Der Cavaliere verschreckt die Börsen
Die Jahresendrallye an den Börsen wurde abgebrochen. Nach der Rücktrittsankündigung des italienischen Premiers Mario Monti legten die Anleger am Montag den Rückwärtsgang ein und warfen viele Papiere auf den Markt. Dadurch gab es an den Börsen quer durch Europa Verluste, besonders deutlich fielen sie naturgemäß in Italien aus. Der Leitindex der Mailänder Börse rutschte um rund 3,5 Prozent ab.
Sechs, sieben Prozent und heftiger abwärts ging es bei den italienischen Bankkonzernen wie der Bank-Austria-Mutter UniCredit. Aber auch Silvio Berlusconi, der mit einem Comeback als italienischer Ministerpräsident liebäugelt, wurde ein Stück ärmer. Der Kurs seines Medienkonzerns Mediaset fiel um mehr als zwei Prozent.
Nach unten ging es auch mit den Kursen italienischer Staatsanleihen. Die Rendite (Verhältnis zwischen Fixverzinsung und Kurs des Papiers) zog kräftig an – auf rund 4,82 Prozent. Von den 6,6 Prozent vom heurigen Sommer ist man allerdings noch weit entfernt. Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, glaubt auch nicht, dass die Renditen wieder auf sechs oder sieben Prozent klettern werden. „Was ist passiert: Wir alle haben gewusst, dass in Italien Wahlen kommen.
Jetzt sind sie halt ein Monat früher“, stellt er nüchtern fest. Viele Reformen, die die Regierung Monti beschlossen oder eingeleitet habe, seien unumkehrbar. Bis zu den Wahlen werden die Kurse italienischer Staatsanleihen aber wohl heftiger schwanken als bisher.
Italien steckt aktuell in einer Regierungskrise, seit Längerem aber schon in einer Wirtschaftskrise. Die Rezession hält bereits vier Quartale an und der Schrumpfungsprozess wird noch bis Mitte 2013 anhalten.
Österreich resistent
„Dafür hat sich Österreich erstaunlich gut gehalten“, lobt Marcus Scheiblecker, Experte am Wirtschaftsforschungsinstitut, die heimische Wirtschaft. Immerhin ist Italien nach Deutschland Österreichs zweitwichtigstes Exportziel. Was dort verloren ging, konnten heimische Betriebe außerhalb des Euroraums kompensieren.
Mit einer schwachen italienischen Wirtschaft muss Österreich nun schon lange zurechtkommen. Im Zeitraum 1999 bis heuer ist Italiens Wirtschaftsleistung „gerade einmal um sechs Prozent gewachsen“, hat Bank-Austria-Ökonom Bruckbauer ausgerechnet. Das war das schwächste Plus im ganzen Euroraum. Deutschland kommt auf 18 und Österreich sogar auf 25 Prozent. Die heimische Exportwirtschaft werde deutlich profitieren, wenn es Italien ab Mitte 2013 wieder besser geht.
Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos warnte am Montag vor Ansteckungseffekten durch die Unwägbarkeiten in Italien. Die Regierung in Madrid prüfe daher einen Antrag auf EU-Hilfen.
Zusätzliche Sparmaßnahmen seien nicht mehr geplant, sagte Guindos. Die Wirtschaft schrumpfe heuer um 1,3 bis 1,4 Prozent.
Slowenien versucht dagegen weiter, einen Hilfsantrag bei der EU zu vermeiden. Laut Notenbankchef Marko Kranjec ist das aber nur möglich, wenn das Bankenwesen und das Pensionssystem umgehend reformiert würden. Kranjec macht die staatlich gelenkten Kreditinstitute für die Finanzkrise des Landes verantwortlich. „Wir haben zwar keine Beweise, dass es Einflussnahme auf die Kreditvergabe gegeben hat. Aber die Vermutung, dass es in diese Richtung ging, ist sicherlich nicht falsch“, sagte der Notenbankchef. Das politische System Sloweniens sieht er als großes Problem.
Griechenland dürfte indes den Plan schaffen, mit zehn Milliarden Euro eigene Schulden im Wert von 30 Milliarden Euro zurückzukaufen. Die Anleiheinhaber haben bis Montag Papiere im Wert von 27 Milliarden Euro zurück gegeben. Pro einem Euro Anleihe erhielten sie von Athen zwischen 30 und 40 Cent. Das Land, das damit seinen Schuldenberg um 20 Milliarden Euro reduzieren kann, hat das Rückkaufprogramm bis Dienstagmittag verlängert. Ausländische Privatanleger und Hedge Fonds sollen sich mit 15 Milliarden Euro beteiligt haben.
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