040 angekündigt. China wiederum will zwar alternative Antriebe weiter forcieren, dabei aber nicht auf Verbote setzen.

Wo steht hier Österreich?

Im Programm der neuen Bundesregierung findet man bezüglich privat genutzter Pkw nichts. Für neu zugelassene Taxis, Miet- und Carsharing-Autos soll jedoch ein emissionsfreier Betrieb vorgegeben werden. Ab 2027 soll dies auch mit Ausnahmen für Fahrzeuge aus öffentlicher Beschaffung (etwa Dienstwägen oder kommunale Fahrzeuge) gelten.

Bedeutet emissionsfrei zwingend Elektroantrieb?

Nein. Söder etwa sprach explizit von „fossilen Verbrennungsmotoren“, das heißt Autos, die mit Diesel oder Benzin angetrieben werden. Somit können etwa in Zukunft auch Wasserstoff oder Biokraftstoffe zum Einsatz kommen.

Letztere sind aber umstritten, da wertvolles Ackerland statt für den Anbau von Nahrungsmitteln für den Antrieb von Pkw genutzt wird. Und Wasserstoff steckt noch in den Kinderschuhen. Der Energieverbrauch bei der Erzeugung ist hoch und es gibt in ganz Österreich nur sechs Tankstellen (für 42 zugelassene Pkw im Land).

Gibt es überhaupt eine Nachfrage nach alternativen Antrieben?

Kommt auf das jeweilige Land an. China ist mit 1,2 Millionen neu zugelassenen E-Autos (Ende des Vorjahres) führend, hier gibt es auch die meisten entsprechenden Autobauer und hohe Förderungen. An zweiter Stelle liegen die technologieaffinen USA (324.000 Stück), die mit Tesla den bekanntesten E-Autobauer beheimaten. Dahinter folgen Deutschland und Norwegen.

Derzeit sind nur 8 Mio. der 32 Mio. Elektroautos weltweit reine Stromer, die anderen sind Hybride. Die Boston Consulting Group schätzt, dass der Verkaufsanteil inklusive Hybridantrieben im Jahr 2030 weltweit bei 50 Prozent liegen wird und insgesamt 300 Mio. elektrifizierte Pkw auf der Straße sein werden.

Wie sieht die Lage in Österreich aus?

Hier waren Ende August 36.186 vollelektrische Autos zugelassen. Das entspricht einem Anteil von 0,7 Prozent. Allerdings zeigt der Trend – auch dank hoher Förderungen – langsam nach oben: Heuer waren 4,4 Prozent der Neuzulassungen E-Pkw (siehe Grafik).

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