Der Kampf um Borealis: Aus Freunden wurden Feinde

Unter starken Druck gesetzt: Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss
2012 schaffte es Qubaisi, Roiss überfallsartig als Vositzenden des Borealis-Aufsichtsrates abzusetzen.

Zuerst war Qubaisi der Shootingstar in Abu Dhabi. Er hatte bei einem Deal mit der Großbank Barclays für die IPIC rund zwei Milliarden Dollar verdient. In den vergangenen Jahren jedoch soll der Manager mit riskanten Investments bis zu 50 Milliarden Dollar in den Wüstensand gesetzt haben. Selbst für den Staatsfonds von Abu Dhabi eine Größenordnung, die nicht leicht zu verdauen ist.

Eine Möglichkeit, an neue Liquidität zu kommen, wäre die Verpfändung von Anteilen des Chemiekonzerns Borealis gewesen. Das Unternehmen macht mit 6500 Mitarbeitern acht Milliarden Euro Umsatz und zuletzt fast einer Milliarde Euro Gewinn. IPIC hält knapp zwei Drittel, bei den Stimmrechten haben OMV und IPIC je 50 Prozent.

Dafür allerdings hätte Qubaisi mehr Anteile an Borealis benötigt. Der damalige OMV-Chef Gerhard Roiss jedoch leistete als Aufsichtsratsvorsitzender entschiedenen Widerstand. Das war der Grund, warum das ursprünglich gute Verhältnis zwischen den beiden in tiefe Feindschaft ausartete, berichtet man in Kreisen der "alten" Staatsholding ÖIAG.

Roiss hatte die Borealis zum hoch profitablen Unternehmen aufgebaut, was ihm anfänglich große Wertschätzung bei den Miteigentümern am Golf einbrachte.

Als Roiss bei der Borealis nicht nachgab –was im Interesse der OMV war – begann der Druck. Plötzlich tauchten schwere Korruptionsvorwürfe auf, die sich als völlig haltlos und absurd erwiesen. Die Infos kamen von Qubaisi direkt an den damaligen ÖIAG-Chef Markus Beyrer.

2012 schaffte es Qubaisi, Roiss überfallsartig als Vositzenden des Borealis-Aufsichtsrates abzusetzen.

Ein halbes Jahr später boykottierte die IPIC die Vertragsverlängerung des OMV-Chefs. Dann begann das Finale um den vorzeitigen Abgang von Roiss, der im Vorjahr schließlich seinen Rücktritt anbot. Zu diesem Zeitpunkt war bei der ÖIAG ein weiteres anonymes Dossier eingetrudelt, wieder waren die Vorwürfe haltlos.

Nachdem Qubaisi mit dem direkten Zugriff auf Borealis nicht durch kam, versuchte er es eine Ebene höher und wollte die Anteile an der OMV aufstocken. Um dies zu verhindern und weil der Syndikatsvertrag zwischen Republik und IPIC 2017 ausgelaufen wäre, wurde das Außenwirtschaftsgesetz beschlossen. Das unerwünschten Mehrheiten aus dem EU-Ausland an österreichischen Unternehmen einen Riegel vorschiebt.

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