"Bester Tag aller Zeiten": Bezos nach Flug ins All sicher gelandet

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Neun Tage nach dem Start des Briten Branson ist auch Amazon-Chef Jeff Bezos in den Weltraum geflogen. Die Rakete erreichte dabei in nur vier Minuten eine Flughöhe von 107 Kilometern.

Er ist nicht mehr der erste Mensch, der in einem Gefährt seiner eigenen Firma in den Weltraum geflogen ist. Dieser geschichtsträchtige Titel wurde Amazon-Chef Jeff Bezos vor neun Tagen noch relativ spontan vom britischen Milliardär Richard Branson genommen. Doch Bezos und sein privater Raumfahrtkonzern Blue Origin werden nicht müde zu betonen, dass sie mit dem heutigen Raketenstart Großes erreicht haben. Deutlich Größeres nämlich als der britische Konkurrent Branson.

Um 15:00 Uhr (09:00 Uhr Ortszeit) startete die erste bemannte "Blue Shepard"-Rakete von Blue Origin. Die Passagierkapsel erreichte dabei eine Höhe von knapp 107 Kilometern Höhe,er Flug dauerte insgesamt nur ungefähr etwas mehr als zehn Minuten. Etwa zwei Minuten lang durften die vier Passagiere dabei Schwerelosigkeit erleben, bevor es wieder erdwärts ging. Mithilfe eines überdimensionalen Fallschirms gelang abschließend eine sanfte Landung.

Mit dem heutigen Flug passierten Bezos und Co. die sogenannte Kármán-Linie in 100 Kilometern Höhe, die von vielen Institutionen als Grenze zum Weltraum angesehen wird. Bransons Gefährt "VSS Unity" war am 11. Juli nur knapp 90 Kilometer hoch geflogen - Blue Origin und Bezos selbst sprechen ihm deshalb ab, überhaupt im All gewesen zu sein. Die NASA bezeichnet dagegen alle Menschen, die an Bord eines Flugobjekts in mehr 80 Kilometern Höhe geflogen sind, als Astronauten.

Ältester und jüngster Mensch im All

An Bord befanden sich nur vier Passagiere: Jeff Bezos selbst sowie dessen Bruder Mark, die bereits 82-jährige US-Pilotin Wally Funk und der erst 18-jährige Niederländer Oliver Daemen. Funk hatte einst in den 60er Jahren die Ausbildung zur NASA-Pilotin durchlaufen, damals durften aber nur Männer tatsächlich mitfliegen. Sie wurde von Blue Origin direkt eingeladen und medienwirksam von Bezos höchstpersönlich mit der Nachricht überrascht. Daemen hingegen erhielt den letzten freien Platz, weil ihm sein Vater den Flug geschenkt hatte. Das Ticket war von Blue Origin für mehr ca. 28 Millionen US-Dollar versteigert worden.

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Die Crew auf dem Weg zum Startgelände: Mark Bezos, sein etwas wohlhabenderer Bruder Jeff, Wally Funk und Oliver Daemen (v.l.).

Während Funk damit zur ältesten Astronautin der Geschichte wurde, wird Daemen zum bisher jüngsten. Bezos und sein Unternehmen Blue Origin wollten damit nicht nur Geschichte schreiben, sondern vor allem zeigen, wie sicher Flüge mit den hauseigenen "New Shepard"-Raketen für alle Altersklassen sind.

Denn das große Ziel, das nicht nur Bezos, sondern auch seine Konkurrenten Branson und allen voran Space X-Chef Elon Musk verfolgen: Die Milliardäre wollen Pioniere des Weltraumtourismus sein, einer neuen Wirtschaftsbranche, von der sie sich in Zukunft gewaltige Umsätze erwarten.

Dass die Unternehmensgründer Bezos und Branson dabei selbst in ihren eignen Gefährten mitfliegen, soll natürlich auch für deutlich mehr Aufmerksamkeit sorgen. Vor allem Branson ist ein PR-Coup damit gelungen, dass er kurzfristig noch vor Bezos startete. Ob der Brite mit seinem Vermögen von "nur" drei Milliarden US-Dollar aber tatsächlich langfristig im Kräftemessen der Herren Bezos (ca. 180 Milliarden) und Musk (ca. 160 Milliarden) mitspielen können wird, bleibt fraglich. 

Musk hat mit seinem eigenen Raumfahrtunternehmen Space X zwar noch keine Starts mit Privatpersonen abgewickelt, schickt aber schon seit Jahren Astronauten auf Raumstationen und Satelliten in die Erdumlaufbahn. Das Repertoire von Space X umfasst damit schon jetzt weit mehr als reinen Weltraumtourismus.

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