Dämpfer für Temu und Shein: Zollfreigrenzen sollen noch heuer fallen
T-Shirts, Handyhüllen oder Schuhe. Waren von chinesischen Billiganbietern könnten sich bald verteuern. Denn die EU-Kommission will voraussichtlich noch im Juli vorschlagen, die Zollfreigrenze für Importe aus China von 150 Euro aufzuheben, berichtete die Financial Times unter Verweis auf mit der Angelegenheit vertrauten Personen.
Pläne für eine Abschaffung der Zollfreigrenze gibt es in Brüssel bereits seit Längerem, sie sollen nun schneller umgesetzt werden, um die Flut von Billigimporten einzudämmen. Die EU-Kommission habe dabei besonders die chinesischen Online-Marktplätze Temu, Shein und AliExpress im Visier, heißt es.
Es wird teurer
Fällt die Zollfreigrenze, müssten heimische Kunden für die Waren aus Fernost jedenfalls mehr bezahlen. Um wie viel, hängt vom Produkt, den Frachtkosten sowie den für das jeweilige Land geltenden Zolltarifen ab.
Berechnungen des KURIER mit einem für Kleidungsstücke angenommenen Zolltarif von 12 Prozent ergaben, dass ein T-Shirt, das heute für 12,65 Euro verkauft wird, dann 13,51 Euro kosten würde.
Zwei Milliarden Pakete pro Jahr
Im vergangenen Jahr haben laut der EU-Kommission 2,3 Mrd. Pakete unter der Zollfreigrenze die EU erreicht. 2 Mrd. davon sollen allein aus China stammen. Bei beim Billigmodeanbieter Shein wollte man zwar keine detaillierten Zahlen über Bestellungen unter der Zollfreigrenze nennen. Wer bei Shein einkaufe, werde aber selten mit einer Rechnung von über 150 Euro konfrontiert sein, sagt ein Unternehmenssprecher dem KURIER.
Beim Handelsverband geht man davon aus, das höherpreisige Produkte in mehrere Pakete aufgeteilt werden, um den Zoll zu umgehen. Die chinesischen Plattformen stellen das aber in Abrede.
Rasanter Aufstieg
Der Aufstieg der Billiganbieter aus China ging in den vergangenen Jahren in Österreich rasant vonstatten. Mit aggressiven Werbemethoden konnten innerhalb kürzester Zeit Tausende Kunden gewonnen werden. Schätzungen gehen davon aus, dass österreichische Kunden bis zum Jahresende mehr als eine Mrd. Euro in chinesischen Online-Shops ausgeben werden.
Das bringt auch heimische Händler unter Druck. Weil die großen chinesischen Plattformen nicht nur von der Zollfreigrenze profitieren, sondern auch keine Entsorgungsgebühren für Verpackungen oder andere Abgaben bezahlen, fordern Handelsverband und Wirtschaftskammer seit Längerem die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen.
Mehrbelastung für den Zoll
Mit dem Wegfallen der Zollfreigrenze würde aber auch auf den Zoll eine nicht unbeträchtliche Mehrbelastung zukommen. Viele Pakete aus Fernost gelangen über große Hubs in Belgien, die Niederlande oder Ungarn in die EU. Schon heute werden sie nur stichprobenartig und wie Kritiker monieren – ungenügend – kontrolliert.
Ohne Aufstockungen beim Zoll wäre die Paketflut kaum zu bewältigen. Gegenüber der Financial Times warnte ein EU-Beamter deshalb davor, dass es schwierig werden könnte, die Zustimmung aller EU-Länder für die Neuregelung zu erhalten.
Shein gelassen
Bei Shein gibt man sich gelassen. Man sei einer Neuregelung gegenüber offen, sagt ein Sprecher zum KURIER. Denn das Geschäftsmodell beruhe nicht nur auf günstigen Preisen, sondern auch darauf, dass man schnell produzieren und liefern könne.
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