Shein und Temu sorgen für Engpässe in der Luftfracht
Der rasante Aufstieg der chinesischen Online-Händler Shein und Temu macht sich auch in der Luftfracht bemerkbar. Logistik-Experten sprechen von einem massiven Anstieg von Frachtmengen aus China, die auf die Fast-Fashion-Plattformen zurückzuführen sind. Jeweils 4.000 bis 5.000 Tonnen Waren sollen täglich von den Billighändlern aus China ausgeflogen werden, schätzen sie.
Auf globaler Ebene sorgt die Paketflut aus China bereits für Engpässe im Lufttransport. Der große Trend, der die Luftfracht beeinflusse, seien nicht die Attacken der Houthi-Rebellen im Roten Meer, sondern chinesische eCommerce-Firmen, sagt Basile Ricard vom französischen Logistik-Unternehmen Bollore Logistics.
Das wirke sich auch auf die Frachtraten aus, die Rekordhöhen erreichen. Anzeichen für ein Abflauen sind vorerst nicht in Sicht. Die starke Nachfrage werde auch in den kommenden Monaten anhalten, heißt es aus der Branche.
Direktversand
Das hängt auch damit zusammen, dass die Waren, meist billige T-Shirts, Jeans oder Haushaltswaren, direkt aus China zu den Endverbrauchern geliefert werden. Zwischenhändler oder Lagerhäuser in Märkten außerhalb Chinas gibt es kaum. Lediglich in den USA hat Shein begonnen, Lagerhäuser zu errichten. Seitens Temu heißt es, dass man in Europa und den USA nach Zwischenhändlern suche, um Transportwege und Lieferzeiten zu verkürzen.
Eine Zunahme von Paketen aus Asien registriert man auch bei der österreichischen Post. Zwar ist der Anteil gering, er wächst aber merklich. Vom Plus von 10 Prozent bei den Paketmengen im vergangenen Jahr, gehe ein niedriger einstelliger Prozentbereich auf die Paketmengen aus Asien zurück, heißt es.
Falsch deklarierte Waren
Die niedrigen Preise der chinesischen Händler werden auch ermöglicht, weil die Grenze für die zollfreie Einfuhr von 150 Euro mitunter mithilfe der kreativen Verpackung der Güter umgangen wird. „Aus großen Lieferungen werden Teillieferungen gemacht, um unter 150 Euro zu kommen“, sagt Handelsverbandssprecher Gerald Kühberger.
Weil der ungarische Zoll nicht so streng darauf schaue und nicht genau kontrolliere, würden viele Pakete aus China Österreich auch über den Umweg aus Ungarn erreichen. In der Wirtschaftskammer schätzt man, dass jährlich über 2 Milliarden zollfreie Pakete in der EU landen. Bei mehr als der Hälfte davon werde der Warenwert falsch deklariert.
Aufhebung von Freigrenzen gefordert
Die Branchenvertreter sehen heimische Händler durch solche Schlupflöcher benachteiligt und fordern die rasche Aufhebung der Zollfreigrenze, spätestens 2026. Die von der EU vorgesehene Frist bis 2028 dauere zu lange, heißt es.
In der Wirtschaftskammer stößt man sich auch an den niedrigen Versandkosten für die Fracht aus China. Es dürfe nicht sein, dass ein Pakettransport innerhalb Niederösterreichs mehr koste als von China nach Österreich, wetterte zuletzt Handelsobmann Rainer Trefelik.
Fast alle chinesischen Versandhändler würden auf Logistikprozesse mit intereuropäischen Lösungen setzen, heißt es dazu seitens der Post. Die Konditionen in Österreich seien für alle Versender gleich.
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